Blaubach in der Pfalz

Blaubach

0.1.Allgemeine Angaben

Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel

Einwohner  (1998): 450

Einwohner (2003): 508

Einwohner (2008): 459

Einwohner (2010): 398

Gemarkung 314 ha, davon 75 ha Wald

Fremdenverkehrsgemeinde und Ortserneuerungsgemeinde

Weitere Wohnplätze: Hotel Reweschnier, Rothengründerhof

 

0.2.Lage

Das Dorf liegt in 275 bis 290 Metern über NN in dem Tal des Blaubachs, der wenige Kilometer weit nordöstlich des Ortes beim Mayweilerhof entspringt, im Oberlauf auch Dambach genannt wird und südlich von Blaubach im Stadtteil Diedelkopf von Kusel in den Kuselbach mündet. Von Westen her fließt der Röhrbach dem Blaubach zu. Die Talerweiterung im Mündungsbereich begünstigte ursprünglich die Anlage einer Siedlung. Die Erhebungen rings um die Ortslage erreichen 375 Meter über NN. Die Gemarkung von Blaubach grenzt im Osten an die Gemarkungen von Erdesbach und Altenglan an, im Süden an die Gemarkung von Kusel, im Westen an die Gemarkung von Körborn, im Norden an die Gemarkung von Oberalben. (Mayweilerhof)

0.3.Siedlung und Wohnung

Das sogenannte "Milchhäuschen" nahe der Ortsmitte.

Der alte Ortskern im Mündungsbereich des Rohrbachs weitete sich nach und nach beachtlich aus, einmal in das Tal des Rohrbachs hinein, ein Stück entlang des Blaubachs aufwärts auf dem rechten Bachufer, dann den Bach abwärts an den Berghängen auf dem rechten Bachufer (Matzenberg), später auch auf der linken Uferseite mit ausgedehnten Neubausiedlungen (Am Äckerchen). Das alte Schulhaus aus dem 19. Jahrhundert mit Dachgiebel, Glockenturm und Uhr am Matzenberg gilt als ein Wahrzeichen des Ortes. Dieses Gebäude wird heute als Wohnhaus genutzt. Ein neues Schulhaus, heute Dorfgemeinschaftshaus, wurde von 1958 bis 1960 erbaut. In dem älteren Baubereich finden wir das typische westpfälzische Bauernhaus (Einfirsthaus). Auf der Straße in Richtung Mayweilerhof kommen wir auf der linken Bachseite zunächst zu dem renommierten Hotel Reweschnier und dann zu dem Rothengründerhof, einem 1957 entstandenen Aussiedlerhof. Der Friedhof liegt südlich des Ortes, rechts des Blaubachs.

0.4.Name

Der Name besteht aus dem Grundwort Bach und aus dem Bestimmungswort blau. Demnach wäre Blaubach die Siedlung an einem blauen (reinen) Bach. Es gibt im deutschen Sprachbereich weitere Bäche mit gleichem Namen, die sich (nach Christmann) durch besonders klares Wasser auszeichnen. Die heutige Form des Namens erscheint 1436 in einem Zinsbuch des Klosters Remigiusberg (Ersterwähnung). Weitere Namensformen sind Blawbach (1460), Blaibach (1570/71), und dann taucht immer wieder der heutige Name Blaubach auf. Die mundartliche Form ist "Blääbach" oder "Bloobach".

0.5.Wappen

Es zeigt eine silberne Ziege mit goldenen Hörnern und goldenen Hufen auf blauem Grund. Schon ein altes Ortssiegel aus dem Jahr 1741 zeigte eine Ziege. Es ist nicht bekannt, welche symbolische Bedeutung diesem Siegel zu Grunde lag, möglicherweise die Blaubacher Sage von dem Rehbock und dem Hirschkäfer. Nach dieser Sage forderte ein Fürst von den Bewohnern einen Rehbock, erhielt aber einen Hirschkäfer (Reweschnier), der in der Mundart ebenfalls Bock genannt wird. Das Wappen wurde 1983 durch die Bezirksregierung von Rheinhessen-Pfalz in Neustadt genehmigt.

0.6.Geschichtlicher Abriss

0.6.1.Frühgeschichte

Ende des 19. Jahrhunderts stieß man beim Ausheben einer Baugrube am Matzenberg auf die Scherben eines Tongefäßes, wahrscheinlich einer Urne, die vor mehr als 2000 Jahren von den keltischen Bewohnern des Tales in die Erde gebracht worden war. Weitere Tongefäße (Grabbeigaben) wurden in neuerer Zeit beim Bau eines Hauses in der Straße "Am Äckerchen" gefunden. Diese Zeugnisse aus der frühen Besiedlung des Tales werden ergänzt durch Scherben aus der Römerzeit, die beim Bau des Rothengründerhofs gefunden wurden. Ein Wiesenstück beim Rothengründerhof mit dem Namen Gerzenmooch (Götzenbach) könnte ebenfalls auf die gallo-römische Besiedlung hinweisen, etwa durch die Annahme, dass hier bei einem Quellbach früher ein Götterbild stand. Der Weg nahe der Gemarkung von Blaubach zwischen Körborn und Mayweilerhof heißt heute noch "Römerstraße".

0.6.2.Mittelalter

Der Ort mit einer kleinen Gemarkung dürfte verhältnismäßig spät entstanden sein. Die Siedlung lag im so genannten Remigiusland des Bistums Reims und des Klosters Saint Remi in Reims. Folgerichtig erschien der Ortsname zum ersten Mal in den Zinsbüchern des Klosters Remigiusberg, außerdem wieder in einer Heberolle für die Schatzung im Amt Lichtenberg aus dem Jahr 1480. Bereits 1112 hatte Graf Gerlach I. mit der Gründung der Grafschaft Veldenz u. a. auch den Schutz über das Remigiusland übernommen, das fortan zu dem veldenzischen Oberamt Lichtenberg gehörte. 1444 hatte Pfalzgraf Stephan die Pfalzgrafschaft Zweibrücken gegründet, zu der die gesamte Grafschaft Veldenz mit dem Oberamt Lichtenberg gehörte. In der Urkunde von 1480 wurden alle Orte des Oberamtes aufgezählt, auch Blaubach, das damals zu dem Pfeffelbacher oder Diedelkopfer Amt (Unteramt) gehörte. (Vgl. Fabricius 1913 S. 22) Aus dem Zinsbuch von 1480 ist zu ersehen, dass damals in Blaubach vier Familien wohnten mit rund 20 Einwohnern. Möglicherweise gab es zusätzlich zwei oder drei Familien, die keine Steuern zahlten (Hintersassen), und so könnte mit bis zu 40 Einwohnern zu rechnen sein.

0.6.3.Neuzeit

Im 16. Jahrhundert kam es in Folge der Reformation durch Martin Luther zu einer Neubestimmung des religiösen Lebens für das ganze Herzogtum Zweibrücken und somit auch für das kleine Dorf Blaubach. Bemerkenswert für diesen Zeitabschnitt ist das Auftreten von schlimmen Krankheiten, vor allem der Pest. In Blaubach mit seinen wenigen Einwohnern starben 22 Menschen allein im Pestjahr 1574, im Pestjahr 1597 wiederum 18 Menschen. (Vgl. Kirchenbuch Kusel) Dennoch war das Dorf nicht ganz ausgestorben, denn in den Jahren nach 1600 kamen alljährlich etwa zwei Kinder zur Welt. Vielleicht waren damals schon junge Familien zugewandert. Spätere Pestepidemien betrafen den Ort weniger. In der 1588 fertig gestellten Beschreibung des Oberamtes Lichtenberg durch den zweibrückischen Beamten Johannes Hofmann erscheint auch eine Beschreibung der Lage des Ortes. "Der Blawbacher Grundt, darin das dorf Blawbach ligt, ist langk 12580 Schuch oder 839 Rutten und 5 Schuch, heist oben im anfang Rotegrundt. Die Dambach ist langk 3300 Schuh oder 220 Ruttenn, feldt in den Rotegrundt. Die Dell in Gertzenbach ist lang 1000 Schuch oder 66 Ruttenn und 10 Schuch, felt in den jetzt gemelten Rotengrundt. Die Rorenbach ist langk 3500 Schuch oder 233 Rutten und fünf Schuh, felt in Blawbacher Grundt."

Den schlimmsten Rückschlag in der Bevölkerungsentwicklung brachte der Dreißigjährige Krieg. Im Jahr 1635 brach ein kroatischer Söldnerhaufen durch List in die Stadt Kusel ein, die Landsknechte vergewaltigten viele Frauen, metzelten den größten Teil der Bevölkerung nieder und setzten die ganze Stadt in Flammen. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Nachbarorte in Mitleidenschaft gezogen, ohne dass Einzelheiten überliefert wurden. Nach einer Sage drehten die Bauern im abseits gelegenen Blaubach allen Hähnen die Hälse um, damit die Kroaten nicht auf den Ort aufmerksam werden konnten. Mochten die Blaubacher für den Augenblick mit dieser Maßnahme Erfolg haben, insgesamt überlebten in allen Orten im weiteren Umkreis nur Einzelpersonen die Mordbrennereien. In dem Kirchenbuch von Kusel tauchten in der späteren Kriegszeit und nach dem Krieg ganz neue Namen auf, also Zuwanderer. Nach den Namen zu schließen, hatten nur Mitglieder aus zwei Familien in Blaubach den Krieg überlebt.

Einwanderer belebten den Ort wieder, doch während der Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV. kam es zu neuen Verwüstungen. Zu den Orten, die 1675 als "verbrannt" galten, zählte auch Blaubach. Immerhin wurden im selben Jahr 40 Einwohner gezählt. Nach einem Lagerbuch von 1717/18 lebten wieder elf Familien im Dorf. Im weiteren 18. Jahrhundert setzte dann ein beständiges Wachstum der Bevölkerung ein. In diese Zeit gehört wohl die für Blaubach berühmte Sage von dem "Reweschnier". 1793 besetzten französische Revolutionstruppen das Land, und 1801 annektierte Frankreich das linksrheinische Deutschland. Blaubach gehörte nun zur Mairie Kusel und zum Canton Kusel im Arrondissement Birkenfeld des Saardepartements. 1816 erhielt das Königreich Bayern nach dem Wiener Kongress das nun als Rheinbaiern bezeichnete linksrheinische Gebiet, die spätere bayerische Rheinpfalz. Im Königreich Bayern gehörte Blaubach zur Bürgermeisterei Kusel, zum Kanton und zum Landkommissariat (später Bezirksamt und Landkreis) Kusel des Rheinkreises. 1871 erhielt die Gemeinde von einem nach Amerika ausgewanderten Bürger eine Stiftung über 1000 Dollar, deren Zinsen alljährlich an die Armen ausgezahlt werden sollten. Die Spende verbreitete einigen Segen, stiftete wegen des Verteilungsschlüssels auch erhebliche Unruhe.

0.6.4.Neueste Zeit

Durch die Verwaltungs- und Regionalreform von 1968 ist Blaubach im Jahr 1972 eine selbständige Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel. In der Folgezeit nahm der Ort mit der Erschließung umfangreicher Neubaugebiete einen beachtlichen Aufschwung. Es ließen sich in Kusel beschäftigte Angestellte, Beamte und Geschäftsleute in Blaubach nieder. So entstand eine neue Bevölkerungsstruktur. Zudem eröffnen sich für den Fremdenverkehr hoffnungsvolle Aussichten. Blaubach gilt heute als ein Fremdenverkehrsort und (fast) Vorort der Stadt Kusel mit guten Zukunftsperspektiven.

0.7.Wahlergebnisse in Prozent - Bauernparteien 1928 DBP, 1930 Landvolk

SPDDVPKPDNSDAPBauern
Reichstag 192835,05,08,027,011,0
Reichstag 193011,15,133,329,321,2
Reichstag 19338,40,5 16,770,1---
Landtag 2001SPDCDUFDPGrüneSonstige
62,819,64,98,83,9
Landtag 2002SPDCDUFDPGrüneSonstige
58,518,5 8,26,08,5
Landtag 2006SPDCDUFDPGrüneSonstige
58,818,58,26,08,5
Landtag 2011SPDCDUFDPGrüneSonstige
44,021,82,920,610,6
Bundestag 2002SPDCDUFDPGrüneSonstige
Zweitstimmen55,223,110,88,72,1
Bundestag 2005SPDCDUFDPGrüneLinkeSonstige
Zweitstimmen44,925,310,98,47,72,9
Bundestag 2009SPDCDUFDPGrüneLiinkeSonstige
Zweitstimmen33,523,413,811,711,7 5,9

0.8.Zeittafel

VorgeschichteVorgeschichtliche Funde weisen auf eine Besiedlung zur Keltenzeit hin
RömerzeitHinweise auf ein Römisches Götterbild. Scherbenfunde
um 590Entstehung des Remigiuslandes
um 1000Mögliche Gründung der Siedlung Blaubach
1112Gründung der Grafschaft Veldenz durch Graf Gerlach I.
1436Ersterwähnung des Ortes
1480In Blaubach leben vier steuerpflichtige Familien
157422 Menschen sterben durch die Pest1618-1648
1609Blaubach hat 47 Einwohner
1675Blaubach gilt als verbrannt
169718 Menschen sterben an der Pest
1801-1814 Französische Republik. Blaubach im Saardepartement, Arrondissement Birkenfeld, Kanton und Mairie Kusel
1816Königreich Bayern, Kreis und Bürgermeisterei Kusel
1875Sander'sche Stiftung
1909Beginn der Bachverrohrung
1935/36Straße nach Kusel
1936Beginn der Flurbereinigung
1951Glockenweihe
1957Neues Kriegerdenkmal
1970Blaubach Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Kusel

0.9.Religiöse Verhältnisse

Schon vor der Reformationszeit waren die Bewohner Mitglieder der Kirchengemeinde von Kusel. In der Reformationszeit erfolgte der allgemeine Übertritt zur Lehre Luthers gemäß dem Willen der Pfalzgrafen von Zweibrücken. 1588 verfügte Pfalzgraf (Herzog) Johannes I. den Übertritt zu der reformierten Konfession des Johannes Calvin. In der größeren Freizügigkeit nach dem 30-jährigen Krieg erlaubten die Fürsten wieder alle Konfessionen, doch für Blaubach zeigte das zunächst nur geringe Auswirkungen. Noch 1961 bekannten sich lediglich 3 % der Bewohner zum römisch-katholischen Glauben, während schon fast 6% aus der Kirche ausgetreten waren oder keine Angaben zu ihrem Bekenntnis machten. Heute gehören alle Bewohner,  die sich zu einer der großen christlichen Konfessionen bekennen, zu den entsprechenden Kirchengemeinden in der Stadt Kusel.

0.10.Bewohner

Die Aufteilung der Bewohner nach dem Erwerbsleben hatte sich bis hin zum Jahr 1937 grundlegend geändert. Während zuvor fast alle Bewohner von der Landwirtschaft gelebt hatten, zählte jetzt nur noch die Hälfte der Bewohner zum Bauernstand. Immer mehr Bewohner galten als lohnabhängige Mitarbeiter, von denen wiederum jeder Vierte außerhalb von Blaubach zur Arbeit ging. Damit wurde aus dem einst bäuerlichen Dorf eine fast reine Wohnsiedlung. Dabei ist im Dorf eine rege Zusammenarbeit zu erkennen für eine harmonische Gemeinschaft und zur Förderung des kulturellen Lebens, auch das zielstrebige Hinwirken zu wichtigen Zielen in der Dorfentwicklung. Die Einwohnerstatistik lässt erkennen, dass bis in das 18. Jahrhundert hinein die Siedlung nur aus wenigen Häusern bestand. Während des 18. und vor allem während des 19. Jahrhunderts kam es zu einem starken Bevölkerungsanstieg, und die Einwohnerzahlen verdoppelten sich in Zeiträumen von jeweils 50 bis 80 Jahren. Dabei wanderten zwischen 1816 und 1860 offiziell 67 Bewohner nach Amerika aus. Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts lebten mehr als 500 Menschen im Ort.

 

Neues Wohnen

0.11.Bevölkerungsentwicklung

Jahr14801609167518251835187119051939196119982003
gesamt204730183225265300313343509506
kath.20 --- 2
ev. 47 181 314
andere 19

0.12.Schule, Kultur, Vereinswesen

0.12.1.Schulen

Im Jahr 1703 führten die Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken die allgemeine Schulpflicht ein, und nun gab es auch in Blaubach eine Schule. Zuvor war die Gelegenheit geboten, den Schulunterricht in Kusel zu besuchen. Davon wurde wahrscheinlich wenig Gebrauch gemacht. Über das Schulwesen von Blaubach während des 18. Jahrhunderts machte Kramer folgende kurze Bemerkung: "Die Gemeinde hatte vorübergehend Winterschullehrer. 1745 kam Valentin Rüppel hier her. 1785 wirkte Johann Nickel Neu, 33 Jahre alt, in seiner Heimatgemeinde. 1792 unterrichtete Keiper 27 Schüler." (Kramer 1915 S. 381) Ein weiterer Lehrer aus jener Zeit war Andreas Braun, der 1793 darauf hinwies, er habe in Blaubach 22 Jahre lang unterrichtet. Noch bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein tagte in Blaubach jeden Monat die Ortsschulkommission, die einzelne Versäumnisse feststellte und Übertretungen bestrafte. Oft versäumten die Kinder die Schule, weil sie zu Hause in der Landwirtschaft helfen mussten. Ein eigenes Schulhaus wurde in Blaubach erst im 19. Jahrhundert erbaut, das alte Schulhaus auf dem Matzenberg. In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts erhielt die Gemeinde ein neues Schulhaus, in dem jedoch nur wenige Jahre lang die Schüler aus dem Dorf unterrichtet wurden. Um 1970 wurde die Schule aufgelöst, die Grund- und Hauptschüler besuchen seitdem die entsprechenden Schulen in Kusel. In das neue Schulhaus zogen 1971 die Schule für Geistigbehinderte und ein Sonderkindergarten (Kindertagesstätte) ein. Beide Institutionen siedelten 1983 nach Kusel um. Heute dient die "Neue Schule" als  Dorfgemeinschaftshaus. (Vgl. auch LA Speyer H 38 Nr.1180)

Ehemaliges Schulhaus

0.12.2.Kultur

Ein sehr reges kulturelles Leben kennzeichnet das Leben im Ort. Zunächst erlaubt es die Nähe der Stadt Kusel, zahlreiche Konzerte und Theateraufführungen zu besuchen. Die Vereine im Ort selbst zeichnen sich aber durch mancherlei Kreativität aus. Vor allem ist zu nennen das "Blaubacher Dorftheater" mit den Aufführungen einer Laienspielgruppe, die von Franz Dietrich betreut wurde, der selbst einige Theaterstücke für die Laienspielgruppe niederschrieb. Die Gruppe führte auch außerhalb des Ortes ihre Stücke auf, so in der Fritz-Wunderlich-Halle auf dem Rossberg in Kusel, zweimal auch auf der Touristeninsel Mallorca. Folgende Stücke von Franz Dietrich wurden aufgeführt: "Das Schwert", "Die Sau-Fehde", "Die Witwe mit dem bunten Rock", "Maibaum", "Die Reweschnier", "Der Fürst von Lichtenberg", "Der Stadtgockel", "Der Stadtfasel".

0.12.3.Brauchtum

In Blaubach blieb viel altes Brauchtum bis heute lebendig, und das ist den unermüdlichen Bemühungen bestimmter Persönlichkeiten des Ortes zu danken. Die Blaubacher Kerwe, auch Reweschnierkerwe genannt, feiert die Gemeinde am 2. Sonntag im August, an der auch heute noch ein Strauß ausgerufen und die Straußrede gehalten wird. Außerdem ist mit der Kerwe ein lang fortdauernder Frühschoppen verbunden und die Sitte des Brezelaustanzens. Auch der Pfingstquack ist noch lebendig, indem am Pfingstmontag Kinder und Jugendliche mit einem Blumengebinde durch das Dorf ziehen und Spenden erheischen. In Vergessenheit gerät allmählich das Spießen und Körbchen stellen (Spisse un Kerbche stelle). Es war für junge Leute ursprünglich möglich, bei Familienfesten mit einem Spieß ein Stück vom Braten zu ergattern, oder man stellte einen Korb in den Hausflur und wartete, bis die Festleute Kuchen hineingelegt hatten. Lebendig ist noch der Brauch des Maibaumaufstellens am Abend vor dem 1. Mai. Auch das Hexen in der Walpurgisnacht wird eifrig geübt. An dem Brauch des Gemarkungsumgangs, der wieder ins Leben gerufen wurde, beteiligt sich regelmäßig ein großer Teil der Bevölkerung. Bei einer Mittagsrast werden dann Mahlzeiten von einer Feldküche gereicht.

0.12.4.Vereinswesen

Die Sport- und Spielvereinigung, aus der Fußballnationalspieler Miroslav Klose hervorging, gilt als der größte Verein vor Ort. Ihm ist auch ein Förderverein SG Blaubach-Diedelkopf angeschlossen. Weitere Vereine und Interessengruppen vertreten vor allem die Interessen der weiblichen Bevölkerung: der Landfrauenverein, der Bastelclub, der Singkreis und die Gruppe des Seniorenturnens der Frauen. Mehr männlichen Interessen dient die Freiwillige Feuerwehr. In die angeschlossene Jugendfeuerwehr können auch Mädchen als Mitglieder aufgenommen werden. Es besteht noch ein SPD-Ortsverein. Eine Gruppe der Blaubacher Ruheständler, der Imkerverein Kusel mit einem Bienenlehrstand, die Ortsgruppe des VdK, die Kindergruppe Blaubach der evangelischen Jugendzentrale Kusel, Blaubacher Dorftheater sind inzwischen nicht mehr existent.

0.13.Gesundheits- und Sozialwesen

Abenteuerspielplatz

Allgemeinärzte und Fachärzte stehen hinreichend in der Stadt Kusel zur Verfügung, ein Tierarzt praktiziert auch im Ort selbst. Das Westpfalzklinikum II (Kusel) liegt etwa drei Kilometer weit von Blaubach entfernt. Zuständig für den Pflegedienst ist u. a. die Sozialstation Kusel/Altenglan. Das Dorf verfügt über einen schönen und sachgerechten Spielplatz.


0.13.1.Wirtschaft und Verkehr

Zur Entwicklung der Wirtschaftsstruktur des Ortes liegt eine interessante Statistik vor. Nach ihr lebten im Jahr 1882 noch 95 % der Bevölkerung von der Landwirtschaft. Die

5 % der weiteren Erwerbstätigen waren durchweg im Ort und in der Nähe des Ortes beschäftigt. Nur 20 % der damals 260 Einwohner galten als Erwerbstätige. 1937 waren nur noch 40 % der Erwerbstätigen Landwirte. 55 % galten als Lohnabhängige, von denen knapp 5 % mehr als 30 km weit zum Arbeitsplatz zurücklegen mussten. Von selbständiger Arbeit lebten 5%. Damals übten von 326 Einwohnern gut 30 % einen Beruf aus. 1975 war der Anteil der Landwirte auf 2,5 % zurückgegangen. Mehr als 93 % der Berufstätigen waren lohnabhängig, und mehr als 25 % mussten weiter als 30 km zur Arbeit anreisen. Der prozentuale Anteil der Selbständigen lag damals bei fast 4 % und war nach realen Zahlen nur geringfügig zurückgegangen. Von 442 Einwohnern galten 36 % als berufstätig. Somit stellt sich Blaubach heute als typisch ländliche Wohngemeinde dar. Dennoch bestehen auch etwa 15 selbständige Unternehmen am Ort. Wegen der Bemühungen zur Schaffung von Unterkünften und der bereits bestehenden Hotellerie dürfte der Fremdenverkehr auch in Zukunft gute Chancen besitzen.

Blaubach liegt an der belebten Kreisstraße Nr. 22, die sich nur einen Kilometer weit unterhalb des Dorfes mit der B 420 verbindet. Der Autobahnanschluss Kusel der A 62 liegt etwa drei Kilometer weit entfernt. Gleich weit entfernt ist der Bahnhof in Kusel.

0.14.Persönlichkeiten

Franz Dietrich (29. 11. 1935 in Wolfstein, gest. am 19. 1. 2009 in Blaubach)

Gymnasiallehrer für die Fächer Deutsch und Geschichte zunächst in Andernach, von 1964 bis zu seiner Pensionierung am Gymnasium in Kusel. Er lebte in Blaubach und schrieb eine Reihe von volkstümlichen Theaterstücken, die in der Regel von Laienschauspielern aufgeführt wurden. Erfolgreich sind drei Bücher mit Sketchen, in denen Menschen der Westrichlandschaft humorvoll glossiert sind. (Vom Schmeltzer Karl und von anderen Leuten). Auch in der Kommunalpolitik engagierte sich Dietrich. Er wirkte eine Reihe von Jahren als Ortsbürgermeister in Blaubach.

Nach oben

0.15.Nachweise

Verfasser: Franz Dietrich † / Ergänzungen zum Autor durch Ernst Schworm

Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm

Literatur:

  • Kramer, Karl: Geschichte des Volksschulwesens im früheren Herzogtume Zweibrücken, 1. Teil Kaiserslautern 1911, 2. Teil Kaiserslautern 1915.
  • Dietrich, Franz: Blaubach. Das ist unser Dorf, Blaubach 1975.
  • Dietrich, Franz: Neujahrsempfang 1995, Blaubach 1995.
  • Dietrich, Franz: Neujahrsempfang 1997, Blaubach 1997.
  • Zenglein, Dieter: Die Amtsbeschreibungen des Pfalz-Zweibrückischen Geographen und Amtskellers Johannes Hofmann von 1585 bis 1602 in der Westpfalz. (unveröffentlichtes Manuskript)