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Digitales Flurnamenlexikon

Bei einem winterlichen Spaziergang durch die Gemarkungen einiger Gemeinden in Rheinland-Pfalz wird man durch den Namen des Flurstücks, an dem man vorbeigeht, weihnachtlich aufgefordert, gern zu geben: Gibgern und Gebsgern sind verbreitete Flurnamen, die in Rheinhessen beispielsweise in den Gemarkungen Freilaubersheim (Im Gebsgern), Mettenheim (Im Gebsgern), Udenheim (Auf dem Gebsgern), Undenheim (Im Gibgern) und Wallertheim (Im Gebsgern, hier nur historisch belegt) vorkommen. Bei dem freigiebigen Namen handelt es sich um einen sogenannten Satznamen, der sich auf die Bodenbeschaffenheit bezieht: „(Ich) gebe gern“, so prahlt ein besonders fruchtbares Landstück, das den zehrenden Ackerbau mit reicher Ernte belohnt. In Undenheim etwa bezieht sich der Flurname auf „die beste Weinbergslage“ der Gemarkung (Zernecke 1991: 188). Doch kann so auch spöttisch ein besonders karges, unfruchtbares Flurstück benannt worden sein, das durchaus gerne reiche Ernte gäbe, wenn es denn könnte (so wohl in Udenheim). Dieses Beispiel zeigt, wie Flurnamen den Lebensalltag der historischen Agrargesellschaft widerspiegeln, die sich an vielen Orten ähnelte und doch unterschied. So geben Flurnamen Auskunft über das Land und die Lebensumstände der Personen, die es bewirtschafteten.

Das Flurnamenarchiv am Institut für Geschichtliche Landekunde dokumentiert die Flurnamenvielfalt des Bundeslandes. Der umfangreiche Bestand wird seit einigen Jahren digitalisiert und soll so nach und nach der Öffentlichkeit durch das Digitale Flurnamenlexikon zugänglich gemacht werden. Hieran arbeiten derzeit die Hilfswissenschaftlerin Tabea George und ich, Dr. Daniel Kroiß. Nach internen Wartungsarbeiten, die noch einige Monate in Anspruch nehmen, wird die neue Webseite mit einem erweiterten Datenbestand und neuen Funktionen online gehen.

Adventskalendertürchen 2021:

Verfasser: Dr. Daniel Kroiß
Redaktionelle Bearbeitung: Jasmin Gröninger