Emmerichenhain im Westerwald

Die Kirche in Emmerichenhain

Die Kirche von Emmerichenhain[Bild: David Rabel (CC BY-SA 4.0)]

Eine Kirche ist in Emmerichenhain vermutlich zusammen mit dem Ort entstanden. Sie wird erstmals im Jahr 1231[Anm. 1] genannt und im Jahr 1287 als Kapelle und ehemalige Tochterkirche (Filiale) der Kirche in Herborn bezeichnet.[Anm. 2] Seit dem Jahr 1231 waren die Kirchen zu Marienberg, Emmerichenhain und Neukirch selbständig geworden. Der Pfarrer in Emmerichenhain wird im Jahr 1303 als Pastor bzw. 1479 als Rektor der Kirche bezeichnet. Er hatte zum Zeichen der alten Verbindung immer noch jährlich ein sog. Oboedienzgeld an den Pleban (Pfarrer), in Herborn zu zahlen.[Anm. 3]

Die Kirche war dem Heiligen St. Laurentius geweiht (1511, 1535 und 1547 belegt). Das Patronat stand 1287 der Herrschaft Nassau-Dillenburg, 1396-1561 Nassau-Beilstein, 1563 und 1570 Nassau-Dillenburg, später erneut Nassau-Beilstein, danach (seit 1620/1634) der Herrschaft Nassau-Diez bzw. den jeweiligen Landesherren zu.

Seit 1579 wurde wie überall in Nassau-Dillenburg auch in Emmerichenhain die Reformation vollzogen und das reformierte Bekenntnis eingeführt. Das Kirchengebäude, so wird dies in den Jahren 1584, 1622 und 1629 berichtet, war baufällig, 1634 wurde es als »ein alter baufälliger Bau« bezeichnet. Die Kirche stand noch 1641 »elendig« da, wurde dann aber mit Geldern aus einer Kollekte saniert. So befand sich das Gebäude in den Jahren 1645 und 1649 wieder »in gutem Bau«. Doch im Jahr 1716 wurde die Kirche, die damals noch eine kleine Kapelle war, als zu klein angesehen. Da außer dem Turm nichts mehr als erhaltenswert erachtet wurde, brach man die Kapelle im Jahr 1717 vollständig ab. Das Gotteshaus wurde von dem Maurermeister Thomas Sendler aus Dillenburg als dreischiffige spätromanische Basilika mit Chorturm und Apsis neu errichtet. Außen stützen Strebepfeiler die Statik ab. Innen befand sich ein Tonnengewölbe mit dreiseitig herumgeführter Empore. Die Arbeiten wurden 1719 vollendet.

Der Turm, schon 1740 von Rissen durchzogen, stürzte im Jahr 1743 während laufender Reparaturarbeiten ein. Den Wiederaufbau im Jahr 1744 übernahmen der Maurermeister Melchior Weber aus Dillenburg und der Zimmermann Johann Jost Franck aus Mandeln. Seit dieser Zeit ziert eine achteckige welsche Haube das Turmdach.

Bemerkenswert im Inneren ist die reich geschnitzten Kanzel und die Orgel auf einer Basis aus dem Anfang des 13. Jahrhundert. Das Orgelwerk wurde 1725 von dem Orgelbauer Florentius Wang aus Hadamar geschaffen.

Die Kirche hatte im 18. Jahrhundert drei Glocken (1614, 1626, und 1755 gegossen). Zwei Glocken wurden 1917/18 für Kriegszwecke entfernt. Auch im 2. Weltkrieg wurden zwei Glocken vom Turm geholt, im Jahr 1953 aber von der Firma Junker in Brilon ersetzt.[Anm. 4]

Anmerkungen:

  1. Dehio, Rheinland-Pfalz Saarland 1985, S. 253. Zurück
  2. Wyss, Urkundenbuch I Nr. 477. Zurück
  3. Gensicke, Landesgeschichte S.162; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Emmerichenhain S. 237. Zurück
  4. Dehio, Rheinland-Pfalz Saarlans 1985, S. 253f.; Gensicke, Kirchspiel und Gericht Emmerichenhain S. 237f.; Holzenthal, Rennerod S. 213f. Zu den Besitzungen der Kirche und ihren Pfarrern, zur Geschichte der seit 1586 belegten Schule (Neubau 1962, abgerissen 1995) und ihren Schullehrern siehe die Ausführungen bei Holzenthal, Rennerod S. 271ff.; Gensicke, Landesgeschichte S. 487 und Gensicke, Kirchspiel und Gericht Emmerichenhain S. 238f. Zurück