Martinstein im Naheland

Die Schulgebäude

0.1.1. Die protestantische Schule

Mit dem Glaubenswechsel Martinsteins in der Reformationszeit bekam das Dorf einen eigenen protestantischen Lehrer. Wo der Unterricht stattfand, ist nicht überliefert. Bei einer Kirchenvisitation im Jahre 1707 wurde der Schulmeister gerügt, da er „nachlässig sei und eine Warnung verdiene, dass er die Kinder ohne Entgelt im Choral und Rechnen unterweise“.

Ein Jahr danach setzten Pfarrer und Kirchenälteste die Schulzeit für die Sieben- bis Vierzehnjährigen von Michaeli (29. September) bis 1. Mai fest. Im Sommer wurde nur an Sonntagen der Lernstoff des vorausgehenden Winters wiederholt. Ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts besuchten die Martinsteiner Kinder die Schule im benachbarten Simmern unter Dhaun (heute: Simmertal). Im Jahre 1784 waren es sieben Schulkinder. [Anm. 1]

0.2.2. Die katholische Schule

Abb. 21: Erd- und Obergeschoss im Aufstockungsplan von 1832 [Bild: Pfarrarchiv]

Die katholischen Herren von Schönborn erwarben in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Herrschaft Martinstein und sorgten dafür, dass hier eine katholische Schule eingerichtet wurde. Da zu dieser Zeit bereits kein lutherischer Pfarrer mehr im Ort wohnte, bezog der katholische Lehrer das 1676 errichtete und inzwischen verwaiste protestantische Pfarrhaus. Als Besoldung erhielt der Schulmeister, der zugleich Kirchendiener war, einen Teil der evangelischen Kirchengüter, welche die katholische Herrschaft als Eigentum beanspruchte und neu verteilte.

Wie ein Visitationsbericht von 1785 zeigt, war es mit dem Schulwesen in Martinstein nicht immer zum Besten bestellt. Der damalige Schulmeister war bereits sehr alt. Man stellte daher zusätzlich einen jungen Schuladjunkten ein, allein der alte Schulmeister duldete keinen jüngeren Konkurrenten.

Der Zustand des einstöckigen Schulgebäudes verschlechterte sich ständig. In einem Bericht von 1830 heißt es: „Die Schule von Martinstein ist sowohl wegen des schlechten Daches, der kaum vorhandenen Bänke, als der überaus schlechten Fenster in einem solch erbärmlichen Zustande, dass es fast für die Kinder eine reine Unmöglichkeit ist, selbige im Winter zu besuchen, weil sie fast halb in der Kälte und halb im Dunkel stehend, es in derselben nicht aushalten und nichts lernen können."

Eine Reparatur, zu der das Bistum 12 Reichstaler zusteuerte, verhalf lediglich zur Milderung der Unzulänglichkeiten. Durch eine Aufstockung des Gebäudes im Jahre 1832 wurde schließlich Abhilfe geschaffen. Das bereits bestehende Parterre wurde in die Lehrerwohnung umgewandelt, und ein für damalige Verhältnisse vorbildlicher Schulsaal in dem neuen Obergeschoss eingerichtet. Von dieser Baumaßnahme sind die Baupläne erhalten.

Abb. 22: Querschnitt des Schulgebäudes von 1832 [Bild: Pfarrarchiv]

Um der Beteiligung an den Baukosten zu entgehen, beantragten die Bewohner des Gonratherhofes die Umschulung ihrer Kinder nach Seesbach (allerdings ohne Erfolg).

Nach dem Bau der Volksschule in der Hauptstraße wurde das Gebäude vorübergehend als Pfarrheim und schließlich als Wohnhaus genutzt. [Anm. 2]

0.3.3. Die Volksschule

Abb. 23: Ehemaliges Schulgebäude an der Hauptstraße [Bild: G. Kneib]

Mit anwachsender Kinderzahl wurde auch das größere Schulzimmer zu klein, sodass man im Jahre 1900 ein neues stattliches Gebäude an der Hauptstraße errichtete.

Im Jahre 1912 besuchten 27 Knaben und 32 Mädchen die einklassige Martinsteiner Schule. Sie kamen aus Martinstein, Weiler und vom Gonratherhof. Nach der Schulreform Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts besuchen die Martinsteiner Kinder die Grundschule in Monzingen und anschließend die weiterführenden Schulen in Bad Sobernheim. Das Gebäude wurde 1983 in ein Gemeindehaus umgewandelt und um einen Feuerwehrgeräteraum erweitert. [Anm. 3]


NACHWEISE

Verfasser (Text): Gottfried Kneib

Redaktionelle Bearbeitung: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Kneib, Gottfried: Martinstein - seit 1340/42. Die Geschichte der Burg, der Gemeinde und der katholischen Pfarrei. In: Bad Kreuznacher Heimatblätter 2003, Heft 1-3.
  • Jörg, Hans: Die Entwicklung des Volksschulwesens im heutigen Kreise Kreuznach bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Düsseldorf 1960.
  • VG Sobernheim [Hrsg.]: Verbandsgemeinde Sobernheim – Bilder aus vergangenen Tagen. Horb 1990.

Erstellt am: 01.07.2022

Anmerkungen:

  1. Jörg 1960, S. 259.  Zurück
  2. Kneib 2003, S. 8 u. 10.  Zurück
  3. Kneib 2003, S. 10 / VG Sobernheim 1990, S. 65.  Zurück