Westerburg im Westerwald

.1.Die Westerburg

Schloss Westerburg[Bild: Ulrike Preis]

Die Westerburg war der einstige Herrschaftsmittelpunkt der Herren von Runkel-Westerburg. Datiert werden kann die Burg auf die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts,[Anm. 1] eine erste urkundliche Erwähnung fand 1194 statt. Somit ist Siegfried III. von Runkel der Initiator der Burg.[Anm. 2] Durch seine Heirat mit einer Gräfin von Leiningen[Anm. 3] kam Siegfried III. von Runkel und nun auch von Westerburg in den Besitz des nahe der Westerburg liegenden St. Severus Stifts in Gemünden[Anm. 4]. Bis 1222 waren die Erben der Grafen von Leiningen an der Westerburg beteiligt. Aufgrund von Erbschaften hatten ab dem 15. Jahrhundert zeitweise auch Leininger Seitenlinien ihren Herrschaftssitz auf der Burg.[Anm. 5] Durch Auseinandersetzungen innerhalb der Westerburger Familie wurde Siegfrieds Erbe 1226 unter seinen Söhnen Siegfried IV. von Runkel zu Westerburg und Dietrich I. von Runkel aufgeteilt. Während: Siegfried IV. von Runkel zu Westerburg in Westerburg residierte, gelangte die Herrschaft Runkel in den Besitz von Dietrich I..[Anm. 6] Siegfried V. von Runkel († nach 1288), der Sohn von Dietrich I. von Runkel, verdrängte seinen Vetter Heinrich I. von Runkel (gefallen 1288) aus Runkel. Heinrich I. von Runkel ließ um 1288 die Burg Schadeck auf der anderen Lahnseite bauen und nannte sich ab diesem Zeitpunkt Heinrich II. von Westerburg. Burg Schadeck diente als Trutzburg [Anm. 7]. Eine Rückgewinnung der Burg Runkel fand nicht statt. Durch seine Ehe mit Agnes von Isenburg-Limburg († nach 1319), der Erbin von Schaumburg, konnte Heinrich II. die Herrschaft Schaumburg sowie ein Sechstel der Herrschaft Cleeberg hinzugewinnen.[Anm. 8] Die Nachfahren von Dietrich I. von Runkel erweiterten Ende des 14. Jahrhunderts ihr Herrschaftsgebiet. Um 1376 gelangten zum Beispiel der Zehnt (Steuer) von Schupbach und Aumenau an die Herrschaft von Dietrich III. von Runkel († 1402). Durch die Heirat seines Sohnes Dietrich IV. von Runkel († nach 1462) gelangte mit Anastasia von Isenburg-Wied († nach 27. März 1429) die Grafschaft Wied zu den Besitztümern der Grafen von Runkel. Die Nachkommen Dietrichs IV. von Runkel nannten sich daher „von Wied-Runkel“.[Anm. 9]

Siegfried IV. von Runkel zu Westerburg wurde „1288 der Alleinbesitz der Westerburg bestätigt.“ [Anm. 10] Nachdem sich die Herrschaftsinteressen der Grafen von Leiningen-Westerburg in die Pfalz verlagerten, nahm die Bedeutung der Westerburg im 16. Jahrhundert ab. Seit 1557 diente die Burg Leininger Seitenlinien als Herrschafts- und Wohnsitz, etwa ab 1703 die Linien Alt- und Neu-Leiningen.[Anm. 11] Im Zuge des Reichdeputationshauptausschusses 1803 wurde die Herrschaft in Westerburg mediatisiert[Anm. 12] wurde aufgehoben, und fiel an das Herzogtum Nassau. Die Burg blieb jedoch in Leininger Besitz, bzw. ging an eine nassauische Erblinie der Alt-Leininger.

.2.Baubeschreibung

Die Westerburg ist eine Frontturmburg und wurde zu Verteidigungszwecken auf einem Basaltberg gebaut. Sie wird 1219 erstmals genannt, die Burganlage gab es voraussichtlich schon früher. Es handelt sich um ein noch heute erhaltenes vierstöckiges Gebäude mit einem Mansardendach auf dem Hauptflügel. Die Räumlichkeiten wurden zunächst in romanischem, dann in gotischen Stil gebaut. Der älteste Teil der Burg liegt zum Hof hin und besitzt Rundbogenfriese über dem ersten Geschoss. Ein Rundbogentor am Ostflügel ist die Einfahrt zur Burg. Der äußere Burgring besaß drei Stadttore: das Gemünder Tor, die Mittelpforte und das Hegenrother Tor. Die Schlosskirche lag und liegt außerhalb der Burgmauern und war durch einen unterirdischen Gang mit der Burg verbunden. Der Kernbau der Burg zeichnet sich durch eine vielfältige „Dachlandschaft“ aus, denn während das Hauptgebäude ein Mansarddach besitzt, sind die seitlichen Gebäude mit Walmdächern überbaut.[Anm. 13] Die Burg besitzt keinen einheitlichen Baustil, denn je nach den Bedürfnissen der verschiedenen Herrscher wurde sie erweitert und umgebaut. Jens Friedhoff unterteilt die Burgarchitektur in fünf Phasen. In der ersten Bauphase unter Siegfried II. von Runkel (1181-1226) entstanden unter anderem der runde Bergfried sowie der Ostflügel der Kernburg. Der butterfassartige, schmale Rand des Bergfrieds (Butterfassturm), der nach Friedmann auf einer Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert zu sehen ist, verweist auf seinen Bau im 14./15. Jahrhundert.[Anm. 14] Die zweite Phase beginne nach Friedhof im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts, in der Anbauten des Wohnturms nach Norden und Westen entstanden wären.Friedhoff: Westerburg Unter Rheinhard I. (1543-1522) entstanden einige Umbauten. Neben einem dreistöckigen Wohnbau und einem Rittersaal (erbaut um 1451), ließ er eine Rohrleitung zwischen der Burg und dem Bergfried zu einem Auffangbecken beim Rentamts Gebäude verlegen, durch die Brunnenwasser aus einer Zisterne geleitet wurde.[Anm. 15] Die vierte Bauphase fand in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts statt. Reinhard II. von Leiningen- Westerburg (1530-1584) ließ die Burgkapelle umgestalten und Teile des Wohngebäudes wie Mauern und Dachstuhl renovieren.[Anm. 16] Die letzte Phase verortet Friedmann zwei Jahrhunderte später (18. Jahrhundert) in der ein Lustgarten angelegt wurde. Auf älteren Burgmauern wurde außerdem ein neues Wohngebäude errichtet.[Anm. 17]

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.3.Die Burgkapelle

Die flachgedeckte Burgkapelle zeichnet sich durch ein üppiges, spätromanisches Kapellenportal aus, an dessen Seiten zwei liegende Löwen angebracht wurden. Sie besitzt einen gewölbten Chorraum. Zum Hof hin gibt es eine vierteilige Fenstergruppe mit steilen Spitzbögen,[Anm. 18]die aus bunten Glasscheiben verschiedener romanischer Kirchen stammen.[Anm. 19] Über der Sakristei befindet sich ein Kreuzgewölbe mit Ecksäulen, dessen Schlussstein eine Rose ziert. Die Kapelle besitzt eine eigene Gruft, in der Barocksärge aufbewahrt werden. Mitglieder der Herren von Leiningen, Westerburg und Sayn-Hachenburg wurden hier unter anderem bestattet. Es gibt Vermutungen, dass die Schlosskappelle 1874 von der Gräfin Seraphine (Regentschaft in der Westerburg von 1860-1871) in einen Billiardsaal umgebaut wurde. Eine Fotografie von 1910 zeigt, dass sich zu diesem Zeitpunkt ein Billardtisch in der ehemaligen Kapelle befand. Nach dem gräflichen Verwalter Wehsarg wäre die Kappelle um [1842] restauriert und in ein besseres Wohnzimmer umgeändert“[Anm. 20] worden. Heute wird das Kapellengebäude als 3 Zimmerwohnung privat genutzt.

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Verfasserin: Jasmin Gröninger

Veröffentlicht am: 02.03.2017

Verwendete Literatur:

Mehr, Willy: Kleine Stadtgeschichte (Westerburger Hefte Bd. 21), Westerburg 1985.

EBIDAT, Burgendatenbank des europäischen Burgeninstitutes Burgen an Rhein und Donau, Dr. Jens Friedhoff: Westerburg, URL: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=53, Aufruf am 31.12.2016.

Karnatz, Peter: Worldhistory. Personen der Weltgeschichte, URL: worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php, Aufruf 07.01.2017.

RhWB: Trutzburg, URL: http://www.woerterbuchnetz.de/RhWB?lemma=trutze, Aufruf am 11.01.2017.

 

Weitere Hinweise:

KIDS interactive GmbH - Die Agentur für junge Medien, URL: http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/in-deutschen-landen-vom-rheinbund-preussischen-reformen-und-dem-ende-des-reichs/frage/was-war-der-reichsdeputatationshauptschluss.html?ht=6&ut1=119 Aufruf am 20.02 2017.

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Anmerkungen:

  1. EBIDAT, Burgendatenbank des europäischen Burgeninstitutes Burgen an Rhein und Donau, Dr. Jens Friedhoff: Westerburg, URL: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=53, Aufruf am 31.12.2016. Zurück
  2. Ebd. Zurück
  3. Die Literatur gibt keine Hinweise mit welcher Gräfin er verheiratet war. Zurück
  4. Karnatz, Peter: Worldhistory. Personen der Weltgeschichte, URL: http://worldhistory.de/wnf/navbar/wnf.php?oid=10413 Aufruf 7.01.2017. Zurück
  5. Friedhoff: Westerburg Zurück
  6. Karnatz: Worldhistory Zurück
  7. Das Wort Trutz bedeutet „Trotz“ und beschreibt im Zusammenhang mit Heinrichs Vertreibung von Burg Runkel einen Akt der Gegenwehr, Siehe: URL: http://www.woerterbuchnetz.de/RhWB?lemma=trutze, Aufruf am 11.01.2017 Zurück
  8. Karnatz,Worldhistory Zurück
  9. Ebd. Zurück
  10. Friedhoff: Westerburg Zurück
  11. Ebd. Zurück
  12. Unter der Mediatisierung versteht man die Aufhebung kleinerer politischer Einheiten, die dann in ein größeres Territorium eingegliedert werden. Siehe auch: KIDS interactive GmbH - Die Agentur für junge Medien, URL:http://www.kinderzeitmaschine.de/neuzeit/lucys-wissensbox/kategorie/in-deutschen-landen-vom-rheinbund-preussischen-reformen-und-dem-ende-des-reichs/frage/was-war-der-reichsdeputatationshauptschluss.html?ht=6&ut1=119 Aufruf am 20.02 2017. Zurück
  13. Friedhoff: WesterburgSiehe auch: Mehr, Willy: Westerburg. Bilder einer alten Stadt, 1978 Westerburg, S.10. Zurück
  14. Friedhoff, Westerburg Zurück
  15. Mehr dazu sihe Mehr: Kleine Stadtgeschichte Zurück
  16. Friedhoff: Westerburg Zurück
  17. Ebd. Zurück
  18. Friedhoff: Westerburg Zurück
  19. Ebd. Zurück
  20. Zit. nach Mehr, Willy: Westerburger Hefte Nr. 21, Kleine Stadtgeschichte, S.8. Zurück