Bad Sobernheim im Naheland

Die ehemalige steinerne Nahebrücke

Zeichnung von Theodor Melsbach[Bild: Sammlung von Josefine Melsbach]

Bereits in vorgeschichtlicher Zeit überquerte ein Höhenweg von Mainz nach Metz bei Sobernheim die Nahe. Diese Straße blieb auch im Mittelalter eine beliebte Route. Daher wollte man Anfang des 15. Jahrhunderts zur Erleichterung der Flussüberquerung eine steinerne Brücke errichten. Die Anschubfinanzierung übernahm der damalige Amtmann des Kurmainzer Amtes Böckelheim Johann Boos von Waldeck, indem er 1423 der Stadt eine sogenannte Korngülte von zwei Malter Korn vermachte, die zum Bau der Brücke und nach deren Vollendung für einen guten Zweck verwandt werden sollte.


Darauf wurde im Jahre 1426 mit der Errichtung der Brücke begonnen. Im selben Jahr wandten sich die Sobernheimer an den Papst mit der Bitte, das kostspielige Werk zu unterstützen. In dem Schreiben schilderten sie die Nahe als reißenden Fluss, bei deren Durchquerung häufig Menschen und Tiere verunglückten. Die Bittschrift fiel auf fruchtbaren Boden, und Papst Martin V. (1415-1431) erließ im April eine Bulle, in der er die Gläubigen aufforderte, durch freiwillige Spenden und Dienstleistungen den Bau der Brücke zu unterstützen. Als Lohn versprach er den Helfern einen Ablass von zwei Jahren und achtzig Tagen, das heißt den Nachlass von so viel Sündenstrafen, wie man nach altem Kirchenrecht durch eine Buße in der genannten Zeitspanne abtragen konnte.

Nach Vollendung des sechsbogigen Bauwerkes übertrug der Stadtrat dem aus der Gemeinde gewählten Bürgermeister, der damals für die städtische Finanzverwaltung zuständig war, für den Erhalt des Bauwerkes zu sorgen. Der Verkehr von reisenden Handelsleuten über die Brücke nahm deutlich zu und erbrachte den Sobernheimern jährlich 300 Gulden Wegegeld, 400 Gulden Brückengeld und 200 Gulden Gebühren für die Nutzung der Stadtwaage.

Im Jahre 1627 wurde aufgrund eines heftigen Gewitterregens die Brücke von dem angeschwollenen Fluss beschädigt. Noch tragischer war die Tatsache, dass die Nahe ihr Flussbett verlagerte und nun die Brückenpfeiler auf trocknem Land zu stehen kamen. Die Bewohner der Nachbardörfer, welche bisher voller Neid die Sobernheimer Brücke bewunderten, verspotteten nun die Städter wegen der Prachtbrücke mitten im trockenen Feld.

Schwerer allerdings wogen die finanziellen Einbußen. Die Handelsreisenden nahmen nun einen Umweg von etwa zehn Stunden in Kauf, was den Wegfall der bisherigen üppigen Einnahmen bedeutete. Um das Jahr 1770 wurden an Wegegeld nur noch 60 Gulden und für die Nutzung der Stadtwaage lediglich sieben Gulden eingenommen.

In der Folgezeit unternahmen die Sobernheimer mehrere Versuche, den Landesherren zur Errichtung einer neuen Brücke zu bewegen. 1768 erhielt man sogar die Baugenehmigung. Aber immer wieder scheiterte die Ausführung. Erst im Jahre 1868 gelang das Vorhaben durch eine gemeinsame Anstrengung der Stadt Sobernheim und der Gemeinde Meddersheim.

Unter Leitung des Baumeisters Kranich aus Meisenheim, der auch die Staudernheimer Brücke ausgeführt hat, entstand das heute noch erhaltene Bauwerk. Als im Jahre 1876 die seit der Naheverlegung unbrauchbare Brücke endlich beseitigt wurde, verwandte man die hier abgebrochenen Steine zur Uferbefestigung der neuen Meddersheimer Brücke. [Anm. 1]

NACHWEISE

Verfasser: Gottfried Kneib

Redaktionelle Bearbeitung: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Matern, Willy: Drei seltsame Nahebrücken. In: Kreuznacher Heimatblätter 1970, S. 21ff.
  • Müller, Wilhelm: Nahekunde – Sobernheim und seine Umgebung im Wandel der Zeiten, Bad Kreuznach 1924.
  • Weidenbach, A. J.: Das Nahethal. historisch und topographisch, Band 3, [= Rheinischer Antiquarius, Bd. II 18], Coblenz 1870.

 Erstellt am: 03.02.2023

Anmerkungen:

  1. Weidenbach 1870 S. 8-15 / Matern 1970 S. 21 / Müller 1924 S. 162, 164 u. 176 (Anm. 79).  Zurück