Hachenburg im Westerwald

Hachenburger Rathäuser

Ein erstes Rathaus?

Ein Rathaus mag es schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts gegeben haben. Es soll beim Stadtbrand 1439 abgebrannt sein, als nur die Stadtmauer das Inferno halbwegs unbeschadet überstand. Ob das "neue Haus", das 1460/61 in der Bürgermeisterrechnung erwähnt wird, ein neues Rathaus darstellte, lässt sich nicht sagen. Das angesprochene schiefergedeckte Haus war recht groß. Es bekam zwei Türen, Treppen, zwei Schornsteine und neun Fenster.
1463/65 trafen sich die Schöffen häufiger in Duengis huesse.
Im Jahr 1469 wird die Kirchenrechnung uff dem huesse abgehört. Ob damit ein Privat- oder ein öffentliches Rathaus gemeint ist, bleibt unsicher, weil im gleichen Jahr ein Treffen zwischen dem Bürgermeister und Kirchenvertretern im Haus des Rentmeisters Wilhelm stattfand.
Von einem Rathausneubau erfährt man erst im Jahr 1493. Damals überließ Graf Gerhard II. (reg. 1452-1493) der Stadt für die kommenden drei Jahre den gräflichen Anteil am Stadtzoll und am Weinzins. Das Geld sollte aber ausschließlich zum Bau des rathhuyss und kauffhuyß verwendet werden. 1495/1496 fand deswegen ein Treffen im Haus des Bürgermeisters Johann Vait statt. Bis zum Jahr 1495/1496 scheint es demnach kein ausgesprochenes Rathaus in Hachenburg gegeben zu haben.

Rathaus am Markt

Das Rathaus am Markt entstand 1496 an der Ecke Herrnstraße. Es wurde aus Kalksteinen errichtet, die Maurermeister Kuster eigens aus Rabenscheid südwestlich Haiger  besorgt und auf Schlitten nach Hachenburg transportieren lassen hatte. Der Amtmann schickte von Homburg einen erfahrenen Mann, der den zum Bau benötigten Kalk brennen sollte. Das Rathaus wurde im Laufe des Jahres 1496 vollendet. Im Rathaus versammelte sich der Stadtrat, während der Keller und vielleicht weitere Räumlichkeiten als Fruchtspeicher dienten. Neben dem Rathaus befand sich eine Küche (küchen), in dessen unmittelbarer Nähe auch die "Schaar" der Metzger zu finden war.
Das Rathaus am Markt wurde 1541 beim großen Stadtbrand, der die Stadt vom Poppenturm bis zum Obertor in Schutt und Asche legte, von den Flammen stark beschädigt, denn 1550/51 errichtete man an der alten Stelle ein neues Rathaus. Die Inneneinrichtung wurde in den darauffolgenden Jahren vollendet.
1561-1565 wurde das Rathaus weiter ausgebaut. Es diente in der Folge u.a. als Beurkundungsort und Verwaltungsgebäude der Marktverwaltung, in dem auch die Rathauswaage stand. In der großen Ratsstube tagte das Hachenburger Stadtgericht. Gleichzeitig war das Rathaus Fest- und Hochzeitshaus der Stadt. Alle größeren Hochzeiten mussten gegen Entrichtung einer Gebühr hier abgehalten werden. Nur kleinere Hochzeiten durften in Privathäusern gefeiert, zu diesem Zweck aber keine Möbel und kein Geschirr aus dem Rathaus entliehen werden.
Auch dieses Rathaus wurde beim Stadtbrand von 1594 vernichtet, als Hachenburg zwischen dem Schloss und der Feilhau abbrannte. Nach Söhngen wurde umgehend mit der Beseitigung der Schäden am Rathaus und an der Rathausküche begonnen. Das Haus dürfte an der selben Stelle gestanden haben, obwohl es heißt, Graf Heinrich IV. und die Stadt hätten im Jahr 1600 bzw. kurz davor zusammen ein Haus gekauft, das als neues Rathaus und Stadtarchiv eingerichtet wurde. Wahrscheinlich ist es damals durch einen Anbau vergrößert worden und nahm den ganzen Raum zwischen dem alten Markt und der heutigen Mittelstraße ein.
Das Rathaus war 1602 fertig. Denn in diesem Jahr protestierte man ufm neuen Rathaus gegen die Besetzung Hachenburgs durch kurpfälzische Invasionstruppen. Spätestens 1607 war auch der Kornspeicher im bzw. beim Rathaus wieder benutzbar.1623/24 diente die Rathausküche als vermieteter Kornspeicher, der Rathauskeller war an den Weinwirt Bernhard Fassbender verpachtet. Gleichzeitig war er 1625 als Vorratsspeicher für Pulver, das an die Bürger der Stadt verkauft wurde. Im Rathaus pflegte der Stadtrat nach seinen Zusammenkünften beim Wein zusammenzusitzen.
Das Rathaus brannte beim Stadtbrand 1654 zusammen mit dem Schloss, der Schule und der Kirche ab. Die Instandsetzung scheint einige Jahre in Anspruch genommen zu haben. 1664 wurde am Bau eine Schelle angebracht, die man bei Feuergefahr läuten konnte. 1674/75 fanden immer noch Bauarbeiten am Rathaus statt.
Vom Stadtbrand 1676 scheint das Rathaus knapp verschont geblieben zu sein, denn die 1680/81 überlieferten umfangreichen Bauarbeiten in der Nähe des Rathauses können durchaus mit Brandschäden in Zusammenhang gestanden haben.
Am Rathaus prangte ein Stadtwappen, das im Oktober 1683 neu mit Blattgold belegt wurde. Das Rathaus, das über 300 Jahre am Markt gestanden hatte, wird 1810/14 noch einmal erwähnt. Nachdem man 1815 noch am Haus gebaut hatte, soll das Haus am Markt im Jahr 1820 abgebrochen worden sein. An seiner Stelle entstand ein Gebäude, das heute als Geschäfts- bzw. Wohnhaus genutzt wird.
Im Jahr 1835 wurde ein weiteres Haus abgebrochen, das als städtisches Rathaus bezeichnet wurde. Es grenzte an das Haus des Hofrates Magdeburg und an den Hof des Schreiners Kimbel. Es heißt, in seinem Bereich sei die Brunnenleitung zum Hintergässer Brunnen verlaufen. Das Gebäude stand demnach an der Ecke Herrnstraße/Mittelstraße gegenüber dem Beustschen Haus. Wahrscheinlich wurde dieses Haus, in dem 1726 das gräfliche Pädagogium eingerichtet worden war, nach dem Abriss des Rathauses am Markt 1820 als Rathaus genutzt wurde, bis es 1835 selbst aufgegeben wurde.

Amtsstuben des Bürgermeisters

Nach 1835 gab es längere Zeit kein eigenständiges Rathaus in der Stadt. Zwischen 1835 und 1838 wurde das Haus des Bürgermeisters als Rathaus benutzt. Es lag mitten in der Stadt, dicht am Markt, offensichtlich in der Unter- bzw. Obergasse. Dann wurde das Ratszimmer in die Wohnung des namentlich nicht bekannten Stadtschultheißen und Bürgermeisters verlegt, wo es sich bis zum Amtsantritt des Bürgermeisters Cramer im Jahr 1853 befand. Cramer richtete das Büro in seinem Haus in der Zeitzengasse (heute ein Teil des Hauses Sassenrath) ein, in dem er als Gemeinderatzimmer einen großen abgeschlossenen Raum im 2. Stock gegen eine Abfindung zur Verfügung stellte. Dieser wurde den Anforderungen zwar durchaus gerecht, es fehlte aber ein Raum für größere Versammlungen. 1868 beantragte Gemeindevorsteher Bierbrauer, diesen Zustand zu beenden, aber alles blieb bis zum Jahr 1904 beim Alten. Da der Bürgermeister hauptamtlich beschäftigt war und keiner privaten Nebentätigkeit nachging, konnte man keine Vorteilsnahme erkennen.

Rathaus am Neumarkt

Von der Zeitzengasse zog das Amtszimmer des Bürgermeisters an den Neumarkt um. Dort hatte man 1904 ein Haus aus Privatbesitz erworben. Das Haus am Neumarkt diente bis 1985 als städtisches Rathaus. Der Stadtrat kam aber nicht im Neumarkt zusammmen, sondern tagte nach dem 2. Weltkrieg in der Volksschule an der Leipzigerstraße (Stadthalle) bzw. in der Aula der Realschule. Gelegentlich wich man in andere Räumlichkeiten aus, so etwa in das Klubzimmer des Gasthauses Kreckel oder in die Säle der Gasthäuser "Zum Scharfen Eck", "Zur Krone", "Hotel Westend" bzw. in das 1969 errichtete Sportheim in der Alten Frankfurter Straße.
1985 wurde das Rathausgebäude als nicht mehr geeignet angesehen und verkauft (Haus Bellersheim). Es wurde im November 1997 abgerissen, um dem Erweiterungsbau der Volksbank Platz zu machen.

Der Vogtshof als Rathaus

Die Stadt Hachenburg hatte 1978 den Vogtshof in der(Mittelstraße 2 erworben und renovierte das historische Gebäude. Es wurde von 1985 bis 1998 als Rathaus benutzt.

Das Rathaus in der Perlengasse

Seit 1996 wurde das Haus Perlengasse 2 renoviert, das man bald als künftiges Rathaus auserkor. Am 11. Oktober 1998 wurde das Gebäude bei einem "Tag der Offenen Tür" als Rathaus eingeweiht. Das Fest fand in Anwesenheit des Innenministers Walter Zuber, des Kreisbeigeordneten Klaus Knoche, des Stadtbürgermeisters Hendrik Hering, des Verbandsgemeindebürgermeisters Peter Klöckner und vieler Bürger der Stadt Hachenburg statt. Die Hachenburger Geschicke wurden hier bis 2001 maßgeblich bestimmt.

Das "Rote Rathaus" in der Gartenstraße

Das neue Gebäude der Verbandsgemeinde in der Gartenstraße, im Volkmund wegen der roten Farbe auch "Kreml" genannt, wurde in den Jahren 1977/1978 errichtet und im Mai 1978 seiner Bestimmung übergeben. Seit dem 29. August 1978 tagte der Stadtrat bereits im großen Sitzungssaal der Verbandsgemeinde. Die Verwaltung der Verbandsgemeinde war bis zum Jahr 2001  auf das städtische Rathaus, das Haus Lieb (Alexanderring 8) und das Haus Schupp sowie auf die ehemaligen Landwirtschaftsschule (Ecke Nisterstraße/Graf-Heinrich-Straße) verteilt.
Im Jahr 2001 zogen der Bürgermeister Peter Klöckner und fast die gesamte Stadtverwaltung in das Haus der Verbandsgemeinde um. Dort hatte man bereits 1995, um Platz für weitere Büros zu schaffen, auf das Flachdach ein weiteres Stockwerk mit einem Walmdach gesetzt.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.