Oedingen am Mittelrhein

Zur Geschichte von Oedingen

Das Bild zeigt die Oedinger Gertrudiskirche
Die Oedinger Gertrudiskirche[Bild: Wikipedia-Nutzer "Sozi" [public domain]]

Das Gebiet des Remagener Stadtteils Oedingen war spätestens seit römischer Zeit besiedelt. Im Jahr 853 wurde der Ort erstmals in der Schenkungsurkunde eines Stiftsherren namens Herigarius  erwähnt, und zwar unter der Bezeichnung "Adingahoven". Im Frühen Mittelalter befand sich die Siedlung in Reichsbesitz, bis sie im Jahr 1018 als Schenkung an die Abtei Deutz kam. Bereits seit fränkischer Zeit besaß auch das Kloster Nivelles im heutigen Belgien ein Tafelgut in Oedingen, das allerdings erst 1059 urkundlich belegt ist. Sicher waren es die wallonischen Nonnen, die das Oedinger Gotteshaus nach ihrer Ordensgründerin, der Heiligen Gertrud von Nivelles (* 626; + 659), benannten. Die Vogtei Oedingen gehörte dagegen seit 1327 zum Besitz der Reichsburg Landskron bei Ahrweiler. Als die Äbtissin von Nivelles ihren Besitz nach Streitigkeiten mit ihren Pächtern im Jahr 1550 an den Koblenzer Deutschorden verkaufen wollte, schritt Lutter Quad, der damalige Herr auf Landskron, am 10. Januar 1567 mit Gewalt ein und zwang alle Oedinger, ihm als alleinigem Grundherren zu huldigen. Die Herrschaft der Reichsritterschaft Landskron endete erst mit dem Beginn der Franzosenzeit am Ende des 18. Jahrhunderts.

Von den Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) blieb Oedingen, anders als viele andere Dörfer und Städte entlang des Rheins, aufgrund seiner geschützten Höhenlage verschont. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1689-1697) wäre es dagegen fast zu einer Katastrophe gekommen, die nur durch das Einschreiten des kaiserlichen Oberst Haddinghausen verhindert wurde. Als 200 plündernde und brandschatzende Franzosen im Jahr 1689 von Rolandseck aus über den Rhein setzen und sich in Oedingen einquartierten, um das Dorf und sein Umland zu verwüsten,  eilte Haddinghausen mit 150 Dragonern von Linz aus herbei und lieferte sich ein Gefecht mit ihnen, das nur wenige Marodeure überlebten. Noch heute nennen die Oedinger den Ort des Geschehens, eine Streuobstwiese, "das Totenfeld".

Oedingen in der Neuzeit

Mit dem Beginn der Napoleonischen Kriege lösten sich die alten Herrschaftsgefüge auch in Oedingen auf. Seit 1801 gehörte das Dorf zum neugebildeten französischen Kanton Remagen. Der letzte Reichskroner Grundherr, der Reichsfreiherr vom und zum Stein, konnte seine Besitzansprüche zwar formell wahren, sah sich aber aus politischen Gründen schon 1802 gezwungen, seine linksrheinischen Güter zu versteigern. Der reichskronische Besitz in Oedingen ging so auf den bisherigen Pächter Johannes Pohl über. Mit den Beschlüssen des Wiener Kongresses kam Oedingen 1815 zu Preußen.

Als der Erste Weltkrieg im Sommer 1914 ausbrach, wurden wehrfähige Oedinger Männer teils zur Bewachung der Ahrtalbahn, teils zum Dienst im Feld einberufen. Folglich musste die zu Hause gebliebenen Frauen, Kinder und Alten das Heu einbringen, oft sogar ohne die Hilfe der ebenfalls abbeorderten Arbeitspferde. Bereits im November wurde dann mit dem Ausbau der kriegswichtigen Straße nach Unkelbach begonnen. Die zehn russischen Kriegsgefangenen, die seit Sommer 1915 in Oedingen einquartiert waren, mussten unterdessen auf den Bauernhöfen arbeiten. Der Generalstab trieb seit April 1916 den Bau der Eisenbahnbrücke zwischen Remagen und Erpel voran, die den Nachschub für die Westfront sichern sollte und im April 1918 unter dem Namen "Ludendorff-Brücke" fertiggestellt wurde. Der Krieg endete für die Oedinger mit der Einquartierung zuerst von französischen, dann von amerikanischen Soldaten. Insgesamt waren vier Bürger gefallen.

Die frühen Zwanziger Jahre waren mit Inflation, französischer Besatzung und der gescheiterten Ausrufung einer "Rheinischen Republik" eine politisch und wirtschaftlich schwierige Zeit am Mittelrhein. Mit dem Abzug der Franzosen im Jahr 1926 und dem Beginn des Kaolinabbaus in der Oedinger Gemarkung im Jahr 1929 besserte sich die Lage allerdings in beiderlei Hinsicht. Zu Beginn der Naziherrschaft wurden auch in Oedingen politisch unliebig gewordene Gemeinderatsmitglieder aus ihren Ämtern gedrängt. Das kleine Dorf hatte im Zweiten Weltkrieg 21 Gefallene und zwei Vermisste zu beklagen. Die Amerikaner marschierten in Oedingen am 7. März 1945 ein und waren zehn Tage später Ziel eines Angriffs mit deutschen V-2-Raketen, bei dem fünf Zivilisten starben und einer schwer verletzt wurde. Von der wirtschaftlichen Not der Nachkriegsjahre erholte sich Oedingen langsam, aber stetig. 1969 wurde das bisher eigenständige Dorf in die Stadt Remagen eingegliedert.

Nachweise

Verfasserin: Sarah Schrade
Verwendete Literatur:

  • Karl Beelke: Zur Geschichte von Oedingen. Von 853 bis 2000. Bonn 2001.
  • Hermann Comes: Altehrwürdige Kapelle im neuen Gewand. In: Heimatjahrburch für den Kreis Ahrweiler 20 (1963). S. 95-96.

Erstellt am: 03.01.2013