Ergeshausen im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Ergeshausen

Zu den wenigen bekannten Überlieferungen aus dem Mittelalter gehört die Information, dass das Kloster Bleidenstadt ehemals unter anderem Zehntrechte in Ergeshausen besaß. Das heißt, die Bewohner mussten den „Zehnten“ an das Kloster Bleidenstadt, dem späteren „St. Ferrutiusstift“, übergeben. [Anm. 1] Gebietsherren waren die Herren bzw. späteren Grafen von Katzenelnbogen. [Anm. 2]

Zirka 1260 teilten sich die Grafen von Nassau und Katzenelnbogen in jeweils zwei weitere Linien. So wurde der Einrich als „Vierherrengericht auf dem Einrich“ von zwei Nassauer und zwei Katzenelnbogener Linien regiert. [Anm. 3] Später war Hessen-Rheinfels-Rotenburg als Geschlecht für das „Gericht Kördorf“ zuständig, zu dem auch Ergeshausen gehörte. Diese Seitenlinie des Hauses Hessen-Kassel regierte u.a. Ergeshausen von St. Goar aus bis zum Jahr 1816, in dem das Herzogtum Nassau entstand. [Anm. 4]

Bezogen auf Kirche und Schule orientierte sich Ergeshausen nach Klingelbach und bekam von Katzenelnbogen und später Hessen-Darmstadt in diesen Bereichen die Anweisungen, die politischen Vorgaben kamen aus St. Goar. Im Katzenelnbogener Raum – und somit auch in Ergeshausen – wurde um 1530, wie nach und nach in ganz Hessen, die Reformation eingeführt. [Anm. 5]

Im sogenannten „Kartoffelkrieg“ gingen die Gemeinden Ergeshausen und Herold dagegen vor, einen „Kartoffelzehnten“ abzugeben und bekamen 1767 zunächst eine Befreiung zugesprochen. Das St. Ferrutiusstift legte jedoch dagegen vor dem Oberappellationsgericht, dem höchsten Gerichtsorgan, Berufung ein. Dagegen wehrten sich wiederum die Gemeinden, so dass der „Kartoffelkrieg“ noch einige Jahre hin und her ging. [Anm. 6] 1779 wurde dann endgültig festgelegt, dass die Gemeinden den Kartoffelzehnten abliefern mussten. [Anm. 7]

Einer Gemeindechronik aus dem Jahr 1791 kann entnommen werden, dass Ergeshausen in dieser Zeit 81 Einwohner hatte, die in einfachen Fachwerkhäusern lebten. Darunter waren drei Müller, ein Schneider, ein Schuhmacher und zwei Leineweber. [Anm. 8] Ergeshausen hatte keine eigene Schule. Die Kinder gingen nach Klingelbach zur Schule und ab Mitte der 1970er Jahre nach Katzenelnbogen. [Anm. 9] Ab 1816 gehörte Ergeshausen zusammen mit den weiteren Dörfern, die die spätere Verbandsgemeinde Katzenelnbogen bildeten, zum Herzogtum Nassau. [Anm. 10] 

Ab 1972 gehörte Ergeshausen zur Verbandsgemeinde Katzenelnbogen, die im Rahmen einer großen Verwaltungsreform gebildet wurde. Die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen ging 2019 in die Verbandsgemeinde Aar-Einrich über, die aus dem freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Hahnstätten und Katzenelnbogen gebildet wurde. [Anm. 11]

NACHWEISE

Verfasserin Text: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hg.): Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Rhein-Lahn-Kreis, Mainz 2018, http://denkmallisten.gdke-rlp.de/Rhein-Lahn-Kreis.pdf, S. 35 (Aufruf: 30.07.2020).

  • Herold, Rudolf: Katzenelnbogen und der Einrich. Katzenelnbogen 1974.

  • Herold, Rudolf: Streifzüge durch die Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden im Katzenelnbogener Raum. Katzenelnbogen 1985.

Erstellt am: 30.07.2020

Anmerkungen:

  1. Herold 1985, S. 191 und 192.  Zurück
  2. Herold 1985, S. 191.  Zurück
  3. Herold 1985, S. 97 und S. 191.  Zurück
  4. Herold 1985, S. 191.  Zurück
  5. Herold 1985, S. 237 und S. 239.  Zurück
  6. Herold 1985, S. 193-194.  Zurück
  7. Herold 1985, S. 195. Zurück
  8. Herold 1985, S. 198.  Zurück
  9. Herold 1985, S. 197.  Zurück
  10. Herold 1974, S. 15.  Zurück
  11. Die Ortsgemeinde Ergeshausen erläutert die Historie auf ihrer Internetseite wie folgt: „Erichshausen hieß das Dorf aus der Karolingerzeit oft noch bis in die Neuzeit, so dass die Namensklärung keine Schwierigkeiten bereitet. Um 1200 erstmals genannt, gehört es einerseits zum Vierherrischen, andererseits ist es ebenso wie Herold in das katzenelnbogische, später hessen-darmstädtische Klingelbach eingepfarrt. Bevor es 1816 zum Herzogtum Nassau kam, gehörte es zur hessischen Quart des Vierherrischen und wurde deshalb bis 1813 französisch und dann preußisch verwaltet.“ Ortsgemeinde Ergeshausen „Historisches und Sehenswürdigkeiten“ https://www.vg-aar-einrich.de/ortsgemeinden/ergeshausen/ (Aufruf: 30.07.2020).  Zurück