Hachenburg im Westerwald

Die katholische Gemeinde unter den Franziskanern 1636-1732

Die ersten Franziskaner

Das katholische Leben war nach der Reformation 1560 weitgehend zum Erliegen gekommen. Als jedoch am 30. August 1636 der katholische Bischof Franz Wilhelm von Osnabrück die weltliche Herrschaft der Grafschaft übernahm, konnte langsam wieder eine katholische Gemeinde entstehen. Der Bischof bot den Osnabrücker Franziskaner, die den katholischen Gottesdienst in der Burgkapelle übernommen hatten, am 17. Juli 1637 an, eine Niederlassung in Hachenburg zu eröffnen. Daraufhin wurden 1638 einige Franziskanerobservanten aus der thüringischen Franziskanerprovinz nach Hachenburg entsandt, die eine katholische Seelsorge in der Stadt aufbauten.
Der Bischof erschien Ende August 1638 persönlich in Hachenburg. Am 3. September 1638 nahm er die Huldigung der Stadt entgegen und bestätigte die Freiheiten und Privilegien der Stadt. Am 17. September 1638 las der Franziskanerpater Ambrosius Pilgram erstmals eine Messe für die 12 katholischen Familien in der St. Nikolauskapelle in der Burg.
Doch der Platz in der Burgkapelle reichte nichts aus, weil neben den Bürgern auch das Landvolk hereinströmte. Vergeblich versuchten der herrschaftliche Schultheiß Hartius und die katholischen Bürger der Stadt, die Katharinenkirche stundenweise für den katholischen Gottesdienst mitbenutzen zu dürfen.

Die katholische Gemeinde nach der Rückgabe Hachenburgs 1649

Nach dem Urteilsspruch des Friedenskongresses von 1648, muss dem Erzstift Köln die Entscheidung, die Grafschaft Sayn an das Grafenhaus zurückzugeben, leichter gefallen sein, als man 1651 m Zuge der Verhandlungen eine (politische) Heirat zwischen dem katholischen Grafen Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim (reg. 1652-1705) und der saynschen evangelischen Erbtochter Ernestine verabredete.
Nachdem Gräfin Loysa Juliana als Regentin 1649 wieder in Hachenburg eingezogen war, unterband sie sofort den öffentlichen katholischen Gottesdienst in der Schlosskapelle, da gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedens die Katholiken keinen Anspruch darauf hatten. Doch wohl auf Zureden des künftigen Schwiegersohns duldete es die Gräfin, dass einer der Patres in seinem Wohnhaus in Hachenburg die Sakramente spendete. Die Franziskaner hatten 1648 das Schloss verlassen müssen und zogen in das Vogteihaus beim Schloss. Doch dann verwies Gräfin Loysa Juliana die Franziskaner dieses Hauses, das Geheimrat von Schütz übernehmen sollte. Die Patres zogen nun in ein Bürgerhaus und hielten dort ihren Gottesdienst. Doch Bürgermeister und Rat der Stadt Hachenburg kündigten in Abwesenheit des Grafen Salentin Ernst den Patres dieses Haus. Sie beriefen sich darauf, dass ihnen bei der Huldigung 1649 die Wiederherstellung des Zustandes vom Jahr 1624 versprochen worden sei. Da damals noch keine Franziskaner in Hachenburg gelebt hatten, verweigerte die Stadt den Patres auch jegliche andere Wohnung. Als die drei verbliebenen Patres Hachenburg schon den Rücken kehren wollten, griff Graf Salentin Ernst ein und ordnete an, sie in dem Haus zu belassen. Da dieses Haus 1654 beim großen Stadtbrand abbrannte und die Stadt ihnen weiterhin jegliche Unterkunft verweigerte, zogen die Franziskaner auf den Speicher des Hauses des katholischen Bürgers Thomas Hoffmann.
Mitte Januar 1655 teilte Graf Salentin Ernst den Franziskanern das sogenannte Doktorhaus zu. Es war klein und schlecht ausgestattet, wurde aber auch als Gottesdienstraum benutzt. In diesem beengten Gebäude vollzog sich die Geburt der »neuen« katholischen Gemeinde, denn seit dem Jahr 1655 wurden die Kirchenbücher wieder geführt.

Bau der Kirche und des Klosters 1663-1665

Wohl auf Veranlassung des Grafen Salentin Ernst genehmigte Erzbischof Max Heinrich von Köln am 25. April 1661 nun "offiziell" die Niederlassung der Franziskaner in Hachenburg. Er gab ihnen das Recht, eine Kirche und Wohngebäude zu errichten und die Seelsorge in der katholischen Gemeinde zu übernehmen. Im Jahr 1663 wurde die Einrichtung der Franziskaner zu einem Klosterkonvent erhoben.
Graf Salentin hatte sich kurz zuvor für die Errichtung einer kleinen Kirche für die Katholiken und einer daneben liegenden Wohnung für die Franziskaner entschlossen. Er kaufte 1662 das Haus des ehemaligen Stadtschultheißen Klaus Leuth (Lüten Clasen Hauß) und das Langenbachsche Haus (Langenbachs Hauß) am Markt mit dem dahinter liegenden Garten, der bis an die Stadtmauer reichte. Sofort nach dem Erwerb ließ der Graf die Bauarbeiten am Leuth-Haus beginnen, das zu einer kleinen Kirche mit drei Altären umgestaltet wurde. Der Umbau war im Mai 1663 im vollen Gange. Bereits am 24. September 1663 scheint das Richtfest gefeiert worden zu sein. Vermutlich bestand das Haus nur im Erdgeschoss aus Mauersteinen, auf denen ein Fachwerkaufbau ruhte. Am 1. September 1665 fand der erste Gottesdienst in der neuen Kirche statt.  Insgesamt hatte Graf Salentin Ernst rund 700 Gulden für den Kirchenbau aufgebracht. Nach Abschluss der Bauarbeiten überließ der Graf den Franziskanern das Baugrundstück als Geschenk.
Das Haus Langenbach bauten die Franziskaner zwischen 1666 und 1671 in Eigenregie zu einem Kloster um. Guardian P. Laurentius Copp investierte 300 Reichstaler aus einer Erbschaft, der Rest wurde durch Almosen finanziert. Am 2. Juni 1666 war der Hauptbau fertig, doch es dauerte weitere fünf Jahre, bis alles unter Dach und Fach stand. Am 14. September 1671 wurde das sogenannte Konventskreuz vor dem Kloster errichtet, das bei den Franziskanern übliche Symbol der Besitzergreifung. Doch schon bald reichte den Franziskaner der ihnen überlassene Platz nicht mehr aus. Mit Zustimmung des Grafen kauften sie 1676 eine Haushälfte des Nachbarhauses. Der Ankauf der anderen Haushälfte, die Meister Ulrich bewohnte, kam nicht zustande, weil die Stadt ihr Veto einlegte. Der Graf riet den Patres, erst einmal abzuwarten und keinen Aufruhr in der Bevölkerung zu verursachen.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.