Ebersheim in Rheinhessen

Das Kaufhaus Rückeshäuser

von Georg Bertz und Rudolf Büllesbach

Alte Ansicht des Kaufhauses Rückeshäuser[Bild: Rudolf Büllesbach]

Der Weg nach oben ist schwierig. Die einen schaffen es mit harter Arbeit, während andere an einen Aufzug denken. Arthur Simon aus Ebersheim hat beides getan. Er erfand die Regeltechnik für Aufzuganlagen und wurde hierfür sowie für weitere 40 Patente in die Spitze seines Unternehmens berufen. Als er Mitte des vergangenen Jahrhunderts starb, hatte er seinem Lebenslauf noch Stationen als erfolgreicher Rechtsanwalt für Patentangelegenheiten und als Präsident oder Mitglied mehrerer Elektroingenieur-Verbände hinzugefügt.
All dies ist lange her und könnte schon viele Jahre vergessen sein. An die Familie Simon erinnert heute aber noch ein Kapitel in dem Buch, das Friedrich Eckert im Jahre 1992 mit dem Titel "Juden in Ebersheim" herausgegeben hat. Dort sind zwei Kopien von Zeitungsartikeln aus den 30er-Jahren abgedruckt, die an Arthur Simon erinnern.
Im Dezember 2007 waren jetzt neue Zeitungsartikel zu lesen, die mit der Ebersheimer Familie Simon verbunden sind. In der Allgemeinen Zeitung machte der Ebersheimer Ortsvorsteher Rainer Emrich auf den „Schandfleck“ gegenüber der Katholischen Kirche aufmerksam. "Es ist verdreckt dort, einfach schlimm", so der Ortsvorsteher in der AZ.
Dieses Grundstück gehörte Anfang des vergangenen Jahrhunderts der Familie Simon und war zu dieser Zeit aufgrund seiner Lage einer der besseren Adressen in Ebersheim. Dies erkannte im Jahre 1903 auch die Familie Rückeshäuser. Die Familie Simon hatte sich gerade entschlossen, nach Amerika auszuwandern und ihren gesamten Ebersheimer Grundbesitz zu verkaufen. Die Familie Rückeshäuser ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und ein Kaufvertrag wurde in der  Folgezeit abgeschlossen. Um das Jahr 1913 eröffnete dann das "Kaufhaus Rückeshäuser" in der Römerstraße. "An der Kirche", so hieß es später stolz in den Werbeanzeigen.
Das Kaufhaus befand sich anfangs in dem Gebäude, das heute noch steht und jetzt langsam verfällt. Um das Jahr 1930 zog das Kaufhaus um, weil das große Haus für ein anderes Gewerbe genutzt werden sollte. Die Familie Rückeshäuser hatte eine Schweine- und Viehhandlung eröffnet und plante,  diese Geschäfte im Stammhaus abzuwickeln.
Für das Kaufhaus wurde auf dem Eckgrundstück ein neues, flaches Gebäude errichtet. In der Werbung konnte darauf hingewiesen werden, dass die Ebersheimer dort auch weiterhin "Textil-Haushaltswaren-Lebensmittel" und "reelle Bedienung" finden können.
Die Geschäfte liefen in den Folgejahren sehr erfolgreich.  Noch in den 60er-Jahren konnte Hans Rückeshäuser verschiedene Anzeigen in Zeitungen und Festschriften schalten und hierin für die Viehhandlung sowie für das inzwischen umbenannte "Edeka-Kaufhaus" werben.
Einige Jahre später gab es beide Geschäfte nicht mehr. Das Kaufhaus wurde geschlossen. In den Anbau zogen in den Folgejahren u.a. ein Elektro- und Blumengeschäft sowie  ein Taucherladen. Als auch diese Geschäfte geschlossen hatten, dauerte es nicht mehr lange, bis der Anbau abgerissen wurde und die Verwahrlosung des Grundstücks einsetzte.
Ganz anders erging es der Familie Simon in den USA. Nachdem der Ebersheimer Arthur Simon in Milwaukee Fuß gefasst und mit der Familie eine neue Existenz aufgebaut hatte, kletterte sein Sohn Herbert die Erfolgsleiter noch weiter nach oben. Zwischen 1968 und 1971 war Herbert Simon im wissenschaftlichen Beraterstab der Präsidenten Johnson und  Nixon tätig. Vor dreißig Jahren dann der Höhepunkt: Der Sohn eines 2Ebersheimer Jungen" erhielt im Jahre 1978 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

Georg Bertz und Rudolf Büllesbach. Mehr Bilder und Informationen zum Kaufhaus Rückerhäuser sowie zu Arthur und Herbert Simon gibt es im Internet unter www.ebersheimer-album.de.

Nachweise

Verfasser: Georg Bertz und Rudolf Büllesbach

Redaktionelle Bearbeitung: Dominik Kasper

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 14.06.2014