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Die Geschichte des Lebkuchens

Der Nürnberger Lebküchner von Lierdt in seiner Backstube, Jahr 1677. Handschrift Stadtbibliothek Nürnberg, Amb. 317b.2° Folio 164 recto (Mendel II).[Bild: Public domain]

Lebkuchen, Pfefferkuchen, Honigkuchen, Printen – jeder kennt das weihnachtliche Gebäck und seine vielen Variationen. Dahinter steht eine lange Tradition, die verschiedenste Kulturen und Festtagsbräuche umspannt.

Schon die frühen Hochkulturen in Mesopotamien, sowie die Ägypter, Griechen, Römer und Germanen stellten einen Honigkuchen aus Mehl, getrockneten Früchten und Honig her. Dieses Gebäck hatte für sie vor allem eine kultische Bedeutung: Anders als heute konnte natürlich weder in den Supermarkt gegangen noch mühelos jeden Tag gebacken werden. Zudem waren Früchte und Honig kostbare Zutaten. Sowohl in der römischen als auch der germanisch-nordischen Mythologie stammt Honig aus dem Reich der Götter. Auch die Bibel berichtet vom nunmehr sprichwörtlichen Land, in dem „Milch und Honig fließt“. Honig wurde eine heilende und lebensspendende Wirkung zugesagt, und so waren auch mit Honig zubereitete Speisen von den Göttern gesegnet. Schon in der Antike wurde das kostbare Backwerk verziert und beispielsweise als Tiere geformt gebacken.

In Deutschland nahm der Lebkuchenbrauch in mittelalterlichen Klöstern wohl im 13. Jahrhundert seinen Anfang. In Nonnenklöstern soll vor allem Honigkuchen, panis mellitus, gebacken worden sein, während in Mönchsklöstern Pfefferkuchen, panis piperatus, zubereitet und zu Bier und Wein gereicht wurde, um den Durst anzuregen. Es ist anzunehmen, dass Klöster die Grundrezepte schon von vorchristlichen antiken römischen und germanischen Bräuchen übernommen haben. In jedem Fall entwickelten sie die Zubereitungsweise weiter und konnten sie mittels teurer und seltener Gewürze aus dem Orient perfektionieren. Bis dahin wurden Lebkuchen jedoch nicht nur in der (Vor-)Weihnachtszeit konsumiert, sondern zu vielen verschiedenen Feiertagen und auch in der Fastenzeit.

Kurz darauf übernahmen auch bürgerliche Bäcker die Herstellung von Lebkuchen. Die Lebküchner trennten sich jedoch schon bald von den übrigen Bäckern und schlossen sich in eigenen Zünften zusammen. Die erste dieser Zünfte ist nachweislich 1293 in Schweidnitz (Schlesien) gegründet worden, 1358 folgte beispielsweise Frankfurt.

Woher der Name Lebkuchen stammt, ist ungeklärt. Seit dem 13. Jahrhundert werden die mittelhochdeutschen Begriffe lebekuoche und lebkuoche verwendet. Das Grimmsche Wörterbuch führt den ersten Wortbestandteil auf das mittellateinische libum, Fladen, zurück.[Anm. 1] Auch das regional verwendete, gleichbedeutende Wort Lebzelten könnte vom althochdeutschen zelto für Fladen abstammen.[Anm. 2] Im 19. Jahrhundert wurde auch das Lebkuchengewerbe von der Industrialisierung erfasst und es wurden Großgetriebe gegründet. Zur Massenware wurde das Gebäck freilich erst durch die automatisierte Herstellung, die in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann. Doch auch heute noch wird mancherorts auf die Einzigartigkeit der Lebkuchenkreationen geachtet – so zum Beispiel beim jährlich abgehaltenen Lebkuchen-Bau-Wettbewerb des Zentrums für Baukultur Rheinland-Pfalz. Die Ergebnisse können auch dieses Jahr nach Voranmeldung am 18. Dezember auf dem Rathausvorplatz bestaunt werden. 

Verfasserin: Katrin Kober
Literaturnachweise:

 

 

Anmerkungen:

  1. Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854–1961, Bd. 12, Sp. 467, s. v. „Lebkuchen“. Online verfügbar unter: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/call_wbgui_py_from_form?sigle=DWB&lemid=GL03063&hitlist=&patternlist=&mode=Vernetzung (Aufruf am 10.11.2020). Vgl. auch: Pfeifer, Wolfgang u.a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. München 1997, S. 777. Online verfügbar im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de/wb/Lebkuchen (Aufruf am 10.11.2020). Zurück
  2. Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Leipzig 1854–1961, Band 31, Sp. 623, s. v. „Zelten“. Online verfügbar unter: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=DWB&mode=Vernetzung&lemid=GZ04151#XGZ04151 (Aufruf am 10.11.2020). Vgl. auch: Pfeifer, Wolfgang u.a.: Etymologisches Wörterbuch des Deutschen. München 1997, S. 1600. Online verfügbar im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache: https://www.dwds.de/wb/Zelten (Aufruf am 10.11.2020). Zurück