Klotten an Mosel und Saar

Zur Geschichte von Klotten

Vorgeschichtliche und römische Zeit

Klotten mit Burg Coraidelstein[Bild: Rudolf Kranz, CC BY-SA 4.0]

Zu den frühesten Zeugnissen menschlicher Ansiedlung auf dem Gebiet der heutigen Ortsgemeinde Klotten gehört ein aus 15 Grabhügeln bestehendes Gräberfeld im Jünkernwald westlich der heutigen Gemeinde. Aufgrund fehlender Untersuchungen ist eine genaue Datierung der Gräber bislang nicht möglich, jedoch hält die neuere Forschung eine Datierung in die frühe Eisenzeit (ca. 800-500 v. Chr.) für wahrscheinlich. [Anm. 1] An der sogenannten „Schwedenschanze“, einer 180 Meter breiten Wallanlage auf dem Klottener Berg, konnten verschiedene Einzelfunde aus der späten Urnenfelderzeit sowie der Eisenzeit geborgen werden. [Anm. 2]

Nachweislich aus römischer Zeit stammen die Überreste eines landwirtschaftlich geprägten Gutshofs (villa rustica) mit dazugehörigem Gräberfeld, der sich auf dem Klottener Berg zwischen Feller- und Dortebach in der Nähe des heutigen sogenannten „Annischer Hofes“ befindet. [Anm. 3] Nach Einschätzung von Karl-Josef Gilles war die Villa vom ersten Jahrhundert nach Christus bis in die Zeit der Germaneneinfälle nach 275/6 besiedelt. [Anm. 4] Am westlichen Ortsausgang am Fuß eines steilen Weinhanges wurden zudem mehrere römische Brand- und Körpergräber gefunden sowie Gebäudereste, bei denen es sich möglicherweise um ein Kelterhaus handelte. [Anm. 5] Zwei weitere römische Siedlungsstellen befanden sich am rechten Moselufer sowie hinter der sogenannten „Schwedenschanze“ auf dem Klottener Berg. [Anm. 6]

Zahlreiche spätrömische Kleinfunde an den Hängen der heutigen Burg Coraidelstein oberhalb des Ortes deuten darauf hin, dass sich dort im 4. und 5. Jahrhundert eine spätrömische Höhenbefestigung befand. Sie war Teil eines größeren Systems von Militärstationen, das sich von Trier entlang der Mosel bis zur Mündung in den Rhein hinzog und wohl zur Sicherung der Wasserstraße für die Versorgung der Kaiserresidenz in Trier diente. [Anm. 7] Zudem lag die Festung an den Fernwegeverbindungen, die über den Hunsrück von Trier nach Koblenz und von Trier über die Eifel nach Neuwied führten. [Anm. 8] Zwischen Klotten und Pommern befand sich zudem eine Furt, die eine wichtige Querverbindung zwischen der Eifel und dem Hunsrück bildete. [Anm. 9] Das zur Befestigungsanlage gehörende Gräberfeld befand sich wahrscheinlich im Bereich der heutigen Klottener Pfarrkirche; dort waren 1865 mehrere Körpergräber mit Beigaben aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert entdeckt worden. [Anm. 10] Es ist davon auszugehen, dass die Höhenburg auf dem Coraidelstein ebenso wie die übrigen Befestigungen an der Mosel den Germaneneinfällen im 5. Jahrhundert n. Chr. zum Opfer fiel. [Anm. 11] Aus der anschließenden merowingischen Zeit sind auf der Gemarkung der heutigen Gemeinde Klotten nur wenige Einzelfunde überliefert. [Anm. 12]

Klotten in mittelalterlicher Zeit

Die Pfarrkirche St. Maximinus oberhalb von Klotten[Bild: Steffen Schmitz, CC BY-SA 3.0 de]

Die erste gesicherte urkundliche Überlieferung von Klotten stammt aus dem Jahr 888. [Anm. 13] Es handelt sich hierbei um eine Urkunde König Arnulfs, der dem Marienstift zu Aachen die Zinsen aus einem zehntpflichtigen Gut in „Cloduna“ überschrieb. Nach Einschätzung mehrerer Sprachforscher ist der Ortsname keltischen Ursprungs und lässt sich demnach vom keltischen „Caleto dunon“, übersetzt „befestigte Anhöhe“, ableiten. [Anm. 14] Diese philologische Interpretation wird durch die Funde römischer Siedlungsreste auf dem Burgberg und nahe der Pfarrkirche gestützt. [Anm. 15] Der heutige Ort entwickelte sich aus drei ursprünglich eigenständigen Siedlungskernen, zu denen neben der Befestigungsanlage auf dem Platz der heutigen Burg auch der Distrikt „Kirchkommert“ auf dem Gebiet um die heutige Pfarrkirche sowie der Bereich um „Kempelen“, der sich später im Besitz der Abtei Brauweiler befand, gehörte. [Anm. 16] Die Siedlungszentren wurden vermutlich seit dem 4. Jahrhundert zu einem zusammenhängenden Siedlungsgebiet zusammengefasst.

Klotten war ursprünglich Teil des Reichslehens, das die lothringischen Pfalzgrafen als Lehen trugen, die ihren Sitz auf der über dem Ort thronenden Burg hatten. [Anm. 17] Die polnische Königin Richeza, Tochter des 1034 verstorbenen Pfalzgrafen Ezzo, vermachte ihren Weingutsbesitz in Klotten im Jahr 1056 der Benediktinerabtei Brauweiler bei Köln. [Anm. 18] 1090 ging Klotten wieder in den Besitz der Pfalzgrafen über, wurde diesen jedoch 1151 von König Konrad III. entrissen. [Anm. 19] 1293 ließ König Adolf von Nassau (1292-1298) das Dorf mit der Burg an Kurtrier verpfänden; Klotten ging schließlich 1298 unter König Albrecht I. von Österreich endgültig in den Besitz des Kurtrierer Erzstifts über. [Anm. 20] 1332 erteilte König Karl VI. dem Trierer Kurfürst das Recht, dem Ort Klotten Stadtrechte zu verleihen, doch behielt Klotten in der Folgezeit dennoch seine dörfliche Struktur. [Anm. 21]

Seit dem 11. Jahrhundert ist ein Wochenmarkt in Klotten nachweisbar.[Anm. 22] Eine Kirche wird 814 in einer nicht erhaltenen Urkunde Ludwigs des Frommen und erneut 980 erwähnt. [Anm. 23] Sie war dem heiligen Petrus geweiht. Nach Ansicht von Friderich existierte jedoch bereits gegen Ende des 6. Jahrhunderts eine königliche Eigenkirche in Klotten. [Anm. 24] 1004 weihte Erzbischof Ludwolf von Trier eine neue, den heiligen Petrus, Maximinus, Justus, Lucas Evangelist und Polycarp gewidmete Pfarrkirche in Klotten ein. [Anm. 25]

Klotten in der Frühen Neuzeit

Während der Reunionskriege Ludwigs XIV. von Frankreich und dem Spanischen Erbfolgekrieg blieb Klotten weitgehend von Zerstörungen verschont. [Anm. 26] Mit dem Einmarsch französischer Truppen in Cochem am 11. Oktober 1794 endete die Herrschaft Kurtriers über Klotten. Der Ort wurde Teil des Verwaltungsbezirks (Arrondissement) Koblenz innerhalb des neuen französischen Departements Rhin-et-Moselle. [Anm. 27] Seit 1798 gehörte Klotten zudem zur Mairie Pommern. Zwischen 1810 und 1814 wurden ein Teil der Ortsbewohner:innen sowie einige französische Soldaten aufgrund wiederholter Einquartierungen und den damit einhergehenden schlechten hygienischen Zustände Opfer einer schweren Seuche. [Anm. 28] Mit dem Wiener Kongress fiel Klotten 1815 an das Königreich Preußen. Der Ort blieb bis 1935 Teil der Bürgermeisterei Pommern, deren Amtssitz in der Zwischenzeit nach Klotten verlegt wurde.

Vom beginnenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart

Im Jahr 1830 wurde der Verkehrsanschluss des Ortes mit dem Bau der Moselstraße deutlich verbessert, 1879 erhielt Klotten zudem eine Eisenbahnhaltestelle. [Anm. 29] Bis dahin war die Moselschifffahrt die wichtigste Verkehrsachse gewesen. Eine große wirtschaftliche Bedeutung besaß für den Ort im 19. Jahrhundert der Abbau von Schiefer im nahe gelegenen Kaulenbachtal, der für die Herstellung von Dachschieferplatten verwendet wurde. [Anm. 30] Klotten diente als zentraler Umschlageplatz des Schiefergesteins; von dort aus wurde der Dachschiefer zunächst über die Mosel und später über die Eisenbahn in das gesamte Rheinland weitertransportiert. Zudem blieb auch der Weinbau von großer Bedeutung, wenngleich viele Winzer in den 1830er Jahren aufgrund sinkender Preise in wirtschaftliche Not gerieten. Dies änderte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. [Anm. 31]

Zwischen 1914 und 1918 nahmen über 400 Männer aus Klotten am Ersten Weltkrieg teil, von denen 65 auf dem Feld fielen. [Anm. 32] An sie erinnert das Ehrenmal auf dem Klottener Friedhof. Im Jahr 1932 wurde Klotten dem neuen Amt Cochem-Land angegliedert.

Bei Fliegerangriffen auf Klotten während des Zweiten Weltkriegs am 15. August 1944 und am 23. Februar 1945 kamen insgesamt 17 Menschen zu Tode; zudem wurde etwa ein Drittel des Ortes zerstört. [Anm. 33] Von den 14 jüdischen Bürger:innen, die 1932 im Ort wohnten, wurde der Großteil in den Vernichtungslagern im Osten ermordet; einzelnen Gemeindemitgliedern gelang die Flucht ins Ausland. [Anm. 34] Der heute noch erhaltene jüdische Friedhof oberhalb des Ortes war bereits 1935 geschändet worden. Seit 1946 ist Klotten Teil des neu gegründeten Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Der Ort hat heute (31. Dezember 2020) 1205 Einwohner.

Nachweise

Autor: Max Hartmann


Verwendete Literatur:

  • Berg, Axel von: Klotten: Grabhügelfeld im Jünkernwald. In: Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 46, hg. v. Berg, Axel von, Stuttgart 2005 (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 17), S. 126.
  • Berg, Axel von: Klotten: Römischer Gutshof (villa rustica) beim Annischerhof. In: Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 46, hg. v. Axel von Berg, Stuttgart 2005 (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 17), S. 128 f.
  • Berg, Axel von: Klotten: Schwedenschanze auf dem Klottener Berg. In: Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 46, hg. v. Axel von Berg, Stuttgart 2005 (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 17), S. 126-128.
  • Friderichs, Alfons: Klotten und seine Geschichte, Briedel 1997 (Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes 29).
  • Gilles, Karl-Josef: Zur vor- und frühgeschichtlichen Besiedlung. In: Klotten und seine Geschichte, hg. von Alfons Friderichs, Briedel 1997 (Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes 29), S. 24-35.
  • Jost, C. A.: Klotten: Burg Coraidelstein und spätrömische Höhensiedlung. In: Berg, Axel von: Cochem-Zell. Landschaft an der Mosel. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Bd. 46, Stuttgart 2005 (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Bd. 17), S. 130-131.
  • Jost, C. A.: Klotten: Römischer Gutshof (villa rustica) beim Annischerhof. In: Klotten und seine Geschichte, hg. von Alfons Friderichs, Briedel 1997 (Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes 29), S. 528-529.
  • Stein, August: Die Kriegsjahre 1944/45. 15 Tode beim Fliegerangriff am 23.2.1945. In: Klotten und seine Geschichte, hg. von Alfons Friderichs, Briedel 1997 (Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes 29), S. 527-528.
  • Stein, August: Nachkriegsjahre 1945-1948. In: Klotten und seine Geschichte, hg. von Alfons Friderichs, Briedel 1997 (Schriftenreihe Ortschroniken des Trierer Landes 29), S. 529-535.
  • Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler des Kreises Cochem, München 1984 (Die Kunstdenkmäler von Rheinland-Pfalz, Bd. 3).

Veröffentlicht am 27.07.2022

Anmerkungen:

  1. Berg 2005, S. 126; Gilles 1997, S. 25.  Zurück
  2. Bei der sogenannten „Schwedenschanze“ handelt es sich um einen rund 180 Meter breiten und an der Sohle etwa 6 Meter tiefen und drei Meter hohen, aus Schieferschutt aufgeschütteten Wall, der den Ostteil des Klottener Berges von seinem Westteil abgrenzt. Inwiefern der „Schwedenwall“ in einem Zusammenhang mit dem Dreißigjährigen Krieg steht, auf den seine Bezeichnung anspielt, ist nicht bekannt, Berg 2005, S. 126 f. Zurück
  3. Berg 2005, S. 128; Gilles 1997, S. 25. – Bei einer bereits 1889 vorgenommenen Grabung wurden im Bereich des Gutshofs unter anderem Überreste von Keramiken und Tonlampen, Eisengeräte, eine Bronzefiebel, Bruchstücke einer Säule aus Basaltlava, Bronzebeschläge und Münzen gefunden, Berg 2005, S. 129.  Zurück
  4. Gilles 1997, S. 26. Zurück
  5. Gilles 1997, S. 26 f. Zurück
  6. Berg 2005, S. 128. Zurück
  7. Gilles 1997, S. 27-29. Zurück
  8. Friderichs 1997, S. 49.  Zurück
  9. Friderichs 1997, S. 49.  Zurück
  10. Berg 2005, S. 131. Zurück
  11. Ebenda, S. 29.  Zurück
  12. Siehe hierzu Gilles 1997, S. 33 f. Zurück
  13. Wackenroder 1984, S. 532 f. – Der im Jahr 698 genannte „mons Chlotariensis, der bei Rettinger mit Klotten in Verbindung gebracht wird, bezieht sich wohl auf Clüsserath, ebenda, S. 532. – Die auf 814 datierte Urkunde, in der Kaiser Ludwig der Fromme der Abtei Stalbo Schenkungen seiner Vorfahren, darunter eine „Kapelle“ mit dem Zehnten in „Clodona“, bestätigte, ist nicht erhalten, siehe hierzu Friderichs1997, S. 55 f.; Wackenroder 1984, S. 534. Zurück
  14. Siehe Gilles 1997, S. 24. Zurück
  15. Friderichs 1997, S. 48. Zurück
  16. Friderichs 1997, S. 60-62. Zurück
  17. Friderichs 1997, S. 52, 63; Wackenroder 1984, S. 533. Zurück
  18. Mayer-Schebendach 1997, S. 98-104; Wackenroder 1984, S. 533. Zurück
  19. Friderichs 1997, S. 124. Zurück
  20. Wackenroder 1984, S. 533. Zurück
  21. Siehe hierzu Friderichs1997, S. 185-187. – Vgl. Rettinger 1985, S. 174. Zurück
  22. Friderichs 1997, S. 123. Zurück
  23. Friderich 1997, S. 62. Zurück
  24. Friderichs 1997, S. 62. Zurück
  25. Friderichs 1997, S. 63. – Ab 1523 wird nur noch der heilige Maximinus als Patron der Pfarrkirche von Klotten genannt, ebenda, S. 48.  Zurück
  26. Friderichs 1997, S. 427. Zurück
  27. Friderichs 1997, S. 481. Zurück
  28. Friderichs 1997, S. 482. Zurück
  29. Ebenda, S. 483. Zurück
  30. Siehe Schmitz 1997, S. 486. Zurück
  31. Siehe hierzu Knopp 1997, S. 504. Zurück
  32. Friderichs 1997, S. 483. Zurück
  33. Friderichs 1997, S, 527 f. Zurück
  34. Friderichs 1997, S. 419. Zurück