Stromberg im Naheland

Geschichte von Stromberg

Ortsansicht Stromberg[Bild: Rama53 (public domain)]

In der Gemarkung Stromberg wurden zahlreiche archäologische Funde gemacht. Aus dem Neolithikum (5.500 – 2.200 v. Chr.) weisen allerdings nur wenige Funde wie Steinbeile, Pfeilspitzen und ein durchbohrtes Feuersteinmesser auf eine menschliche Besiedelung hin. [Anm. 1] Als Funde aus der Eisenzeit (600-499 v. Chr.) sind keltische Grabstätten mit Schmuckbeigaben in Stromberg zu verzeichnen. [Anm. 2]

Aus der römischen Besiedelung an der Nahe (58 v. Chr. bis ca. 5. Jh. n. Chr.) ist die sogenannte „Ausoniusstraße“ zwischen Bingen und Stromberg als Römerstraße gut erforscht. Stromberg hatte damals aufgrund seiner Lage an einer über den Guldenbach führenden Brücke eine besondere Bedeutung. Die Brücke wurde 1821 durch ein Hochwasser zerstört. Münzfunde in den Fundamenten künden aber von einer kontinuierlichen Besiedelung des Ortes seit der Römerzeit. Bei Ausgrabungen im Bereich der ehemaligen nahegelegenen Siedlung Schindeldorf konnten 18 spätkeltische Grabhügel aus dem letzten Jahrhundert v. Chr. kartiert werden. Fünf der Grabhügel wurden 1982 unter Denkmalschutz gestellt. [Anm. 3] Ebenfalls wurden dort u.a. Ziegel aus dem 4.-5. Jahrhundert und ein Steinsarg gefunden, der auf die zweite Hälfte des 1. Jh. n. Chr. datiert wurde. [Anm. 4] Auf dem Gebiet des Stromberger Stadtwaldes wurde 1982/83 bei Baumaßnahmen ein römischer Grabhügel gefunden. [Anm. 5] 

Stromberg, Kreuznacher Straße [Bild: Jacquesverlaeken (CC BY-SA 4.0)]

Die häufig dargestellte Erläuterung, dass der erste Namensbestandteil „Strom“ mit einem größeren Wasserstrom in Zusammenhang steht, wird von der Heimatforschung nicht bestätigt. Es gibt kein großes Gewässer in Stromberg oder eine breite Flussströmung. Die genaue Namensherkunft ist offen. [Anm. 6]

In urkundlichen Erwähnungen wandelt sich der Name für Burg und Ort im Laufe der Zeit mehrfach in verschiedenen Nuancen. Beispielsweise von „de Strumburg“ (1056), oder „Strumburg“ (1407) bis „die Gemeinde Strumberg“ (1589). [Anm. 7] Ab dem 15./16. Jahrhundert werden die Schreibweisen mit „strom-/stroem-/stroym“ häufiger. [Anm. 8]

Die heutige Burg Stromburg lässt sich in urkundlichen Erwähnungen bis ins Jahr 1056 zurückverfolgen. [Anm. 9] Die Burg wurde wohl schon im 10. Jahrhundert gebaut und gehörte ab 1056 mit dem danebenliegenden Tal dem Pfalzgrafen Konrad von Staufen (geb. um 1134–1136, gest. 1195). [Anm. 10]

Aus dem Jahr 1116 ist eine erstmalige Zerstörung durch den Mainzer Erzbischof Adalbert von Saarbrücken (geb. im 11. Jh. -1137) bekannt. 150 Jahre später wurde sie wieder aufgebaut. [Anm. 11] Im Jahr 1268 werden erstmalig Schultheiß und Schöffen in Stromberg erwähnt. [Anm. 12] Die Siedlung unter der Stromburg hieß im 13. Jahrhundert „Stromveldt“. [Anm. 13]

Fachwerkhaus in Stromberg[Bild: Edgar El (CC BY 3.0)]

1388 werden erstmals Burgmänner, 1418 erstmals Amtmänner dort genannt. Nach und nach wurden verschiedene Dörfer dem Amt Stromberg zugeordnet. Dazu gehören beispielsweise die Dörfer Eckenroth, Genheim, Roth, Dorsheim Grolsheim und Horrweiler. Gegen Ende des Mittelalters dann durch Zukäufe noch Heddesheim (heute: Guldental), Warmsroth, Steyer und Waldalgesheim. [Anm. 14]

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörten zu Stromberg neben Schindeldorf die Orte Warmsroth, Eckenroth, Genheim, Roth, Waldlaubersheim, Heddesheim und Dorsheim, sowie sieben Dörfer aus dem heutigen Rheinhessen: Appenheim, Engelstadt, Ensheim, Grolsheim, Horrweiler, Niederhilbersheim und Welgesheim. [Anm. 15]

Im Dreißigjährige Krieg (1618-1648) bekam die Stromburg große Schäden [Anm. 16] und im danach folgenden Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) wurde sie ganz zerstört. [Anm. 17] Beide Kriege brachten schwere Verwüstungen mit sich. Der gesamte Naheraum war von durchziehenden feindlichen und befreundeten Heeren betroffen, die Unterkünfte, Fourage, Zahlungen und verschiedene Dienste von der jeweiligen Bevölkerung forderten. [Anm. 18]

Der auf der Stromburg geborene Reitergeneral Hans Michael Elias von Obentraut (1574-1625) kämpfte im Dreißigjährigen Krieg auf der Seite der Protestantischen Union. Mit seinem Mut und seiner Kriegskunst wurde er als auf dem Schlachtfeld gestorbener Kämpfer nach seinem Tod auf dem Schlachtfeld in späteren Jahren als „Deutscher Michel“ verehrt. Daher gilt Stromberg auch als Heimat des „Deutschen Michel“. [Anm. 19]

Die Stromburg wurde vom 14. bis zum 17. Jahrhundert von dem Geschlecht „Fust von Stromberg/ die Fusten von Stromberg“ im Amt eines Burgmannes bewohnt. [Anm. 20] Sie wurde daher ab 1820 „Fustenburg“ genannt. [Anm. 21] Als 1815 das linke Rheinufer an Preußen überging, schenkten die Burgherren die nur noch als Steinbruch genutzte Ruine 1816 der Stadt Stromberg. 1969 beschloss der Stadtrat den Wiederaufbau der Ruine. Dieser wurde von 1977 bis 1981 mit hohen Investitionen durchgeführt. [Anm. 22] 1979 erfolgte der Beschluss, die Burg wieder als „Stromburg“ zu bezeichnen. [Anm. 23]

Kreuzkirche in Stromberg[Bild: Ath (CC0)]

Zur Bevölkerungsentwicklung ist nur relativ wenig aus den Quellen überliefert und bekannt geworden. Aus dem Jahr 1745 gibt eine Erhebung Auskunft über 47 reformierte, 35 katholische, 1 lutherische und 8 gemischte Familien - insgesamt 484 Personen. 1816 wurden 774 Personen in 11 Häusern gezählt, 1833 waren es 946 Personen und 1888 wurden zur Zeit des Eisenbahnbaus 1.200 Menschen in Stromberg gezählt. [Anm. 24]

Im Jahr 1725/26 wurde die heutige evangelische Kirche als einfacher Saalbau gebaut und mit einer Trennmauer als Simultankirche für beide Konfessionen genutzt. Die Kirche wurde in den Jahren 1956/57 und 1995/96 renoviert. [Anm. 25] Die katholische Kirche „St. Jakobus der Ältere“ wurde 1863 als Hallenkirche mit Chor zentral in der Ortsmitte gebaut. [Anm. 26]

Im 18. Jahrhundert war der gesamte Naheraum, und damit auch Stromberg von verschiedenen Erbfolgekriegen betroffen: Vom Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714/15), über den Polnischen Erbfolgekrieg (1733-1738), dem Österreichischen Erbfolgekrieg (1741-1748) bis hin zum Siebenjährigen Krieg (1756-1763). [Anm. 27] 1792 kamen napoleonische Truppen in den Naheraum und besetzten die Region. Die darauffolgende Franzosenzeit (1794-1814) endete mit dem Wiener Kongress. Nach dem Wiener Kongress 1815/16 wurde die Region dann preußisch. [Anm. 28]

Das Jahr 1817 war nach schlechten Ernten und schlechtem Wetter der Vorjahre ein besonders schlimmes Hungerjahr für den Naheraum und damit auch für Stromberg. [Anm. 29] Für das Jahr 1839 wird über starke Armut in Stromberg berichtet, und die 1840er Jahre brachten in ganz Europa Teuerungen und Missernten. [Anm. 30]

Der Bau der Rhein-Nahe Eisenbahn (1856-60) [Anm. 31]verbesserte die wirtschaftliche Lage in der Region.

Zum Ersten Weltkriegs (1914-1918) wurden 140 Stromberger Männer als Soldaten eingezogen. Wie überall brachte der Krieg Verluste und Opfer. [Anm. 32]

Der Nationalsozialismus hielt wie überall in Deutschland auch in Stromberg Einzug. Die Schulchronik gibt Auskunft über den hereinziehenden Einfluss der Nationalsozialisten in Stromberg: Gründung verschiedener Organisationen und das Abhalten nationaler Gedenkfeiern, aber auch über Juden oder Systemgegner, die in „Schutzhaft“ genommen wurden. [Anm. 33] Für die Zeit des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs gibt es keine oder nur sehr allgemeine Notizen in den Schulchroniken von Stromberg. [Anm. 34] 68 Soldaten starben aus Stromberg und 33 Menschen waren im Krieg verschollen. [Anm. 35]

Im Rahmen einer Raumneuordnung wurde Stromberg 1969 ein „Unterzentrum“. [Anm. 36] Bei der Kommunalreform von 1969/70 wurde Stromberg zur Verbandsgemeinde Stromberg. [Anm. 37] Zum 1. Januar 2020 fusionierte die Verbandsgemeinde Langenlonsheim mit der Verbandsgemeinde Stromberg. [Anm. 38]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Bad Kreuznach, Bad Kreuznach 1987, S. 106-109, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Bad_Kreuznach.pdf (Aufruf: 15.09.2022).
  • Seil, Rainer: Chronik der Stadt Stromberg. Stromberg 2002.

Erstellt am: 15.09.2022

Anmerkungen:

  1. Seil 2002, S. 36.  Zurück
  2. Seil 2002, S. 37.  Zurück
  3. Seil 2002, S. 40.  Zurück
  4. Seil 2002, S. 40.  Zurück
  5. Seil 2002, S. 39.  Zurück
  6. Seil 2002, S. 31, Vorstellung weiterer etymologischer Deutungen: nach Kurt Elsenbast, Bitburg. Vgl. S.31-35.  Zurück
  7. Seil 2002, S. 33.  Zurück
  8. Seil 2002, S. 34.  Zurück
  9. Seil 2002, S. 40.  Zurück
  10. Seil 2002, S. 41.  Zurück
  11. Seil 2002, S. 40.  Zurück
  12. Seil 2002, S. 48.  Zurück
  13. Seil 2002, S. 48.  Zurück
  14. Seil 2002, S. 49.  Zurück
  15. Seil 2002, S. 50.  Zurück
  16. Seil 2002, S. 42.  Zurück
  17. Seil 2002, S. 40.  Zurück
  18. Seil 2002, S. 61.  Zurück
  19. Seil 2002, S. 54-60.  Zurück
  20. Seil 2002, S. 40. Seil führt dazu aus, dass unter den Bewohner mehrfach Ritterfamilien waren. Vgl. S. 50.  Zurück
  21. Seil 2002, S. 42. Seil führt dazu aus, dass die Fuste keine geschichtliche Bedeutung für die Burg hatten.  Zurück
  22. Seil 2002, S. 42.  Zurück
  23. Seil 2002, S. 43. Zurück
  24. Seil 2002, S. 184. Auf den S. 186-188 listet der Autor einige Einzel-Quellen mit verschiedenen Zahlen zur Bevölkerungsentwicklung zwischen 1705 und 2001 auf.   Zurück
  25. Seil 2002, S. 308.  Zurück
  26. Seil 2002, S. 309.  Zurück
  27. Seil 2002, S. 64.  Zurück
  28. Seil 2002, S. 64-71.  Zurück
  29. Seil 2002, S. 73.  Zurück
  30. Seil 2002, S. 75.  Zurück
  31.  Seil 2002, S. 81. und der Eisenbahnstrecke Langenlonsheim-Simmern (1888-1889) Seil 2002, S. 83.  Zurück
  32. Seil 2002, S. 96. Der Autor beschreibt das allgemeine Kriegsgeschehen und Heimatfront-Erfahrungen auf den Seiten 96-111. Verlustzahlen aus dem Ersten Weltkrieg werden für Stromberg nicht genannt. Zurück
  33. Seil 2002, S. 111-117. Weitere Details zum totalitären Regime und seinen Auswirkungen in Stromberg werden auf den Seiten 118-123 dargestellt.  Zurück
  34. Seil 2002, S. 125. Seil berichtet über eine Quelle, die die letzten Kriegstage in Stromberg etwas ausführlicher beschreibt. Vgl. S. 129-140  Zurück
  35. Seil 2002, S. 141.  Zurück
  36. Seil 2002, S. 153.  Zurück
  37. Seil 2002, S. 155.  Zurück
  38. http://www.langenlonsheim-stromberg.de/  Zurück