Bogel im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Bogel

0.1.Frühgeschichte und Mittelalter

Bei Ausgrabungen im Jahr 1906 konnte eine römische villa rustica im Ortsgebiet von Bogel nachgewiesen werden. Das Areal hatte eine Gesamtlänge von etwa 754m und eine Fläche von 35.940m² und bestand aus mehreren verschiedenen Gebäuden. Eines davon war beispielsweise ein Hauptgebäude mit einem Baderaum, der teilweise mit einer Heißluft-Fußbodenheizung ausgestattet war. Aufgrund vorgefundener Brandspuren ist davon auszugehen, dass die gesamte Anlage in einem Feuer zerstört worden war. Durch Bogel führte auch eine römische Straße (heutige Braubacher Straße) von Braubach nach Lorch und in das etwa 10km entfernt gelegene Holzhausen an der Haide, wo sich ein Kohortenkastell des römischen Limes befand.

Weitere römische, keltische oder nachfolgende Siedlungsspuren, wie etwa der Alemannen, wurden nicht gefunden. Um 500 n. Chr. muss eine dauerhaftere Besiedlung durch die Franken begonnen haben.

Bogel wurde erstmals 893 im sogenannten Prümer Urbar als „Bachelo“ erwähnt. Ein Urbar ist ein frühes Geschichtsbuch, das hier die Klosterabtei von Prüm führte, zu der Bogel damals gehörte. In anderen Urkunden aus den nachfolgenden Jahren wird die Gemeinde ebenso als „Bachele“ oder „Backel“ bezeichnet. Die Namen beziehen sich vermutlich auf den im Unterdorf von Bogel entspringenden Hasenbach. 

Über ein etwaiges Gründungsdatum oder den konkreten Werdegang des Dorfes schweigen die Quellen. Im 12. Jahrhundert gehörte Bogel noch immer zur reichen Abtei Prüm. Die 21 Höfe im Ort wurden von Hörigen und Leibeigenen landwirtschaftlich bearbeitet. 1250 geriet Bogel über den Grafen von Arnstein in den Besitz der Grafen von Katzenelnbogen. Als deren letzter Erbe 1479 starb, kam Bogel nach dem Katzenelnbogischen Erbfolgestreit zwischen den Häusern von Hessen und Nassau-Dillenburg an Hessen-Kassel.

0.2.Frühe Neuzeit bis 19. Jahrhundert

Nach dem Tod des Landgrafs Philipp I. von Hessen 1583 wurde die Landgrafschaft unter seinen Söhnen aufgeteilt. Bogel im nun als Niedergrafschaft Katzenelnbogen bezeichneten Gebiet wurde in das hessische Verwaltungsamt Reichenberg gegliedert. Während des Dreißigjährigen Krieges gehörte das Gebiet kurzfristig zu Hessen-Darmstadt, ab 1647/1648 wieder zu Hessen-Kassel. Nach 1670 wurde es an die Landgrafschaft Hessen-Rheinfels-Rotenburg verkauft.

1789 lebten 250 Menschen in Bogel mit mehr als doppelt so vielen Schafen. Aus ihrer Wolle wurde Tuch gewoben, welches die Haupteinnahmequelle vieler Gemeinden der Umgebung war. Weil der Stoff oftmals mit Pflanzenfarbe blau gefärbt wurde, ist die Region noch heute als Blaues Ländchen bekannt. Noch bis weit in das 20. Jahrhundert hinein war der Großteil der Bewohner von Bogel in der Landwirtschaft tätig. Besonders wichtig war in den Kriegsjahren der Anbau von Flachs, aus welchem Leinen hergestellt wurde.

In Bogel selbst hatte es nie ein eigenes Kirchengebäude gegeben. Es gehörte zum sogenannten Kirchspiel Ruppertshofen und besuchte, wie auch die Gemeinden Endlichhofen, Oelsberg, Kasdorf und Pissighofen (heute Hainau), die Kirche in Ruppertshofen. Auch die Toten wurden auf dem Friedhof in Ruppertshofen beerdigt, bis man sich 1896 für einen eigenen Friedhof einsetzte, der im Folgejahr fertiggestellt wurde. Bevor Bogels eigene Schule 1818 gebaut wurde, besuchten die Kinder ebenfalls die Kirchspielschule von Ruppertshofen.

Von 1806 bis 1813 war das Gebiet der Niedergrafschaft unter französischer Verwaltung Napoleons (Pays réservé de Catzenellenbogen). Im Wiener Kongress 1815 schließlich wurden Bogel und 34 andere Gemeinden dem Herzogtum Nassau einverleibt, welches wiederum im preußisch-österreichischen Krieg 1866 vom Königreich Preußen annektiert worden war. Es war zunächst der Provinz Hessen-Nassau zugeordnet und ab 1885 dem neu gegründeten Kreis Sankt Goarshausen.

1874 lebten 275 Menschen in Bogel, die Mehrheit davon evangelisch und nur wenige katholisch oder jüdisch.

Auch Bogel wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts von der Auswanderungswelle nach Amerika erfasst. Mehr als 10 Anwohner und ihre Familien unternahmen die Schiffsfahrt in die Neue Welt, in der man der Armut seiner Heimat entgehen und für geringes Geld große Flächen Land kaufen und bewirtschaften konnte.

0.3.20. und 21. Jahrhundert

Am 18. September 1900 wurde die Kleinbahnstrecke St. Goarshausen – Nastätten mit Bahnhofsstation in Bogel in Betrieb genommen.

1914 erhielt jedes Haus einen Wasseranschluss, im November 1916 – trotz des Ersten Weltkriegs – den Anschluss an das Stromnetz.

Im Ersten Weltkrieg starben 20 Soldaten aus Bogel. Von 1923 bis 1930 waren Bogel und Umgebung französisch besetzt.

Zur Zeit des Nationalsozialismus gab es auch in Bogel NS-Organisationen. 1934 wurden Männer des Reichsarbeiterdienstes (RAD) in Bogel einquartiert, nachdem der damalige Bürgermeister Heinrich Karl Maus sie bei dem zuständigen NSDAP-Amt für Arbeiten an der Infrastruktur Bogels angefordert hatte. Bis 1941 war hier ein umfangreiches RAD-Lager errichtet worden. Von 1939 bis 1941 war dort ein weiblicher RAD stationiert.

Zwei jüdische Bewohner Bogels wurden in Konzentrationslagern ermordet.[Anm. 1] Im Zweiten Weltkrieg verloren 43 von 116 als Soldaten eingezogenen Männern aus Bogel ihr Leben.

Nach dem Krieg wurden polnische Zwangsverschleppte in dem Lager untergebracht. Die Beziehung zwischen ihnen und den Anwohnern Bogels war eher angespannt.

Nach einer kurzen amerikanischen Besetzung bis Juni 1945 kam Bogel mit der Umgebung in die französische Besatzungszone der Nachkriegszeit.

1946 kam Bogel in das neu entstandene Bundesland Rheinland-Pfalz. Seit 1972 gehört es der Verbandsgemeinde Nastätten im Kreis Rhein-Lahn an.

Verfasserin: Katrin Kober

Erstellt am: 07.08.2020

Dieser Artikel basiert auf: Gemeinde Bogel (Hg.): Heimatbuch der Ortsgemeinde Bogel. Elkenroth 1992.

Anmerkungen:

  1. Seibert, Hubertus: Zwischen Integration und Deportation. Zur Geschichte der Juden im Rhein-Lahn-Gebiet (1918-1945). In: Der Rhein-Lahn-Kreis. Landschaft – Geschichte – Kultur unserer Heimat. Hrsg. v. der Kreisverwaltung des Rhein-Lahn-Kreises. Oberwesel/Rhein 1987, S. 252ff. Zurück