Hachenburg im Westerwald

Die Hachenburger "Schelle"

Vor der Einführung des Rundfunks und des Fernsehens wurden in Hachenburg aktuelle Nachrichten am Rathaus angeschlagen. Im Jahr 1590 ließ Graf Heinrich öffentliche Bekanntmachungen am Hachenburger Rathaus plakatieren, damit alle Bürger seine Anordnungen lesen bzw. vorgelesen bekommen konnten.[Anm. 1]
In dringenden Fällen wurde die Bevölkerung durch Läuten der Kirchturmglocke auf dem Markt zusammengerufen, um ihr eine dringende Mitteilung zu machen.
Ende des 18. Jahrhunderts wurden amtliche Nachrichten dann durch die "Schelle" bekanntgegeben. Der Stadtdiener ging mit der Glocke durch die Stadt und  gab Neuigkeiten bekannt. Erstmals belegt ist die Schelle im Jahr 1791, als nach Rücksprache mit dem "geschworenen Metzger" der Preis für Kalbfleisch herabgesetzt wurde. Da diese Nachricht für alle Bürger wichtig war, wurde sie durch die "Schelle" bekannt gemacht.[Anm. 2]
Amtmann Bechtold untersagte am 11. Mai 1792 zum erneuten Male, im Sarg des Marktbrunnens und in den Trögen der übrigen Stadtbrunnen Gegenstände zu waschen oder Unrat hineinzuwerfen. Seine Anordnung wurde durch die "Schelle" in der ganzen Stadt bekannt gegeben.[Anm. 3]
Als am 22. Juli 1874 wieder einmal die Wasserleitung verstopft war und kein Trinkwasser im Brunnen ankam, wurden die Bürger durch die "Schelle" vom Stand der für alle wichtigen Reparaturarbeiten unterrichtet.[Anm. 4] Noch 1933 und 1935 "schellte" man amtliche Bekanntmachungen zuweilen aus.[Anm. 5] oder gab sie in der "gleichgeschalteten" Westerwälder Zeitung bekannt.
Nach dem Krieg war die "Schelle" noch eine Zeitlang zu hören, bis dann Bekanntmachungen nur noch in der Zeitung verkündet wurden.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. LHAKo Best. 620 Nr. 2128 vom 15.2.1590. 1729/30 war am Rathaus eine schwarze Tafel angebracht, auf der die aktuellen Lebensmittelpreise notiert wurden (Söhngen S. 127). Zurück
  2. Söhngen S. 180 zum 7.1.1782. Zurück
  3. HHStAW Abt. 342 Nr. 457. Zurück
  4. HHStAW Abt. 224 Nr. 934. Zurück
  5. StAH Abt. C-13 Nr. 60 zum 26.3.1933 und 23.5.1935. Zurück