Hachenburg im Westerwald

Enthüllung des Kaiser Wilhelm-Denkmals in Hachenburg - 1888

Am Sedanstag, dem 2. September 1888, fand die feierliche Enthüllung des auf dem Hachenburger Marktplatz neben der Friedenslinde errichteten Kaiser-Wilhelm-Denkmals statt.
Die Stadt hatte sich tagelang auf das Ereignis vorbereitet. Über 500 Gäste waren eingeladen worden. Die Bewohner wetteiferten darum, ihre Häuser mit Kränzen zu schmücken und die Straßen festlich zu begrünen sowie in Alleen zu verwandeln. Graf Alexander war es gelungen, die Kapelle des in der Nähe in einem Manöver befindlichen 88. Infanterieregimentes zu überreden, unentgeltlich für die musikalische Untermalung zu sorgen.
Am Samstag Abend kündeten gegen 19 Uhr Glockengeläut und Böllerschüsse das bevorstehende Fest an. verkündeten, waren die Häuser mit Kränzen und Fahnen geschmückt und die Straßen in Alleen umgewandelt. Um 20 Uhr durchzog ein großer Fackelzug unter den Klängen eines schönen Marsches die Straßen der Stadt, und endete im Vereinslokal des Kriegervereins, dem festlich dekorierten Saal der Westendhalle. Dort spielte die Militärkapelle bis in die frühen Morgenstunden bzw. brachten die beteiligten Hachenburger Gesangvereine ihre Liedervorträge dar.
Am Sonntag Morgen eröffnete ein Festgottesdienst den eigentlichen Feiertag. Anschließend spielte die Regimentsmusik auf dem Marktplatz in der Nähe des Denkmals einige Konzertstücke, worauf die Kapelle sich verteilte, um in mehreren Lokalen, darunter das der Witwe Backhaus, zu einem Frühschoppen zu musizieren. Um 14 Uhr versammelten sich die zahlreich erschienenen Vereine – insbesondere Kriegervereine – auf dem unteren Schlosshof und nahmen dort Aufstellung. Um 15 Uhr setzte sich der geordnete Zug in Bewegung: Eine Abteilung der Feuerwehr machte den Anfang, es folgten die Mädchen aus sämtlichen Schulen sowie die "jungen Damen", alle in weißen Kleidern und den farbigen Abzeichen; einige trugen schöne Kränze, um dieselben am Fuß des Denkmals niederzulegen; hierauf folgte die Regimentsmusik, das Festkomitee sowie der Stadtrat. Dahinter marschierten die zahlreichen Vereine mit wehenden Fahnen. Die ca. 500 Mann des Knappenvereins Bindweide marschierten in ihrer Bergmannstracht mit. Unter Vorantritt ihrer eigenen Kapelle einen imposanten Anblick. Auf dem Marktplatz hatte Tausende von Zuschauern versammelt, um dem feierlichen Akt beiwohnen zu können. Nachdem der Festzug bei dem Denkmal angelangt war, wurde die Feier durch Vortrag eines passenden Liedes  von den hiesigen Gesangsvereinen eröffnet, sodann hielt Bürgermeister Christ die Festrede. Er hob dabei besonders "die Großtaten des hochseligen Heldenkaisers" hervor. Dann fand unter Glockengeläute und Böllerschüssen die Enthüllung des Denkmals statt. Die Kapelle spielte die Nationalhymne. Graf Alexander übergab in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Komitees in kurzen feierlichen Worten das Denkmal der Stadt und stellte es in die Obhut von Bürgermeister und Stadtrat. Nachdem die Kapelle noch ein Nationallied gespielt hatte, ergriff Herr Zitzer das Wort, um dem Kaiser Wilhelm II. ein Hoch auszubringen, in das alle Zuschauer einstimmten. Die Feier auf dem Festplatz war damit beendet, der Festzug zog noch zum unteren Marktplatz, wo er sich dann auflöste. Die zahlreichen Kränze wurden am Denkmal niedergelegt. Anschließend fanden im Schützengarten ein Konzert, im Hotel zur Krone ein Festessen statt, bei welchem Herr Landrat Schlosser von Marienberg einen Toast auf Kaiser Wilhelm II. ausbrachte. Für den Abend hatte Apotheker Mergler eine bengalische Beleuchtung des Denkmals organisiert, ein Feuerwerk wurde abgebrannt, während die Musikkapelle dazu spielte. Die Stadt, insbesondere der Marktplatz waren prächtig illuminiert. Graf Alexander hatte für das Schiff auf dem Marktplatz weitere zwei Laternen anfertigen lassen und den Brunnenstock des Stadtbrunnenes mit dem saynischen Löwen und dem Wappen der Stadt schmücken lassen. Der Festtag endete mit Tanzvergnügen in verschiedenen Lokalen.[Anm. 1]

Festprogramm zur Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals

Samstag den 1. September:
18-19 Uhr: Glockengeläute und Böllerschießen.
20 Uhr: Fackelzug. Aufstellung dazu auf dem unteren Marktplatz um 16:30
20:30 Uhr: Abend-Unterhaltung im Vereinslokal des Kriegervereins (Westendhalle).

Sonntag den 2. September
6 Uhr: Choral auf dem Marktplatz und Reveille.
9:30 Uhr: Frühschoppen bei Witwe Backhaus
14 Uhr: Aufstellung des Festzuges auf dem unteren Schlosshof
15 Uhr: Festzug zum Denkmal und Enthüllung desselben.

  • Chorlied der vereinigten Gesangvereine
  • Festrede
  • Enthüllung des Denkmals unter Glockengeläute, Böllerschießen und gemeinschaftlichem Gesang der Nationalhymne
  • Übergabe des Denkmals an die Stadt
  • Musik und Abmarsch um das Denkmal auf den unteren Marktplatz, wo der Zug sich auflöst.

17 Uhr: Festessen inder Krone.
Gleichzeitig Konzert im Schützengarten, bei schlechtem Wetter in der Westendhalle.
20:30 Uhr: Beleuchtung des Denkmals
Zum Schluss: Ball in verschiedenen Lokalen.

Bericht in der Westerwälder Zeitung vom 8. Juni

"In den letzten Tagen der verflossenen Woche herrschte unter den Bewohnern unseres Städtchens reges Treiben, um das Fest der Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals in würdiger Weise zu feiern. Es stand wohl zu erwarten, dass das Fest sich zu einem großartigen gestalten würde, aber es wurden alle Erwartungen bei Weitem übertroffen. Die Bewohner wetteiferten, den Häusern und Straßen ein festliches Aussehen zu geben und bereits am Samstag Abend, als das Geläute sämtlicher Glocken, sowie Böllerschüsse das herangenahte Fest verkündeten, waren die Häuser mit Kränzen und Fahnen geschmückt und die Straßen in Alleen umgewandelt. Nach dem Eintreffen der Kapelle des 87. Infanterie-Regiments durchzog ein großer Fackelzug unter den Klängen eines schönen Marsches die Straßen der Stadt, um in dem Vereinslokal des Kriegervereins, dem festlich dekorierten Saal der Westendhalle, sein Ziel zu finden, woselbst die Miltärkapelle bis zur frühen Morgenstunde konzertierte und die hiesigen Gesangvereine durch Liedervorträge die Pausen ausfüllten. Instrumental- und Vokalvorträge fanden allgemeinen Beifall, sodass sich die Abendunterhaltung zu einer sehr genussreichen und gemütlichen gestaltete. Ein Festgottesdienst am Sonntag morgen eröffnete die Feier des Festtages. Nach Schluss desselben spielte die Regimentsmusik auf dem Marktplatz in der Nähe des Denkmals einige Konzertstücke, worauf die Kapelle sich verteilte, um in mehreren Lokalen zu einem Frühschoppen zu musiziern. Nachmittags 2 Uhr versammelten sich die zahlreich erschienenen Vereine – insbesondere Kriegervereine – auf dem unteren Schlosshof, woselbst sich der Festzug ordnete. Um 3 Uhr setzte sich der Zug in Bewegung, welcher in folgender Reihenfolge gordnet war: Eine Abteilung der Feuerwehr, sodann die Mädchen aus sämtlichen Schulen sowie die jungen Damen, alle in weißen Kleidern und den farbigen Abzeichen; einige trugen schöne Kränze, um dieselben am Fuß des Denkmals niederzulegen; hierauf folgte die Regimentsmusik, das Festkommité sowie der Stadtrat. Nach denselben marschierten die zahlreichen Vereine mit wehenden Fahnen. In dem stattlichen Zug gewährte insbesondere der Knappenverein Bindweide, ca. 500 Mann, sämtliche in Bergmannstracht. Unter Vorantritt ihrer eigenen Kapelle einen imposanten Anblick. Auf dem Marktplatz hatte sich eine nach Tausenden zählenden Menge von Zuschauern versammelt, um dem feierlichen Akt beiwohnen zu können. Nachdem der Festzug bei dem Denkmal angelangt, wurde die Feier durch Vortrag eines passenden Liedes  von den hiesigen Gesangsvereinen eröffnet, sodann hielt Bürgermeister Christ die Festrede, worin derselbe die Großtaten des hochseligen Heldenkaisers in begeisternden Worten hervorhob; unter Glockengeläute und Böllerschüssen fand nun die Enthüllung des Denkmals statt. Während desselben spielte die Kapelle die Nationalhymne. Seine Erlaucht Herr Graf von Hachenburg, als Vorsitzender des Kommitees, übergab nun in kurzen feierlichen Worten das Denkmal der Stadt, indem er es unter die Obhut des Herrn Bürgermeisters und Stadtrats stellte. Nachdem die Kapelle noch ein Nationallied gespielt, ergriff Herr Zitzer das Wort, um Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. ein Hoch auszubringen, in welches alle mit Begeisterung einstimmten. Die Feier auf dem Festplatz hatte nun ihren Abschluss gefunden, die zahlreichen Kränze wurden am Denkmal niedergelegt und prangten daselbst als schöner Festschmuck. Nach der Enthüllungsfeier fand in mehreren Lokalen Konzert, sowie im Hotel zur Krone ein Festessen statt, bei welchem Herr Landrat Schlosser von Marienberg einen Toast auf seine Majestät Kaiser Wilhelm II. ausbrachte. Einen schönen Anblick gewährte die am Abend unter Leitung des Herrn Apothekers Mergler veranstaltete bengalische Beleuchtung des Denkmals, während dessen Feuerwerk abgebrannt wurde du die Klänge der Musikkapelle erschallten. Die Stadt, insbesondere der Marktplatz waren prächtig illuminiert. Der Festtag endete mit Tanzvergnügen in verschiedenen Lokalen. Wohl noch nie ist in unserer Stadt ein Fest in so großartiger und feierlicher Weise begangen worden und wird dieser unvergessliche Tag für alle Teilnehmer in steter Erinnerung bleiben.[Anm. 2]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. WWZ vom 23.8.1888, zit. nach Trautmann S. 3 und aus WWZ vom 8.6.1988, zit nach Trautmann S. 4f. Zurück
  2. WWZ vom 8.6.1988, zit nach Trautmann S. 4f. Zurück