Rheindürkheim in Rheinhessen

Das Rheindürkheimer Rathaus

Rathaus Rheindürkheim von der Rheinseite aus, 2020.[Bild: Klaus Harthausen]

Am Kiesplatz, welcher die Rheindürkheimer Ortsmitte am Rhein darstellt, steht das barocke Rathaus. Der markante Bau hat einen nahezu quadratischen Grundriss und weist Ecklisenen sowie ein Mansardwalmdach auf. Dieses wird von einem achteckigen Glockenturm gekrönt. Ausweislich des Jahressteins am Pfeiler des ehemaligen Hofeingang wurde das Rathaus im Jahr 1732 erbaut. Wo davor ein Rathaus stand, ist nicht nachweisbar, es ging aber sehr wahrscheinlich im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 verloren.

Jahresstein am ehemaligen Hoftor des Rathauses, 2021.[Bild: Klaus Harthausen]

Im Turmreiter beherbergt das Rathaus drei Glocken. Sie schlagen sowohl die weltliche Uhrzeit wie auch sakral für die gegenüber liegende Simultankirche, die selbst keinen Turm besitzt. Die beiden größeren Glocken und die Turmuhr wurden 1920 eingebaut, nachdem die vorherigen Glocken im April 1917 kriegsbedingt eingeschmolzen wurden. Sie kamen von A. Hamm aus Frankenthal. Jedoch mussten 1941 die beiden größeren Glocken erneut für die Kriegswirtschaft abgegeben werden. Daher sind die beiden heutigen Bronzeglocken aus dem Jahr 1950, hergestellt von der Glocken- und Kunstgießerei Rincker (GRS Nr. 6863 und 6864). Nur die kleinste Glocke ist noch alt.

Historische Postkarte, wahrscheinlich 1950er-Jahre.[Bild: Bestand OAG Rheindürkheim]

Eine teilweise geistliche Funktion von Rathäusern ist in Rheinhessen und der Pfalz nicht unbekannt und eine Folge der pfälzischen Kirchenteilung von 1713. Sie brachte in der ehemaligen Kurpfalz vielfach die Kapellenrathäuser hervor, in welchen die jeweiligen Minoritätsglauben Räumlichkeiten zur Ausübung ihres Glaubens fanden. In Rheindürkheim war keine Kapelle, aber seit dem 18. Jahrhundert die Schule und die Lehrerwohnung der Katholiken beheimatet, welche im Ort in der Minderheit waren und bis 1872 keine eigene Schule hatten. In den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts war im ersten Stock noch immer eine Schulklasse und die Kochküche der Fortbildungsschule für Mädchen untergebracht. Dies blieb so bis zum Schulhausneubau im Jahre 1952.

Heute ist im Erdgeschoss die Ortsverwaltung untergebracht und oben ein Ratssaal. Im Flur und im Ratssaal ist eine Dauerausstellung des Schiffervereins untergebracht.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Klaus Harthausen

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreisfreie Stadt Worms. Mainz, Stand Februar 2022.
  • Dlugosch, Hans: Unser Rheindürkheim. Beiträge zu seiner Geschichte, eingebunden in Ereignisse der Zeitläufe. Herausgegeben von der Ortsgeschichtlichen Arbeitsgemeinschaft Rheindürkheim e.V. 2. Aufl. Rheindürkheim 1996.
  • Höpp, Wolfgang: 23 Kapellenrathäuser in Rheinhessen - Zwei in Einem? www.regionalgeschichte.net/bibliothek/aufsaetze/hoepp-wolfgang/hoepp-23-kapellenrathaeuser-in-rheinhessen.html

Erstellt am: 21.03.2022.