Hachenburg im Westerwald

Hachenburger Pfarrhäuser

Katholisches Pfarrhaus

Anfangs wohnten die katholischen Pfarrer in privaten Wohnhäusern in der Stadt. Näheres hierzu erfährt man erste Ende des 19. Jahrhunderts. Bis 1897 hatten die Pfarrer in den Räumen des ehemaligen Klosters, dann in Mietwohnungen, zunächst im Schloss, danach im Haus Schneider (Einhorn-Apotheke) am Neumarkt und im Haus Kimpel am Alexanderring Unterkunft gefunden. Pfarrer Schleppinghoff ließ 1924 ein Pfarrhaus zu Füßen des Schlosses errichten, in dessen Untergeschoss der kleine Pfarrsaal untergebracht war.[Anm. 1] Dieses Pfarrhaus wurde im Juni 1996 abgerissen.[Anm. 2] Im Zusammenhang mit der nie verwirklichten Stadthalle auf dem Parkhaus entstand dann seit 1997 auf dem vereinigten Grundstück des alten Pfarrhauses und dem eines abgerissenen Wohnhauses das katholische Pfarrzentrum. Der Pfarrhof Maria Himmelfahrt wurde am 16. August 1998 durch Domkapitular Pfarrer Willi Hübinger eingeweiht.[Anm. 3]

Reformiertes Pfarrhaus

Nach der Trennung der Stadtkirche von der Mutterkirche in der Altstadt im Jahr 1656 wurde die Kaplanei zunächst noch von Altstadt aus versehen. Im Jahr 1668 sollte der reformierte Pfarrer Heyll das Schulhaus bei der Kirche am Markt beziehen. Doch damit war der Graf nicht einverstanden, da er neben dem Gotteshaus keine Wohnung mit Küchengerüchen in der Schule haben wollte. Er befahl deshalb, dass sowohl der lutherische wie auch der reformierte Geistliche, wie bisher, bei Bürgern wohnen sollten. Der reformierte Pfarrer zog dann in die eine Hälfte des Kornzweigschen Hauses, das in der Nähe des Berenkottschen Hauses (vor der Niederpforte) stand. Die reformierte Gemeinde[Anm. 4] ermöglichte dann mit ihren Geldern den Bau eines Pfarrhauses (Perlengasse 1), das bis 1688 an der Stelle des ehemaligen Beginenklosters entstand. Dieses Haus, das zeitweise auch als Schulgebäude diente, drohte bereits 1723 wieder einzustürzen. Anscheinend hat man es reparierte, denn 1812 sollte nach Beschluss des Presbyteriums das baufällige Pfarrhaus[Anm. 5] durch ein neues ersetzt werden. Das alte Haus wurde 1813 niedergelegt, der gewölbte Keller bis auf einen kleinen Rest zerstört und ein Balkenkeller gegraben. Wegen des Krieges verzögerte sich die Arbeiten. Erst am 12. Juni 1816 konnte es bezogen werden. Nach der Kirchenvereinigung 1817 diente es zunächst als evangelisches Pfarrhaus. Bereits nach wenigen Jahren wurde über feuchte Räume geklagt. Ende des 19. Jahrhunderts wurden die "an den Köpfen abgefaulten Balkenlager" durch Eisenschienen ersetzt. Das alte Haus in der Perlengasse wurde dem Gärtner Gottlieb Kunze verkauft, der dem Pfarrer aber weiterhin Wohnrecht einräumte. Es wurde bis 1919 als Pfarrhaus genutzt. Scheune und Stall neben dem Pfarrhof wurden im Jahr 1948 bei einer Erweiterung des Hauses vom damaligen Besitzer abgerissen.[Anm. 6]

Evangelisch-lutherisches Pfarrhaus

Am 21. Mai 1700 erlaubte Magdalena Christina Burggräfin zu Kirchberg der lutherischen Gemeinde den Bau eines Pfarr- und Schulmeisterhauses. Es war ihr Wunsch, das evangelische Kirch- und Schulwesen zu fördern, da die lutherische Gemeinde unter den drei in Hachenburg befindlichen Religionen die kleinste sei. Die Gräfin versprach, Baumaterialen und einen Geldbetrag zum Bau beizusteuern. Auch das Kloster Birnbach wurde auf Bitten der Gräfin um eine Beisteuer gebeten. Man plante ein zweistöckiges, rechteckiges Fachwerkhaus, 48 Schuh lang, 33 Schuh breit, 12 Schuh hoch, 2 Stockwerke, mit einem kunstvollen Fachwerkgiebel. Auch die Bevölkerung beteiligte sich am Bau und der Beschaffung von Baumaterialien. Das Pfarrhaus stand in der Mittelstraße auf dem Platz der Hofstatt des Berndt Herr, das eigens dafür angekauft worden war. Das Pfarrhaus war vor 1711 fertig. Die Pfarrei war mit Gütern ausgestattet, u.a. eine Pfarrwiese.[Anm. 7] Im Jahr 1790 schenkte Burggraf Johan August das Haus der Kirchengemeinde.
Als nach der Vereinigung der beiden Kirchengemeinden 1817 einer der beiden Pfarrer (Kirchenrat Orth) den Dienst in der Kirchengemeinde Altstadt versah, wurde das Pfarrhaus frei. Es wurde 1820 renoviert, bekam ein neues Dach,[Anm. 8] und wurde noch im selben Jahr samt einiger zur Pfarrei gehöriger Grundstücke versteigert, darunter einige Gärten am Distelberg, Ackerland auf der Sauerwieß, und Wiesen am Nisterpfad.[Anm. 9] 1845 wird das evangelische Pfarrhaus nochmals genannt.[Anm. 10] Für kurze Zeit soll sich das evangelische Pfarrhaus dann auch im sog. Beustschen Haus [s. dort] befunden haben (1913).

Vom Pfarrhaus zum Evangelischen Gemeindezentrum (Steinweg 15)

Im März 1914 fiel die Entscheidung zur Errichtung eines neuen Pfarrhaus. Der Ausbruch des 1. Weltkrieges verzögerte den Bauplan. Das bereits angesparte Baukapital wurde als Kriegsanleihe gezeichnet und dann durch die Inflation "verbrannt". Der Plan, das Vandreysche Haus (Steinweg 13) als Pfarrhaus zu erwerben, scheiterte.
1919 musste das Haus in der Perlengasse erst zur Hälfte, dann ganz räumen. Der Pfarrer kam zunächst im Haus Rosenthal (ehemals Haus Klassmann, dann Schlachthaus Hammer), später im Haus Schultz (Herrnstraße 6, im sog. Druckerschen Haus) unter. 1924 entwarf Architekt Karl Heuzeroth ein neues Haus, das jetzt auf dem Grundstück der Kirchengemeinde am Steinweg entstehen sollte. Die Baukosten wurden fast zur Hälfte durch Spenden aus der Gemeinde aufgebracht. Im Mai 1924 begannen die Arbeiten, am 1. Oktober 1925 konnte Pfarrer Hildebrandt einziehen.
1928 wurde das „Ev. Wohlfahrtshaus Hachenburg“ mit angeschlossener Schwesterstation, Altersheim und Kleinkinderschule eingerichtet. Am 30. November 1928 stand der Rohbau unter Dach, am 13. Oktober 1929 zog die ganze Kirchengemeinde nach dem Gottesdienst mit der Stadtkapelle zum Steinweg. Dort übergab der Baumeister Friedrich Mies den Schlüssel des fertigen Hauses. Das alte evangelische Schwesternhaus (heute Haus Schmidtgen, Friedrichstr. 26) wurde verkauft, mit dem Erlös die Finanzierung des Neubaus gestützt.
Zum Kriegsende 1945 diente das Pfarrhaus als Revierstube der hier stationierten Truppen, dann wurden kranke und verwundete Soldaten der zurückweichenden deutschen Armeen untergebracht. Zwei Kinderpflegerinnen mit der ganzen Belegschaft eines Kinderheims, Evakuierte und Flüchtende fanden im Haus Aufnahme und Hilfe. Zwischen 1960 und 1963 wurde das Gebäude renoviert und modernisiert (Architekt Spittel).[Anm. 11]
Im Jahr 1964 richtete die evangelische Kirchengemeinde ein diakonisches Zentrum ein, das ein Altersheim, die Diakoniestation und den Kindergarten beherbergte. Direkt nebenan war ein kleines Jugendheim (am 29.9.1956 eingeweiht) und ein Spielplatz (1959) entstanden.[Anm. 12]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Becker, katholische Pfarrei S. 117. Zurück
  2. Westerwälderzeitung vom 8./9. und 18.6.1996. Zurück
  3. Westerwälderzeitung vom 18. und 19.8.1997, vom 13.2.1998 und vom 15.8.1998. Zurück
  4. Die Namen der Gemeindemitglieder, die jeder einen Reichstaler beisteuerten, sind bei Söhngen überliefert (Söhngen S. 266f.). Zurück
  5. Die Chronik berichtet von dem Haus: Früher „soll an derselben Stelle ein Nonnenkloster gestanden haben. Auch war der hintere Teil des alten Pfarrhauses massiv und hatte kleine, zellenartige Zimmer. Der vordere Teil nach der Stadt zu war von Holz, später angebaut und hatte sich nach der Stadt her zu sehr gesenkt“ (Römheld, ev. Kirchengemeinde S.102). Zurück
  6. Gensicke, Geschichte S. 72; Dahlhoff S. S. 228; Römheld, Ev. Kirchengemeinde S.102f. Zurück
  7. HSTAW 342 Nr. 749 mit Bauzeichnung. Zurück
  8. HHSTAW Abt. 211 Nr. 4435. Zurück
  9. HHSTAW Abt. 224 Nr. 3632. Zurück
  10. HHSTAW Abt. 211 Nr. 4435 mit Planzeichnung; Römheld, Ev. Kirchengemeinde S.102 Zurück
  11. Römheld, Ev. Kirchengemeinde S.101f. Zurück
  12. Römheld, Ev. Kirchengemeinde S.103. Zurück