Obererbach (Montabaur) im Westerwald

Zur Geschichte von Obererbach

Ortseingang[Bild: LigaDue CC BY-SA 4.0]

Dass schon in vorgeschichtlicher Zeit Menschen im Bereich des späteren Obererbach gelebt haben, zeigt der Fund eines Steinbeils, das von Experten in die sog. Glockenbecherkultur, d.h. in die Zeit zwischen 2.600 und 2.000 vor Christus datiert wird.[Anm. 1]

Bei Steinbrucharbeiten am Miltersberg wurden im Jahr 1944 etliche Münzen geborgen, die Bilder römischer Kaiser zwischen 82 v.Chr. und 211 n.Chr. zeigen. Letzte Forschungen weisen darauf hin, dass die Münzen um 220 n. Chr. vergraben worden sein dürften.[Anm. 2] Wahrscheinlich wurde der »Münzschatz von Obererbach« im Zuge der damaligen Unruhen und Wanderungsbewegungen im freien Germanien unter der Erde in Sicherheit gebracht und dann vergessen.[Anm. 3]

Obererbach gehörte zur Zeit seiner Entstehung, die vor dem 6. Jahrhundert erfolgt sein dürfte,[Anm. 4] zum Niederlahngau bzw. dann zum Herrschaftsbereich der Grafen von Diez, die im Jahr 1386 im männlichen Stamm ausstarben. Das Erbe traten in verflochtenen Beziehungen die Grafen von Nassau-Dillenburg, die Herren von Eppstein, die Grafen von Katzenelnbogen und die Erzbischöfe von Trier an.

Erstmals in einer Schriftquelle erwähnt wird Obererbach, als der um 1290 verstorbenen Dietrich von Offheim dem Stift Dietkirchen ein Legat, nämlich zwei Schilling in Erlebach hinterließ. Diese zwei Schilling aus superiori Erlebach werden 1292 erneut erwähnt.[Anm. 5]

Am 10. November 1396 nehmen Heyntze, der Eidam der Metze aus Obererbach (obirn Erlebach), und seine Frau Emel einen Gütertausch mit dem Limburger Kaplan Heinrich Scherer vor.[Anm. 6]

Im Ort selbst verfügten verschiedenen Herren über Rechte und Einkünfte. So vertauschte Johan Opilio, Propst zu Limburg, den Zechershof in Obererbach an Hilger von Langenau, der ihn im Jahr 1492 von Trier zu Lehen trug. Im Jahr 1532 belehnte Erzbischof Johan von Trier den Hilgar von Langenau u.a. mit dem Zechershof zu Obernerlenbach, der damals 6 Malter Korn ertrug.[Anm. 7] Die Familie Langenau besaß den Hof noch 1575.[Anm. 8]

Am Obererbacher Hof der Herren von Reifenberg zu Weltersburg waren 1564 die Frei von Dehrn beteiligt. Der Hof war 1600 an Juliane Wimpfinger, seit 1622 an die Staudt von Limburg, dann 1671 an einen Herrn von Brischet verpfändet und wurde erst 1700 von den von Reifenberg zu Erlen eingelöst. Danach fiel der Hof als Erbe an die von Buttlar, die ihn noch 1786 besaßen.[Anm. 9] Weiter Höfe in Obererbach hatten 1564 die von Langenbach und 1786 die Jesuiten von Hadamar.

Im Jahr 1382 erhielt Ludwig, ein freier Walpode und Herr zu Waldmannshausen von Graf Wilhelm von Katzenelnbogen dessen Güter und Zehntrechte zu Obererbach (Obernelenbach).[Anm. 10] Als Burglehen der Rödel von Reifenberg zu Diez diente im Jahr 1438 auch eine Gült zu Obererbach.[Anm. 11] Güter besaßen auch die Frei von Dehrn, später die Greifenclau von Vollrads (1786), die Kirche zu Hundsangen (1786) und die Eselweck von Scharfenstein.[Anm. 12] Gefälle nahmen um 1290 das Stift Dietkirchen, als Diezer Lehen die Rödel von Reifenberg, später die Köth von Wahnscheid sowie das Kloster Eberbach im 14. Jahrhundert und 1463 ein.[Anm. 13]

Einkünfte bzw. Güter nannten auch der Limburger Bürger Werner Sänger (1364), die Abtei Eberbach im Rheingau (1463) und das Kloster Dierstein bei Diez (1465) ihr Eigen.[Anm. 14]

An den verschiedenen Zehnten im Dorf waren etliche Familien beteiligt, so etwa 1394 die Waldboten zu Waldmannshausen,[Anm. 15] die ihre Zehntrechte als Lehen von den Grafen von Katzenelenbogen trugen. Mitte des 16. Jahrhunderts werden Zehntrechte der Seelbach zu Zeppenfeld, der Waldboten von Pfaffendorf und des trierischen Landhofmeisters und Amtmannes zu Molsberg Philipp von Reifenberg erwähnt.[Anm. 16] Als im Jahr 1624 Melchior Waltbott von Pfaffendorf starb, überließ Erzbischof Philipp Christoph zu Trier (1623-1652) dessen heimgefallene Lehen, darunter der Zehnt zu Obererbach (Erlebach), einigen Herren von Diez.[Anm. 17] Im 15. Jahrhundert besaßen die Waldboten von Pfaffendorf Zehntrechte als Mannlehen des Landgrafen Wilhelm von Hessen,[Anm. 18] ebenso im 16. Jahrhundert unter Graf Philipp von Hessen (1509-1567).[Anm. 19] Mitte des 16. Jahrhunderts waren Einnahmen aus dem Zehnten zwischen Johann von Steinbach und den Herren von Seelbach-Zeppenfeld strittig,[Anm. 20] im Jahr 1561 sind Streitigkeiten um den Kornzehnten zwischen den Waldboten von Pfaffendorf und den Herren von Seelbach belegt.[Anm. 21]

Eine Mühle wird in Obererbach 1525 und 1564 erwähnt. Im Jahr 1577 erhielt Philip von Reifenberg die herrschaftliche Erlaubnis, nebenan einen zweiten Lauf zu errichten.[Anm. 22]

Zechen und Heimgereide

In der Grafschaft Diez waren die Kirchspielgerichte in kleinere Einheiten unterteilt, die 1337 ziehende laide genannt wurden. Eine solche ist 1457 auch in Obererbach belegt. Seit 1490 werden diese genossenschaftlichen Einrichtungen (etwa für Weidgang und Hütedienste) Zechen und 1525 und 1529 auch Heimgereide genannt. Vorsteher dieser Zechen waren Heimberger.[Anm. 23] Als solche werden in Obererbach bzw. in Oberhausen genannt:[Anm. 24]

1442Heyncze Mecze zu Oberbach
1653-1654Johann NInck
1666Christ Scheffer
1694-1700Johann Cloß Ninck
1717-1749Johannes Ninck
1750-1770Anton Hannappel
1770-1784Heinrich Ninck
1786-1792Christian Hofmann
1804Anton Hofmann

Bei der Teilung der Grafschaft Diez im sog. Diezer Vertrag erhielt Kurtrier im Jahr 1564 u.a. die vier alten Westerwälder Kirchspiele und Gerichte Salz, Meudt, Nenterhausen und Hundsangen. Obererbach, das 1379 im Gericht und 1525 im Kirchspiel Hundsangen bezeugt ist, wurde seit 1564 dem kurtrierischen Amt Montabaur zugewiesen.

Im Zuge der napoleonischen Politik im Rheinland wurde im Jahr 1802 das Kurfürstentum Trier aufgelöst und seine zugehörigen Gebiete anderen Herrschaften zugeteilt. So fiel Obererbach 1802 zunächst dem Fürstentum Nassau- Weilburg und im Jahr 1806 dem Herzogtum Nassau zu.
Als nach dem verlorenen Krieg von 1866 das Königreich Preußen das Herzogtum Nassau annektierte, wurde auch Obererbach preußisch.
1867 wurde Obererbach dem neu gebildeten Unterwesterwaldkreis zugewiesen. Der Unterwesterwaldkreis wurde 1974 aufgelöst und mit dem Orten des ehemaligen Oberwesterwaldkreises zum Westerwaldkreis zusammengefasst.
Seit 1972 ist Obererbach Teil der Verbandsgemeinde Wallmerod.

Im Jahr 1564 gab es in Obererbach 15 Feuerstellen (Haushalte). Nach den kriegerischen Ereignissen und den zahlreichen Seuchen im Verlauf der Dreißigjährigen Krieges (1618-1648 war ihre Zahl auf sechs gesunken. Im Jahr 1648 wurden bereits wieder elf und 1754 dann 39 Feuerstellen gezählt. Heute (Stand 31.12.2019) leben fast 500 Menschen im Ort.

Die Obererbacher ernährten sich bis in das 19. Jahrhundert fast ausschließlich aus den Erträgen des Ackerbau, der Viehhaltung und der Wiesen- und Waldnutzung. Dazu kamen die beiden Mühlen mit ihren Mühlenknechten. Im Jahr 1828 werden drei Maurer, zwei Wirte und je ein Grobschmied, Schneider und Strohdecker im Dorf genannt. Seit dem Jahr 1888 wird am Miltersberg Basalt in der Gemarkung abgebaut. Der Betrieb wurde noch im gleichen Jahr von der Odenwälder Hartstein-Industrie AG übernommen.[Anm. 25]

Anmerkungen:

  1. Gensicke, Landesgeschichte S. 4f. Zurück
  2. Zuerst: Wilhelmine Hagen: Römischer Denarfund vom Ende des 2. Jahrhunderts aus Obererbach, Unterwesterwaldkreis, Regierungsbezirk Montabaur. In: Nassauische Annalen 74 (1963), S. 1; Zuletzt Heinz Hahn: Römischer Denarfund vom Anfang des 3. Jahrhunderts aus Obererbach/Westerwald. In: Nassauische Annalen 90 (1979), S. 207-208. Zurück
  3. Zur Geschichte siehe auch die Homepage der Gemeinde. Zurück
  4. Gensicke, Landesgeschichte S. 11f. Zurück
  5. Germania Sacra. St. Lubentius, S. 282. Vgl. ebda. S. 62, 150 und S. 364 und Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
  6. HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 600. Zurück
  7. HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Langenau 1532 Dezember 27. Zurück
  8. Gensicke, Kirchspiele S. 311; HHStA Wiesbaden Best. 121 Langenau 2 für die Zeit von 1506 bis 1657 und ebd. Langenau 1593 Februar 9. Zurück
  9. Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
  10. HHStA Wiesbaden Urk. 54 Nr. 493 um 29.5.1382; Regest: Demandt, Regesten der Grafen von Katzenelnbogen Nr. 1716. Zurück
  11. HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. Z 4462 zur Zeit zwischen 1438 und 1518. Zurück
  12. Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
  13. Gensicke, Kirchspiele S. 311. Zurück
  14. obererbach.eu. Zurück
  15. Gensicke, Landesgeschichte S. 166. Zurück
  16. HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. C 466. Zurück
  17. HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Diez 1624 September 2 c. Zurück
  18. HHStA Wiesbaden Best. E 14 G Nr. 2/1 fol. 143v und ebd. Best. 170 I Nr. U 1831 zum Jahr 1480. Zurück
  19. HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 3738. Zurück
  20. HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. A 254 fol. 21-22, Zurück
  21. HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. A 89 fol. 146-171. Zurück
  22. HHStA Wiesbaden Best. 171 Nr. A 14 fol. 18./anm> Diese beiden Mühlen gehörten seit 1600 zum Reifenberger Hof. In den Zeiten des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) verfielen die Mühlen, wurden aber 1654 wieder instandgesetzt. Sie wechselten mehrfach den Besitzer und waren noch im 18. Jahrhundert in Betrieb.Gensicke, Kirchspiele S. 311f. Zurück
  23. Gensicke, Landesgeschichte S. 412 und S. 447. Zurück
  24. Gensicke, Landesgeschichte S. 502. Zurück
  25. Vertiefende Informationen zum bäuerlichen Leben und dem Basaltsteinbruch auf den Archivseiten der GemeindeZurück