Wörrstadt in Rheinhessen

Die katholische Kirche St. Laurentius

Katholische Kirche St. Laurentius in Wörrstadt
Katholische Kirche St. Laurentius in Wörrstadt[Bild: Wikipedia-Nutzer "Astloch" [CC BY-SA 4.0]]

Die katholische Kirche St. Laurentius in Wörrstadt befindet sich in direkter Nachbarschaft der evangelischen Laurentiuskirche und wurde 1836 errichtet.

Bis zum Bau der katholischen Kirche St. Laurentius wurde die evangelische Laurentiuskirche immer wieder von der katholischen Gemeinde mitgenutzt. Die evangelische Kirche wurde im Frühmittelalter am östlichen Rand der Hofgruppe errichtet, die sich im heutigen Ortsgebiet in der Nähe der Quelle entwickelte, die später zum Neunröhrenbrunnen ausgebaut wurde. Mit der Einführung der Reformation in der Kurpfalz ab 1545 wurde auch die Gemeinde in Wörrstadt reformatorisch. Nach mehreren Konfessionswechseln im Zuge der Kriege des 17. Jahrhunderts stand die erste Laurentiuskirche im 18. Jahrhundert erneut im Zentrum anhaltender religiöser Streitigkeiten. So ermöglichten französische Truppen im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 – 1697) den Wörrstädter Katholiken gegen den Willen der reformierten Gemeinde die Nutzung des Gotteshauses. 1714 traten die Streitigkeiten erneut auf, als der französische Oberst Kleinholz mit seinen Soldaten die Kirche besetzte und dem katholischen Pfarrer aus Spiesheim ermöglichte einen katholischen Gottesdienst zu feiern. 1718 wurde die Kirche erneut durch Soldaten besetzt und ein katholischer Gottesdienst gefeiert. Als die Soldaten die Kirche und den Kirchhof verschlossen vorfanden, brachen sie alle Türen auf und verprügelten die Einwohner*innen, die sich auf dem Kirchhof verschanzt hatten. Dabei wurden fünf Männer gefangen genommen und in Mainz für drei Monate eingesperrt. Danach besuchten die Wörrstädter Katholiken vornehmlich die katholische Kirche in Sulzheim.

Unter französischer Herrschaft wurde wiederholt versucht einen Kompromiss zu finden, wie die Katholiken die alte Laurentiuskirche mitbenutzen könnten. 1803 wurde das Gesuch der französischen Obrigkeit über die Einrichtung eines Simultaneums oder die Nutzung des Chorraums durch die Katholiken von der evangelischen Gemeinde abgelehnt. Auch unter der Herrschaft des Großherzogtums Hessen wurden 1831 erneut Gespräche mit der evangelischen Kirche über eine Simultannutzung der Kirche geführt. Aber auch dabei konnte kein Kompromiss gefunden werden.

Im Jahr 1836 wurde schließlich mit dem Bau der katholischen Kirche begonnen, die ebenfalls dem Heiligen Laurentius geweiht wurde. Damit wurde der jahrhundertelange Streit um eine Simultannutzung der evangelischen Laurentiuskirche beendet. Es entstand ein klassizistischer Saalbau nach dem Stil des Großherzoglichen Oberbaurats und Hofbaudirektors Georg Moller. 1842 erhielt die katholische St. Laurentiuskirche eigene Glocken, die bereits 1729 gegossen worden waren und aus der evangelischen Kirche von Undenheim angekauft wurden.

Die katholische Gemeinde von Wörrstadt wurde von der Gemeinde in Sulzheim mitverwaltet. Im Jahr 1904 versuchte man erstmals, zusammen mit Eichloch, dem heutigen Rommersheim, die Einrichtung einer Kuratie, der Vorstufe einer vollwertigen Pfarrei, zu erreichen. Damals lebten in Wörrstadt 451 Katholiken und über 90 schulpflichtige Kinder, während in Eichloch 50 Katholiken und 11 Kinder lebten, die in die Wörrstädter Schule gingen. In dem Gesuch an das Mainzer Ordinariat hieß es, dass die Gemeinde ein geeignetes Objekt für ein Pfarrhaus erwerben könne. Das Ordinariat antwortete, dass Wörrstadt bereits auf der Liste möglicher Pfarreien stehen würde, aufgrund des herrschenden Priestermangels aber keine eigene Pfarrei absehbar wäre. 1924 bat man erneut um die Einrichtung einer Kuratie in Wörrstadt und erwarb im folgenden Jahr ein Gebäude, das zum Pfarrhaus umgebaut wurde. 1927 wurde erneut das Gesuch gestellt die Kirchen von Wörrstadt und Eichloch von Sulzheim zu trennen. Im kirchlichen Amtsblatt vom 18. Oktober 1927 wurde schließlich die Errichtung der Pfarrkurie Wörrstadt bekanntgegeben, die sich in den folgenden Jahren zu einer eigenen Pfarrei entwickelte.

1969 baute der ehemalige Pfarrer Klein die heutige Orgel, die zu Teilen aus der alten „Schlimbach’schen“ Orgel von 1897 und der ehemaligen Domorgel besteht. Im Jahr 1999 wurde die pyramidenförmige Turmspitze der St. Laurentiuskirche errichtet. Im Inneren der Kirche kann heute eine Dauerstellung alter liturgischer Geräte besichtigt werden.

Seit dem Jahr 2006 ist die katholische Gemeinde von Wörrstadt zusammen mit den katholischen Kirchen in Sulzheim, Armsheim und Spiesheim zur Pfarrgruppe Wörrstadt zusammengefasst.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 11.10.2021