Hachenburg im Westerwald

Obergässer- und Untergässer Herde

Anlässlich eines Weidestreites im Jahr 1664 regelten die städtischen Baumeister Hans Gerhardt Kohl und Johannes Freudenberg zusammen mit anderen Bürger die Weidegründe zwischen der Ober- und Niedergemeinde. Demnach sollte der Hirte der Niedergemeinde seine Tiere an den Marcktgraben auffm Rodenberg, von der trifft herauff und da von dannen herauffer forth an die Obstbäume, so am Rodenberg stehen, davon dannen, nach der Scheffers hecken zu und durch die hecke auff Jörg Beers Wiese herunter auf die Weide lassen. Der Hirte der Obergemeinde sollte undigt dem pfadt, welcher nach Alpenrodt gehet und soll solcher pfadt die hirten scheiden, dan davon dannen auff die Maar under von der Under, dere hirte langs Seipler Steinen Wiesen auff der Rechter hand der heyden hecken, auch soll Niederhirthe sich der heyden hecken nicht gebrauchen, deßen soll Ober gemeine hirte, wan er zum Gersthan fahren will, ihme erlaubt, daß er uber die heyde eine durchhuth gebrauchen soll. Und soll der Oberhirte auffm Mittelberg weiter nicht hüthen, oben herunter wie die Unterste heege unsers g[nädigen] Herren Bitze und da von dann gleich durch auff Belts weier vom Weyer ahn, obigt der heegen auff der ander seithen des Weyers auff die Holtzbach zu, nach der dolmutzen genant seine Tiere hüten.[Anm. 1]

So hatte die Stadt seit 1457 den Weidgang in Gyrshain, zu dem auch das „Hofmanns-Wäldchen“ gehörte.[Anm. 2] Die Flur Gersthahn war auch noch im 17. Jahrhundert bevorzugte Weidefläche. Hier wurde nicht nur die Weide, sondern auch der Wald von den Schweinen als Eckerngang genutzt.[Anm. 3] Bekannte Weiden befanden sich beim Hilgenborn (1581), hinter der Landwehr (1581) bei der Ziegelhütte (1581), in der Selbach (1581) und auch an der Nister wurde Vieh in die die underste Rennau (Kernau) (1585) getrieben. Genannt werden Wiesen in der Rodenbach (1587), uff der Freiheit (1586) sowie am Wysenborn (1418). Hinter der Lohmühle wird eine Wiese 1586 der Rossengardt, dann 1634 im Rosengarten bezeichnet. Aber auch sonst überall, wo die zahlreichen Quellen und kleinen Wasserläufe als Viehweide genutzt werden konnten: beim Fischborn, in der Hirtzbach (1418), in der Bodenbach (1577), in der Dieffenbach (1582), in der Hachenmich (1601), beim Helchenborn (1608) und in der Selbach (1616). Aber auch am Kaldairs (1517), am Naubrich (1584), uffm Peutrich (1615), bei Kleeberg (1587), am roden Kleff (1584), beim Siechhäuszgen (1611), auf der Schelmkauten (1610), die Wiese vor Nister am Thor (1622) und Gelände in der Reumscheuren (1629) befanden sich mögliche Viehweiden.[Anm. 4]

Kühe und Rindvieh

Jahr Anzahl
1742 342 Rinder
1749 Obergässer Herde: 120 Kühe und 34 Rinder.
Untergässer Herde (am 25. Juni) 134 Kühe und 54 Rinder
1750 Untergässer Herde (Sommer) 126 Kühe und 27 Rinder
1760 373 Stück Rindvieh in 134 Ställen
1769/70 305 Kühe und 112 Rinder
1776 Obergässer Herde: 191 Stück Rindvieh
Untergässer Herde: 168 Stück Rindvieh
1780 344 Kühe
1781 313 Stück Rindvieh
1782 305 Stück Rindvieh
1785 323 Stück Rindvieh
1788 302 Stück Rindvieh.
1790 384 Stück Rindvieh.
1792 402 Stück Rindvieh.
1794 352 Stück Rindvieh.
1795 373 Stück Rindvieh
1796 325 Stück Rindvieh
1797 130 Stück Rindvieh
1798 218 Stück Rindvieh
1799 298 Stück Rindvieh

Ziegen

Jahr Anzahl der Tiere Quellenbeleg
1768/69 105 Söhngen S. 158.
1776 122 Söhngen S.166.
1780 129 Söhngen S. 170.
1781 140 Söhngen S. 171.
1782 136 Söhngen S. 171.
1785 147 Söhngen S. 174.
1790 130 Söhngen S. 179.
1792 132 Söhngen S. 181.
1794 137 Söhngen S. 184.
1795 151 Söhngen S. 185.
1797 238 Söhngen S.188.
1799 261 Söhngen S. 190.

Angaben zur Größe der beiden Herden lassen sich erst seit 1742 machen.<ANM>Die Zahl für das Jahr 1760 wurde HHStAW Abt. 340 Akten 1920c entnommen. Die anderen Zahlen nach Söhngen S. 33f, 137f, 158ff, 165f., 169f., 170ff.; 174f.; 177f., 179f., 181f., 184ff; und 188f. sowie Gensicke S. 55.</ANM> Die Zahl der Kühe und Rinder schwankte im Lauf der Jahre erheblich.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol. 157f. Zurück
  2. Die Gehlerter („Geylenroder“) behielten nur die Pferdweide im „Schmitborn“ (Söhngen S. 71) Zurück
  3. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 1-21 für die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zurück
  4. Gensicke, Geschichte S. 54. Zurück