Hachenburg im Westerwald

Schloss Hachenburg

Die Schloß Hachenburg GmbH

Im Juli/August 1970 entschlossen sich der Dipl.-Ing. Alois Kosinski und Prof. Dr.-Ing. Hans Spiegel, eine GmbH zu gründen, das Schloss in Hachenburg zu übernehmen und es in seinem oberen Teil zu einem Hotel- und Restaurationsbetrieb mit Hotelappartements und Senioren-Eigentumswohnungen umzubauen.
Am 5. Dezember 1970 wurde in Mainz ein Vertrag unterzeichnet, der die Übertragung des Schlosses an die ausdrückliche Bestimmung knüpfte, vorher einen Aktionsplan zu entwerfen, der dem Denkmalschutz Rechnung tragen und vor allem die Silhouette des Schlosses erhalten musste.[Anm. 1] Denn es gab Überlegungen, das ganze Schloss abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen.
Am 7. Dezember 1970 verkaufte der rheinland-pfälzische Finanzminister Dr. Hermann Eicher das Schloss für 400.000 Mark an die "Schloß Hachenburg Betriebs- und Verwaltungs GmbH".
Am 6. Januar 1971 konstituierte sich die "Schloß-Hachenburg Gesellschaft mbH."[Anm. 2] Die Bauarbeiten begannen am 1. April 1971 im Oberschloss.[Anm. 3] Entgegen anfänglicher Absichtserklärungen ließ die Schloss Hachenburg GmbH zwischen 1971-1973 den gesamten Baukomplex als Hotel (Sommerbau, Neuwieder- und Nordflügel) und als Eigentumsappartements (Tor- und Südflügel) umbauen. Dabei wurde wenig Rücksicht auf die historische Bausubstanz des Schlosses genommen. Die Dächer behielten zwar ihre alte Form, wurden aber vollständig erneuert. Das Satteldach des Sommerbaus wurde durch ein Mansarddach ersetzt. Der Westseite des Sommerbaus wurde eine Gartenterrasse, der Nordseite des Neuwieder Flügels ein Hotelschwimmbad (heute Vortragsaal) angefügt. Der gesamte Außenbau wurde "in den überlieferten Farben" Ockergelb (Wandflächen) und Rot (Fenstergewände, Ecklisenen) gestrichen. Das Innere wurde in teilweise unverantwortlicher Weise grundlegend verändert. So wurden die großen Geschosshöhen teilweise durch Zwischen- und Halbdecken aus Beton unterteilt. Auf die kostbare hölzerne Barocktreppe im Torflügel wurde ebenso wenig Rücksicht genommen wie auf zahlreiche Stuckdecken, die ohne Skrupel beseitigt wurden. Lediglich zwei Stuckdecken und mehrere Kamindekorationen im Neuwieder Flügel blieben erhalten. "Überlebt" haben auch die Kellergewölbe und die große Holztreppe im Neuwieder Flügel.[Anm. 4] Die Bestände des Heimatmuseums, die anfangs ausdrücklich erhalten werden sollten, wurden rücksichtslos veräußert und unwiederbringlich auseinandergerissen.
Doch als man am 6. Januar 1973 die Einweihung des renovierten Schlosses feierte, bedauerte niemand, dass so viel Erhaltenswertes zerstört worden war. Die Neugestaltung des Schlosses wurde vielmehr "als Modellfall gelungener Stadtkernsanierung" gefeiert. Es sei nicht darauf angekommen, ein Museum zu schaffen, sondern geschichtlich gewachsenes den Gegebenheiten und Erfordernissen der Zeit anzupassen. Das Schloss Hachenburg sei in zweijähriger Neubauzeit „schöner den je“ neu erstanden.[Anm. 5]
Erste Gerüchte, die Schloss Hachenburg GmbH sei finanziell angeschlagen, wurden bereits Ende 1971 laut,[Anm. 6] doch die Gesellschaft brach erst 1974 zusammen.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Kosinski, Hotel S. 13f. Zurück
  2. Eicher 2000 Gulden S. 8; Seide, Bemühungen S. 11. Zurück
  3. Westerwälder Zeitung 14.4.1971. Zurück
  4. Backes, Hachenburg S.20-21. Zurück
  5. Kosinski, Hotel S. 14f.; Westerwälder Zeitung vom 6.1.1973. Zurück
  6. Westerwälder Zeitung 7.10.1971. Zurück