Hachenburg im Westerwald

Markthaus und Wachthaus auf dem Alten Markt in Hachenburg

In den Jahren 1463/1464 wird erstmals das Wachthaus genannt. Es stand neben dem Brunnen und wurde damals neu mit Schiefer beschlagen.[Anm. 1] Es war 1512/1513 ein Fachwerkhaus mit Lehmwänden. Es war "gestebert" und außen mit Brettern beschlagen.[Anm. 2] 1565/66 noch einmal wiederhergestellt, diente es längere Zeit als Standort der Stadtwaage. Als das Markthäuschen 1775 abgerissen wurde, stellte Marktmeister Hatteroth daraufhin eine Stube zur Verfügung, wo man die Waage aufstellen konnte.[Anm. 3] Am 16. März 1801 heißt es: Das Häuschen, in dem vorher das Marktamt seine Räumlichkeit hatte, sei mittlerweile zerstört. Danach habe Regierungsrat Dunker und das Marktamt für mehrere Jahre im Haus der Witwe Häuser residiert, die nach anfänglichem Zögern, ihr Haus auch weiterhin gegen Zahlung eines Mietzinses zur Verfügung stellte.[Anm. 4]

Wachthaus und herrschaftliches Markthaus am Untertor

Im Jahr 1765, als der herrschaftliche Vieh- und Krämermarkt vom Rothenberg an das Untertor verlegt wurde, errichteten die Herrschaft bzw. die Stadt[Anm. 5] aus Ziegelsteinen ein kleines Markthaus, das von einem mit Dachschiefer belegten Holzdachrahmen bedeckt war.[Anm. 6]
Das linker Hand am Tor stehende Gebäude diente bis zu den Revolutionskriegen an Viemarkttagen als Markt- und Wachthäuschen der Herrschaft, während das Haus auf der rechten Seite an Markttagen dem Actuarius, ansonsten aber der Stadtwache als Unterkunft zur Verfügung stand.
Während das linke Markthaus im Krieg zerstört worden war, stand das Haus der Stadtwache 1798 noch unversehrt an Ort und Stelle.
Die Aufsichtsbeamten des herrschaftlichen Marktes stellten nach der Zerstörung ihres Amtsgebäudes die Gesundheitsscheine und Pässe für das Vieh im Haus der Witwe Häuser aus, wo die Herrschaft eine Amtsstube angemietet hatte.[Anm. 7]
Verschiedene Pläne seit 1798, die Häuser vor dem Tor zu tauschen bzw. für die Bedürfnisse des Marktes und der Stadtwache um- bzw. auszubauen,[Anm. 8] wurden durch kontrovers geführte Verhandlungen verzögert. Da die Witwe Häuser ihr Haus 1801 nicht länger zur Verfügung stellen wollte, und, wie der zuständige Marktbeamte, Regierungsassistent John, mitteilte, die Zwischenlösung für alle Beteiligten unbequem war, musste eine Lösung gefunden werden, wenn man den Markt ordnungsgemäß abhalten wollte.[Anm. 9]
Nach einigem Hin und Her entschied der Herzog in Weilburg am 6. April 1802 dahingehend, das ruinöse Markthäuschen von der Stadt reparieren zu lassen und ihr für die Überlassung an Markttagen einen jährlichen Zins in Höhe von 2 bis 3 Reichstalern zu zahlen.[Anm. 10] Daraufhin überließ der Magistrat der Stadt am 10. August 1803 der Fürstliche Hofkammer das linke Hand am Untertor stehende Häuschen. An Viehmarkttagen sollte es dem jeweiligen Marktbeamten zur Verfügung stehen, um den Marktzoll in Empfang zu nehmen und die Marktscheine auszustellen. Die Herrschaft übernahm die Kosten für die Reparatur des Hauses und zahlte der Stadt eine jährliche Nutzungsgebühr in Höhe von 4 Reichstalern, Frankfurter Währung.[Anm. 11]
Die Arbeiten erledigte der herzogliche Maurermeister Leitner. Damals wird bekannt, dass das kleine Gebäude bisher mit der oberen Seite auf einem Vorsprung des Torpfeilers lag, während die untere und hintere Seite bis unter das Dach gemauert war. Jetzt wurde ein schiefergedecktes Mansarddach errichtet.[Anm. 12] Der Rechnungsbetrag für die Reparatur des Markthäuschens am Untertor wurde am 8. Oktober 1808 angewiesen.[Anm. 13] Später musste das Haus noch öfter repariert werden, weil es immer wieder einmal durch das Dach regnete.[Anm. 14]
Eines der beiden Häuschen wurde im Jahr 1819 im Zusammenhang mit dem Abriss der Stadtmauer auf Abbruch versteigert und unmittelbar darauf abgebrochen. Auch das andere Haus dürfte damals verschwunden sein. Doch noch Jahre danach (1842) gab es Streit darüber, wem das Eigentum an dem Baugrundstück zustand.[Anm. 15]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Söhngen S. 37. Zurück
  2. Söhngen S. 37. Zurück
  3. Söhngen S. 164. Zurück
  4. HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  5. Zum späteren Streit zwischen der Herrschaft und der Stadt um die Eigentumsrechte an den Markthäusern vgl. HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  6. HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  7. HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  8. Siehe dazu die umfangreiche Akte HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  9. Hachenburg d. 16. März 1801. Darunter eine Aktennotiz vom 19. März 1801, dass die Witwe sich gegen Bezahlung von 1 Gulden pro Nutzung doch einverstanden erklärt hat. (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  10. HHStAW Abt 151 Nr. 1389 vom 17.3.1802. Zurück
  11. Beschädigungen, die an Markttagen an Türen und Fenstern geschahen, wurden von der Herrschaft ersetzt (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Ein erstes Konzept dieser Aufteilung ist schon für 9.4.1802 überliefert. Zurück
  12. Für die Hofkammer unterzeichnete Armack, für die Hachenburger Bürgermeister Reining sowie die Deputierten Sartor, Rudolph, Anton Luck, Peter Jakob Fischer, Friedrich Friedrich und Mautmaus (?) (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  13. Weilburg d. 8. Oct. 1808 Leidner (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  14. Gezeichnet Regierungsrat John, Marktbeamter zu Hachenburg, 21. August 1809 (HHStA Wiesbaden Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  15. HHStAW Abt. 212 Nr. 7660 fol. 22ff. Zurück