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II. Quellenanalyse der Auswandererbriefe aus Brasilien

Insgesamt ist die Quellenlage bei rheinland-pfälzischen Briefen aus Brasilien recht schwierig, weil viel weniger Auswandererbriefe von dort geschrieben wurden, als von den Nordamerika-Auswanderern.   

Zur Quellensicherung: Von den drei Auswandererbriefen aus Brasilien wurden zwei analysierte Briefe von Hansheinz Keller herausgegeben[Anm. 1]. Als äußere Kritik muss festgestellt werden, dass Keller in seinem Vorwort keine Angaben dazu macht, woher die Briefe stammen und wie sie ediert wurden. Er weist in seiner Auswanderungsgeschichte „Neue Heimat Brasilien“ darauf hin, dass er Archivalien aus Akten des „Instituto Historico in Petrópolis“[Anm. 2] sowie Akten des Amtes Thalfang eingesehen hat.[Anm. 3] Seine Forschungsarbeit in Brasilien belegt er mit entsprechenden Fotos und Beschreibungen im Buch, so dass von der Sachkenntnis des Autors und der Seriosität der Briefe ausgegangen werden kann. Als weitere äußere Kritik muss angemerkt werden, dass der Autor keine dezidierten Angaben zu den Entstehungsbedingungen, zum Verfasser und zum Entstehungskontext der Auswandererbriefe macht. Gleiches gilt für die Textsicherung: auch werden keine Angaben darüber gemacht, ob es sich bei den herausgegebenen Briefen um Originaltexte handelt, oder ob eventuell sprachliche Glättungen vorgenommen wurden. Aufgrund der beschriebenen Sachkenntnis des Autors kann als Einschätzung der Quellen jedoch davon ausgegangen werden, dass sie als authentisches Material zur Analyse der Push- und Pull-Faktoren geeignet sind und verwendet werden können.

Die gleichen quellenkritischen Anmerkungen gelten für den Hunsrücker Auswanderungsforscher Karl Faller, aus dessen Buch der dritte Brasilienbrief stammt[Anm. 4] . Auch er kann trotz ebenfalls fehlender Editionsbeschreibung gleichermaßen als seriöser Forscher eingestuft werden, da er durch eigene Brasilienreisen und vielfach beschriebene Kontakte zu Politikern, Wissenschaftlern und Nachkommen der ersten Brasilien-Auswanderer sein Wissen fachlich fundiert aufbereitet und vermittelt. Somit kann auch hier von einer Verwendbarkeit der Quelle für den eingegrenzten Analysebereich der Push- und Pull-Faktoren ausgegangen werden.[Anm. 5]

Anmerkungen:

  1. Siehe Kapitel 3.1, Tab. 2 „Übersicht Auswandererbriefe“.  Zurück
  2. Historisches Institut von Petrópolis. Zurück
  3. Keller, Hansheinz: Neue Heimat Brasilien: ein Beitrag zur Auswanderungsgeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Gründung von Petrópolis bei Rio de Janeiro. Bad Kreuznach 1966, S. 158. Zurück
  4. Siehe Kapitel 3.1, Tab. 2 „Übersicht Auswandererbriefe“. Zurück
  5. Der Brief von Wilhelm Kopp könnte Karl Faller beispielsweise im Original vorgelegen haben, da er neben dem Schreibdatum auch das Beförderungsdatum durch die Post erwähnt. Vgl. zusätzlich auch Karl Faller: Vom Rhein und Hunsrück nach Brasilien: 1824 – 1974, S. 20. Zurück