Wörrstadt hatte im Laufe der Zeit mehrere Rathäuser. Im Jahr 1731 wurde ein massives Gebäude an der Einmündung der Langgasse in die Obergasse neben der Weede errichtet, das als Rathaus genutzt wurde. Im Erdgeschoss waren 1819 die Feuerwehrspritze und das Gemeindegefängnis untergebracht. Im Obergeschoss befanden sich zwei Gemeinderäume, in denen die Zusammenkünfte des Gemeindevorstandes abgehalten wurden. Zeitweise wurde in diesen Räumen auch der Schulunterricht abgehalten. Weiter befanden sich vier Räume, die als Sitzungs- und Beratungszimmer für das Orts- beziehungsweise Friedensgericht genutzt wurde. Im Zuge der Besetzung des linken Rheinufers durch die französischen Revolutionstruppen 1793 wurde in Wörrstadt ein Freiheitsbaum errichtet und die rheingräfliche Grafenkrone abgemeißelt, die über dem Eingang des Rathauses im Stein angebracht war. Im Jahr 1843 wurde klar, dass die Einmündung der Langgasse in die Pariser Straße zu eng für mit Holz beladene Wagen geworden war. Deshalb wurde das Rathaus in der Folge abgerissen und mit der Planung eines neuen Rathauses begonnen.

Im Jahr 1848 wurde schließlich mit dem Bau eines neuen Rathauses am Marktplatz begonnen. Die Kosten wurden dabei zwischen der Gemeinde und dem großherzoglichen Staat aufgeteilt. Das Gebäude wurde in der Folge auch als Amtsgericht genutzt, was zu anhaltenden Streitigkeiten um den Unterhalt des Gebäudes führte. Am 12. Oktober 1902 stimmte der Gemeinderat dem Verkauf ihres Anteils am Gebäude zu, dessen Erlös zur Anschaffung eines neuen Rathauses dienen sollte.

Die Gemeinde kaufte deshalb 1903 das Maysche Haus für 20.250 Mark. Der spätgründerzeitliche Backsteinbau wurde zwischen 1890 und 1900 errichtet. Das Untergeschoss wurde an den damaligen Schullehrer vermietet, während das Obergeschoss durch die Gemeindeverwaltung genutzt wurde. Dieses Gebäude dient bis heute als Rathaus.