Godelhausen in der Pfalz

Godelhausen

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsteil in der Ortsgemeinde Theisbergstegen

 und in der Verbandsgemeinde Kusel

Einwohner (1961): 353, davon

232 evangelisch, 16 röm. katholisch,

5 ohne Konfession

Gemarkung: 263 ha


0.2.Lage

Das Dorf liegt im Glantal auf der linken Seite des Flusses an der Mündung zwischen dem Ortsteil Stegen von Theisbergstegen und dem Ortsteil Eisenbach der Ortsgemeinde Matzenbach in einer Höhe von ungefähr 210 Metern über NN. Die Erhebungen seitlich des Tales in der ehemaligen örtlichen Gemarkung erreichen im Röderwald eine Höhe von 340 Metern. Zwei kleine Bäche fließen im Bereich der Ortslage dem Glan zu. Die Gemarkung grenzt im Osten und Südosten an die Gemarkung der Ortsgemeinde Matzenbach, im Süden an die Gemarkung von Rehweiler, im Westen an die Gemarkung von Etschberg, im Norden und Nordosten an die frühere Gemarkung des Ortsteils Theisbergstegen.

 

0.3.Siedlung und Wohnung

Das Dorf zieht sich über dem Glanufer entlang der Eisenbahnstrecke und einer Straße, die sich am Gleithang der Berge links des Tales netzartig ausweitet. Die Art der Bebauung lässt noch erkennen, dass Godelhausen früher ein reines Bauerndorf war. Im 18. und 19. Jahrhundert entstandene Bauernhäuser prägen vor allem den Bereich an der Bergstraße und an der südlichen Hauptstraße, während neuere Einfamilienhäuser die Erweiterungen des alten Ortskerns bestimmen. Das alte Schulhaus von 1830 mit einem Glockentürmchen steht im südlichen Dorfbereich an der Hauptstraße, es wird heute z. T. als Lagerhalle genutzt. Das neue Schulhaus von 1955 steht am nördlichen Ende des Dorfes. Ganz im Süden zwischen Glanufer und Bahnterrasse befindet sich die ehemalige Mühle.

Gesehen vom anderen Ufer her

0.4.Name

Ursprünglich hieß der Ort Godelsau (1364 Godelsauwe). Dem Grundwort Au verband sich das Bestimmungswort Godeliob (Gottlieb). Erst im 16. Jahrhundert erscheint das neue Grundwort -hausen in einer Originalurkunde (1546 Godelhaußen), wobei das Verbindungs-S zwischen den beiden Wörtern verschwindet. Die neue Namensform kam wahrscheinlich durch Verballhornung des ursprünglichen Namens zu Stande. Weitere Namensformen sind u.a. Godelzawe (1456), Göddelhausen (1824).

0.5.Wüstungen

An den ehemaligen Ort Leidsthal in der Gemarkung von Rehweiler erinnert noch der Flurname Leidsthaler Hube. Über weitere untergegangene Dörfer im Bereich Godelhausen ist nichts bekannt. 

0.6.Wappen

Auf goldenem Grund erscheint in einem blauem Bachlauf mit grasbewachsenen grünen Ufern eine nackte männliche Gestalt, die aus einem goldenen Krug Wasser ausschüttet. Das Motiv erscheint wieder im Wappen der Ortsgemeinde Theisbergstegen. Es soll auf ein altes Siegel von Godelhausen zurückgehen. Da Godelhausen Ortsteil von Theisbergstegen geworden ist, wurde das Wappen nicht durch die Bezirksregierung genehmigt. (Vgl. Debus 1988 S.159)

0.7.Abriss der Ortsgeschichte

0.7.1.Frühgeschichte

Die Umgebung des Ortes war seit der Jungsteinzeit von Menschen besiedelt, wie Funde in den umliegenden Dörfern beweisen. Das gilt auch für die gallo-römische Zeit, wobei vor allem auf die Römersiedlung bei dem Nachbarort Gimsbach hinzuweisen ist.

0.7.2.Mittelalter

Das Dorf lag am Rande des Remigiuslandes, ein genauer Zeitpunkt für die Ortsgründung an der Glanaue ist nicht fest zu stellen. Nach Dolch und Greule werden Orte mit dem Grundwort Au schon im frühen Mittelalter genannt, erscheinen gehäuft aber erst im 12. und 13.Jahrhundert. So mag die Siedlung im 11. oder 12. Jahrhundert entstanden sein. Die Ersterwähnung in einer Urkunde des Jahres 1364 erfolgte im Zusammenhang mit einer Verfügung, nach der das Unteramt Altenglan ein jung verheiratetes herrschaftliches Ehepaar zu unterhalten hatte, das auf der Burg Lichtenberg wohnte. Bei dem Ehepaar handelte es sich um den späteren Grafen Heinrich III. von Veldenz und um Lauretta von Sponheim. In der Urkunde werden alle Orte genannt, die damals zum Unteramt Altenglan gehörten. Dabei ist zu beachten, dass im 16. Jahrhundert der Ort zu dem Diedelkopfer oder Pfeffelbacher Amt gezählt wurde. Da die Bauern von Godelhausen sowohl an die Propstei Remigiusberg als auch an die Grafen von Veldenz Steuern zu zahlen hatten, erscheint der Ortsname in den entsprechenden Steuerlisten. Im Jahr 1444 erscheint "Dielman von Godelsouwe gen. Schrame" in einer Urkunde. Es handelte sich offensichtlich um einen Dienstmann der Veldenzer bzw. des Pfalzgrafen Stephan von Zweibrücken, der in diesem Jahr die neue Pfalzgrafschaft, (das Herzogtum) begründet hatte. In der Urkunde bestätigte der Schrame, dass er und seine Brüder Johann und Wilhelm von dem Grafen Friedrich III. von Veldenz ein Lehen erhalten hatten, ein Haus in Nohfelden sowie eine bestimmte Menge Getreide pro Jahr.

0.7.3.Neuzeit

Das Dorf teilte die Geschichte der Pfalzgrafschaft Zweibrücken bis zu deren Ende zur Zeit der Französischen Revolution. In der berühmten Beschreibung des Oberamtes Lichtenberg durch den zweibrückischen Beamten Johannes Hofmann wird auch die Lage des Dorfes Godelhausen wiedergegeben: "von jetzt angezeigtem Ortt, do die Greinitz (Grenze) über der Godelhauser Müllen, die sonsten auch Hanns Karchers Mühll genannt wirdt, und derselben Müllenteich oder Wehr wieder in den Glan felt, folget ferner die hohe Oberkeit zwischenn Godelhausen unndt Gümßbach am linken Gestade des Glans hinauf, bis do der haller Graben zur rechten handt herunter uf die Wiesen sich erstrecket. In welchem ernanten Graben rinnnen mit ihren Feltgemarcken zusammen Godelhausen unnd Eysenbach." (Zenglein S. 24) Wir erfahren einige Jahre später aus den so genannten Konker Protokollen, dass im Jahre 1609 in dem Dorf 55 Menschen in insgesamt fünfzehn Familien wohnten. Unter der Pest hatten die Bewohner von Godelhausen offensichtlich nicht besonders zu leiden. Auffällig ist, dass in dem Pestjahr 1597 fünf Tote zu beklagen waren, während sonst oft Jahre lang keine Beerdigungen stattfanden. Doch in anderen Dörfern war die Todesrate wesentlich höher. Bald begann der Dreißigjährige Krieg, der in der Kuseler Gegend die Bevölkerung allgemein dezimierte. Wahrscheinlich war das Dorf am Ende des Krieges so gut wie ausgestorben. Allgemein wanderten Menschen aus Gegenden zu, die vom Krieg verschont geblieben waren. Neue Verwüstungen entstanden durch die Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV. Godelhausen zählte zu den Dörfern, die im Jahr 1675 als "verbrannt" bezeichnet wurden. Immerhin lebten in jenem Jahr aber auch 15 Einwohner im Ort. Im verhältnismäßig friedlichen 18. Jahrhundert stiegen die Einwohnerzahlen kräftig an, sie verdoppelten sich innerhalb einiger Jahrzehnte. Während der französischen Zeit von 1801 bis 1814 lag das Dorf im Departement Saar, im Arrondissement Birkenfeld und im Kanton Kusel. In der folgenden bayerischen Epoche ab 1816 lag es ebenfalls im Kanton Kusel des nunmehrigen Landkommissariats Kusel, dem späteren Bezirksamt und Landkreis. Gleichzeitig war Godelhausen im zeitweiligen Wechsel mit Theisbergstegen Sitz einer Bürgermeisterei. 1967 erzielte der Ort außergewöhnlich große Erfolge im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden". Godelhausen wurde Sieger in der Hauptklasse auf Kreisebene, 2. Bezirkssieger "Rheinhessen-Pfalz", dann Landessieger  -  schönstes Dorf im Land Rheinland - Palz (Staatsehrenpreis), schließlich Bundessieger mit Goldmedaille. In einer Feierstunde in der Bonner Beethovenhalle konnten Vertreter der Gemeinde im beisein zahlreicher Bürgerinnen und Bürger aus Godelhausen diese hohe Auszeichnung aus den Händen von Bundespräsident Lübke und Graf Lennart Bernadotte entgegennehmen.  Im Jahr 1968 wurde die im Zuge der neuen Funktional- und Regionalordnung die bis dahin bestehende seit 1816 aufgelöst. Godelhausen wurde nun ein Ortsteil der neuen Ortsgemeinde Theisbergstegen innerhalb der Verbandsgemeinde Kusel.

0.8.Wahlen, neuere Ergebnisse Theisbergstegen

SPDKPDDVPNSDAPDemokratenübrige
1924 (Mai)8,716,153,4 ---13,0---
192811,73,321,718,3---18,3
1930 (Sept.) 14,822,23,731,031,527,8
1933 (März) 5,213,4--- 77,6------

0.9.Zeittafel

um 800Gründung des Dorfes im Remigiusland
1147Das Remigiusland wird an die Grafen von Veldenz übergeben
1364Ersterwähnung in einer Urkunde des Grafen Heinrich I. von Veldenz und Geroldseck
1444Godelhausen in der Pfalzgrafschaft Zweibrücken
1537Einführung der Reformation nach Luther
1588Übertritt der Bewohner zum Kalvinismus
1801-1814Godelhausen im Departement Saar, Arrondissement Birkenfeld und Kanton Kusel
1817Godelhausen im Landkommissariat Kusel des Königreich Bayern, weiterhin auch im Kanton Kusel und zeitweise im Wechsel mit Theisbergstegen Sitz der Bürgermeisterei
1968Große Erfolge im Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden". Sieger in der Hauptklasse auf Kreisebene, 2. Bezirkssieger Rheinhessen-Pfalz, Landessieger als schönstes Dorf in Rheinland-Pfalz, Bundessieger mit Goldmedaille
1972Ortsteil in der Ortsgemeinde Theisbergstegen der Verbandsgemeinde Kusel

0.10.Religiöse Verhältnisse

Godelhausen lag innerhalb des Remigiuslandes, gehörte damit von seiner Gründung an zu einem Herrschaftsgebiet der Kirche von Reims, war aber kirchenorganisatorisch dem Erzbistum Mainz unterstellt. Innerhalb der regionalen Kirchenorganisation gehörte das Dorf während des Mittelalters zur Kirche auf dem Remigiusberg, nach der Reformation zur Kirche von Theisbergstegen. Es ist dabei zu bedenken, dass bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges der Fürst über die Konfession seiner Untertanen bestimmte. Somit gehörten die Bewohner vom Beginn der Reformation an zum lutherischen Glauben, ab 1588 zur reformierten Konfession des Johannes Calvin. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wanderten nach und nach römisch-katholische Christen zu, doch bis heute blieben die Bewohner überwiegend evangelisch. Protestanten und Katholiken gehören heute zu den entsprechenden Kirchengemeinden in Theisbergstegen und zu den Dekanaten Kusel. 

0.11.Bewohner

Die Bewohner lebten bis ins 19. Jahrhundert vornehmlich von der Landwirtschaft, doch schon während des 19. Jahrhunderts gab es auch einen beachtlichen Anteil an Arbeiterfamilien. Heute lebt nur noch ein kleiner Teil der Einwohner von der Landwirtschaft. Der Ort gilt als eine Wohnsiedlung mit vielen Auspendlern.    

0.12.Folgende Einwohnerzahlen

1609182518351971190519391961
insgesamt56193 210233257290353
kath.---11 16
ohne Konf. oder keine Angabe------ 5

0.13.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.13.1.Die Schule

Bemühungen um eine eigene Schule bestanden schon im 16. Jahrhundert, doch alle guten Vorhaben erledigten sich durch den Dreißigjährigen Krieg. Im frühen 18. Jahrhundert entstand eine gemeinsame Schule für die Dörfer Etschberg, Godelhausen und Eisenbach mit dem Schulsitz ab 1711 in Etschberg, ab 1721 in Godelhausen. In den drei Dörfern bestanden aber auch neben dieser allgemeinen gemeinsamen Schule eigene Winterschulen. In der allgemeinen Schule unterrichtete bis 1716 ein Lehrer Beinbrech aus Kusel. Ihm folgte Johann Dielforter. Lehrer Dielforter erkrankte bald, und er wurde beim Unterrichten von seinem Sohn Johann Nikolaus Dielforter unterstützt, der dann 1737 nach dem Ausscheiden des Vaters selbst zum Lehrer in Godelhausen ernannt wurde. 1765 wurde ein Isaak Dielfurter als Seminarist aus Godelhausen gemeldet, der Sohn von Johannes Nikolaus. Die Eltern waren mit Johann Nikolaus Dielfurter nicht zufrieden, er lehre die Kinder falsch lesen, unterrichte unzureichend für die Prüfung bei der Konfirmation, lasse die Kinder lieber Ruthen schneiden zum Bäume possen statt ihnen das Rechnen beizubringen, könne auch nicht singen, und die Kinder seien nicht fähig, ein Leichenlied vorzutragen. Die Regierung hielt nach einer Überprüfung des Lehrers die Klagen für nicht gerechtfertigt. Da etwa zwei Drittel der Schüler aus Etschberg kamen, ist es zu verstehen, dass dieser größte Ort den Bau eines eigenen Schulhauses anstrebte, zumal das Haus in Godelhausen baufällig war. Die Regierung unterstützte das Bestreben der Etschberger nicht und verfügte, das Schulhaus in Godelhausen umzubauen. Etschberg bekam lediglich einen eigenen Winterschullehrer. Joh. Nik. Dielforter starb 1780. Den Unterricht in Godelhausen übernahm Sohn Isaak Dielforter, der acht Jahre nach dem Tod seines Vaters im Alter von 44 Jahren starb. Der Etschberger Winterschullehrer Johann Jakob Reiß übernahm nun den Hauptunterricht in Godelhausen. 1792 erbaute die Gemeinde Godelhausen mit Regierungsgenehmigung ein neues Schulhaus, in dem wiederum auch die Kinder von Etschberg und Eisenbach unterrichtet wurden. Bald hatte die Regierung ein Einsehen und gestattete eigene Schulen für die drei Dörfer. Ein neues Schulhaus entstand 1830 in Godelhausen, in dem nun lediglich die Kinder aus dem Dorf selbst unterrichtet wurden. Ein modernes Schulhaus für Godelhausen und Theisbergstegen entstand 1955. Seit 1970 werden hier die Grundschüler aus mehreren Dörfern der Umgebung unterrichtet.

0.13.2.Kultur und Brauchtum

Kulturarbeit besteht zum großen Teil in der Zusammenarbeit mit den Vereinen des Ortes selbst, auch mit Vereinen der gesamten Ortsgemeinde. Dennoch sind ein Freizeitclub zu nennen, ein Rentnerverein und der Landfrauenverein Theisbergstegen-Godelhausen. Die Godelhausener Kerb wird am 2. Wochenende im Mai gefeiert, noch immer zünftig mit Kerwestrauß und Straußrede.

0.14.Gesundheits- und Sozialwesen

Allgemeinärzte und Zahnärzte werden hauptsächlich in Theisbergstegen und in Kusel aufgesucht. Nächste Krankenhäuser sind die Westpfalzkliniken in Kusel und in Kaiserslautern, sowie die Universitätsklinik in Homburg. Für die Altenbetreuung ist u. a. die Sozialstation Kusel-Altenglan zuständig. Ein Kindergarten besteht im Ort selbst.

0.14.1.Wirtschaft und Verkehr

Ursprünglich lebte die Bevölkerung vor allem von der Landwirtschaft, aber schon früh arbeiteten auch einige Bewohner in Steinbrüchen und Bergwerken. Heute ist die Landwirtschaft nur noch für wenige Bewohner des Ortes von wirtschaftlicher Bedeutung, und es leben Menschen aus den unterschiedlichsten Berufen im Ort, die zum großen Teil zu ihrer Arbeit auspendeln müssen. Ein Erwerbszweig mit Zukunft kann der Fremdenverkehr darstellen. Godelhausen liegt an der Kreisstraße 18, die von Eisenbach nach Theisbergstegen führt. Die Bundesstraße 423 jenseits des Glans ist über Brücken in Theisbergstegen und in Eisenbach zu erreichen. Die Autobahnauffahrt Glan-Münchweiler liegt etwa 12 Kilometer weit entfernt. Die Eisenbahnlinie Kusel - Landstuhl führt durch den Ort, Haltestellen sind in Theisbergstegen und in Eisenbach.

 

Neues Bauernhaus

0.15.Nachweise

Verfasser: Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Kramer, Karl: Geschichte des Volksschulwesens im früheren Herzogtume Zweibrücken, Band I Kaiserslautern 1911, Band II Kaiserslautern 1915, vor allem Band II, S. 373-377.
  • Dick, Rainer: 100 Jahre Gesangverein Godelhausen - die Gemeinde Godelhausen und ihr Gesangverein; Orts- und Gemeindechronik, Godelhausen 1990.
  • Wolf, Karl: Aus der Geschichte des Glantaldorfes Godelhausen, in: Westrichkalender Kusel 1968, S. 143-144.