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Personennamen in Brasilien

Vor knapp 200 Jahren, im Jahr 1824, erreichten die ersten Auswanderer aus dem heutigen Deutschland ihre neue Heimat Brasilien; es folgten mehrere Auswanderungswellen. Bis zu fünf Millionen der aktuell in Brasilien lebenden Menschen haben deutsche Vorfahren und Deutsch ist die häufigste in Brasilien gesprochene Sprache nach dem Portugiesischen. „Deutsch“ meint hier die Dialekte, die sich durch die Vermischung der verschiedenen Heimatdialekte der Eingewanderten gebildet haben. Am bekanntesten ist wohl das sogenannte Riograndenser Hunsrückisch: Diese Bezeichnung ergibt sich daraus, dass viele Eingewanderte aus dem Hunsrück stammten. 

So kommt es auch, dass Deutschstämmige in Brasilien nicht nur den deutschen Nikolaus-Brauch am 6. Dezember feiern, sondern auch den in Hunsrück und Pfalz bekannten Namen Pelznickel für den Begleiter des Nikolauses verwenden. Aber nicht nur die Sprache weist auf die deutsche Abstammung hin: Die Deutschstämmigen tragen teilweise bis heute deutsche Familiennamen, während die Vornamen hingegen meist romanischer Herkunft sind (z.B. Gisele Bündchen, Filinto Müller). Das ist insofern besonders, als nach Nordamerika Eingewanderte ihren Familiennamen viel häufiger anglisiert haben (z.B. Schäfer > Shafe ; Fuchs > Fox). Auch an den deutschen Rufnamen hielt man in Brasilien noch länger fest als in den USA. Als Sprachwissenschaftlerin interessiert es mich, Dr. Simone Busley, ganz besonders, wann und warum die Deutschstämmigen in Brasilien ihre deutschen Vornamen aufgegeben haben. Ich erforsche jedoch nicht nur Namen, sondern auch die regionale Sprache in Rheinland-Pfalz und Saarland. Am IGL arbeite ich seit 2020 als feste Mitarbeiterin, zuvor habe ich dort bereits im Projekt „Das Anna und ihr Hund – Weibliche Rufnamen im Neutrum“ mitgearbeitet und promoviert.

Verfasserin: Dr. Simone Busley
Redaktionelle Bearbeitung: Jasmin Gröninger