Bibliothek

3.1 Auswahl des analysierten Brief-Konvolutes

Zur Analyse wurden exemplarisch drei Briefe von drei rheinland-pfälzischen Auswanderern nach Brasilien und dreizehn Briefauszüge von drei Auswanderern nach Nordamerika ausgewählt. Dies ist zweifelsfrei nur ein extrem kleiner Teil der riesigen Menge an Auswandererbriefen, die sich nach Wolfgang Helbich als „gewaltiger Strom und wahre Papierflut“ im 19. Jahrhundert „über Deutschland ergoß“.[Anm. 1]

Gleichwohl können die Briefe nach Sichtung vieler Quellen in der Vorauswahl von ihren Inhalten her als exemplarische Beispiele bezeichnet werden. In den Briefen berichten die Auswanderer über Alltagsbegebenheiten und Herausforderungen aus ihrem Leben, die auch in vielen anderen Briefen aus diesem Jahrhundert erwähnt werden. Ausgewählt wurden somit „normale“ Briefe mit gewöhnlichen Thematiken.

Bei der Auswahl der Briefe wurde Wert darauf gelegt, dass in den einzelnen Briefen jeweils möglichst prägnant über Push- und Pull-Faktoren für die Auswanderung in die neue Heimat berichtet wurde, so dass die einzelnen Zitate für eine Statistik gut den verschiedenen Push- und Pull-Faktoren zugeordnet werden können. So ist es möglich, als Ergebnis eine Darstellung der Anzahl der Zitate zu den einzelnen Push- und Pull-Faktoren zu erhalten.[Anm. 2] Die drei sehr ausführlichen Briefe der Brasilien-Auswanderer halten sich vom Umfang her und von der Inhaltstiefe her ungefähr die Waage mit den dreizehn kürzeren Briefauszügen aus verschiedenen Jahren der Nordamerika-Auswanderer.[Anm. 3] Von folgenden sechs Auswanderern wurden somit insgesamt 16 Briefe oder Brief-Auszüge bezüglich der darin enthaltenen Aussagen (Zitate) zu Push- und Pull-Faktoren der Auswanderung ausgewertet:[Anm. 4]

Tab. 2: Übersicht Auswandererbriefe

Anmerkungen:

  1. Wolfgang Helbich (Hg.): Briefe aus Amerika, S. 32. Zurück
  2. Siehe Kapitel 3.4, Tab. 3 „Übersicht Anzahl Zitate Push- und Pull-Faktoren der Auswanderung“. Des Weiteren wurde darauf Wert gelegt, dass die Briefauswahl der rheinland-pfälzischen Auswanderer einigermaßen verteilt über das Jahrhundert geschriebene Briefe beinhaltet (zwischen 1830 und 1884) und die Auswanderer aus unterschiedlichen Orten stammten. Ziel ist hierbei, eine gewisse Verteilung über das Land sowie eine gewisse Diversität der Blickwinkel auf die Auswanderermotive zu erhalten. Zurück
  3. Die ausgewählten Amerika-Briefe sind des längeren Seitenumfangs mit den Briefen der Auswanderer aus dem Hunsrück bzgl. der Push- und Pull-Faktoren-Analyse annährend vergleichbar: 1. Sie enthalten zusätzlich noch einige erläuternde Anmerkungen und Hintergrundinformationen der jeweiligen Autoren, 2. Die Amerika-Briefe wurden ausschweifender formuliert. Beispielsweise machte Franz Joseph Löwen in seinem Brief viele Angaben zur Ernte oder zu Preisen. Angela Heck lieferte eine längere Beschreibung der Seereise und beschrieb viele Einzelheiten zu Preisen und aus dem Leben in der Stadt. Christian Kirst gab viele Details aus dem Alltagsleben weiter. Die Brasilienbriefe wurden hingegen inhaltlich etwas komprimierter verfasst. Zurück
  4. Briefquellen: siehe Quellenverzeichnis. Zurück