Lohrheim im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Lohrheim

Die Besiedlung des Gebietes des heutigen Ortes Lohrheim ist bis in die Jungsteinzeit (5.000 v. Chr. – 2.200 v. Chr.) nachweisbar.[Anm. 1]

Mittelalter und Frühe Neuzeit

Erstmals urkundlich erwähnt wird Lohrheim in einer Schenkungsurkunde von Karl dem Großen an die Benediktinerabtei Prüm vom 9.6.790. Lohrheim gehörte in der fränkischen Zeit zum Niederlahngau. Im Jahr 958 erlangte die Abtei St. Alban in Mainz durch eine Schenkung von König Otto I. unter anderem grundherrliche Rechte im Kirchspiel Oberneisen, zu dem auch Lohrheim gehörte. Um 1030 wurden die Grenzen des Kirchspiels beschrieben, ob Lohrheim genannt wurde, ist unklar. Dem St. Albanstift in Mainz wurde 1092 eine Hube in Lohrheim geschenkt.[Anm. 2]

Die urkundliche Namensentwicklung verlief von Larheim in den Jahren 790, 1092 und 1562 über Lorheim 1578 zu Lorum im Jahr 1614. 1643 wurde der Ort wieder als Larheim bezeichnet, ebenfalls noch 1812.[Anm. 3]

Die Grafen von Katzenelnbogen hatten schon 1194/98 Besitz in Oberneisen und waren dort oberste Märker und Herren des Markwaldes Fuchsenhöhle. Zu dem Markwald Fuchsenhöhle gehörten als Markgemeinden auf der Aar Holzheim, Flacht, Niederneisen, Oberneisen, Hahnstätten und Lohrheim. Es wird davon ausgegangen, dass die Grafen von Katzenelnbogen dort den Stammvater der von Lohrheim und Donner von Lohrheim einsetzten. Die beiden Linien besaßen 1403 gemeinsam den Hof Spriestersbach und waren von dem Kloster St. Alban bei Mainz mit Anteilen am Zehnten zu Lohrheim belehnt. [Anm. 4]

Niederer Adel aus Lohrheim existierte seit dem 13. Jahrhundert. Ritter Markolf von Lohrheim war 1293 Burggraf Adolfs von Nassau in Idstein. Er starb an der Seite von Adolf am 2.7.1298 in der Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim. 1307 verkauften die Witwe des Marquard von Fackenhofen und ihre Söhne, Gerhard, Kantor zu St. Stephan in Mainz, und Ritter Heinrich von Fackenhofen einen Hof zu Lohrheim. Bayer von Neisen sowie Rupert und Markolf von Lohrheim fungierten als Bürgen. Ein Hof in Lohrheim war bis 1315 in Besitz von Rupert von Lohrheim und wurde dann den Herren von Molsberg zu Lehen aufgetragen. Er fiel vor 1353 an Markolf von Lohrheim und wurde an Emmerich Rodel von Reifenberg verkauft.  Die von Lohrheim besaßen Eigengut, Feld, Wiesen, Büsche, mehrere Güter, ein altes Wohnhaus, Scheuer, Ställe, Weiher sowie Gärten um und an einem Wasserhaus im Dorf. Güter und Wiesen von Philipp von Lohrheim nahmen die Herren von Rheinberg 1549 in Besitz. Vor 1568 gaben die Herren von Nassau-Katzenelnbogen denen von Lohrheim 3 fl. aus der Herberge zu Lohrheim zum Lehen. Die Donner von Lohrheim hatten 1447 und 1566 nachweislich Güter in Lohrheim. Das Katzenelnbogener Lehen umfasste 1445 eine Wiese oberhalb von Lohrheim an der Fuchsenhöhle. Ein Lehen vom Stift St. Alban bei Mainz umfasste 1537 den halber Zehnten des Dorfes. Prinzessin Albertine von Oranien verlieh am 10.11.1666 dem Konrad Klenck zu Amsterdam für seine Dienste und der zu Lohrheim gekauften Güter für seine männliche Nachkommenschaft das Prädikat "Herr von Lohrheim". Noch 1678 und 1691 kam Konrad Klenck von Lohrheim als Besitzer der freiadeligen Behausungen zu Lohrheim in Schriften vor. 1707 überließ Wilhelm Albert von Klenck, Herr zu Lohrheim und Öhrsen, für Schuldforderungen seine Geld-, Gänse- und Hühnerabgaben zu Lohrheim dem Registrator Johann Christoph Rath zu Diez. Dieser erwarb 1708 von Wilhelm Alberts Witwe Anna Catharina de la Chambre de Gaddelier zwei Höfe in Lohrheim und Birlenbach und ein Recht auf Abgaben in Heringen. Die Familie von Klenck führte auch nach Verkauf des Hofes zu Lohrheim noch 1720, 1724 und 1726 den Namen von Lohrheim, gab ihn später jedoch wohl auf.[Anm. 5]

Weingärten wurden 1380 und 1447 genannt. Im Jahr 1526 befanden sich weitere Weingärten im Bau. Das Ende des Weinbaus kam nach 1560. Seit 1380 bestand eine Tongrube, 1451 wurde mit "under Kalgksteyn" ein Kalkvorkommen bezeichnet. Wahrscheinlich wurde beides damals schon genutzt. Nutzungsrechte an dem nahegelegenem sind Wald 1383, 1444 und 1526 nachgewiesen. 1526 erfolgte eine Zahlung von "Schützengeld" an Hessen wegen der von den Grafen von Katzenelnbogen an Hessen übergegangenen Jagdrechte.[Anm. 6]

Über eine eigene Kapelle verfügte Lohrheim im 16. Jahrhundert. Sie wurde um 1509 von Junker Johann von Lohrheim gestiftet. Ab 1573 erfolgte keine Unterstützung mehr, 1634 war sie verfallen. Der Altarstein sollte in das Pflaster der Kirche von Oberneisen gelegt werden, stand aber 1634 noch. Eine kleine Wasserburg mit einem Hof samt Bierhaus ist für 1634 nachgewiesen.[Anm. 7]

Während des Dreißigjährigen Kriegs verschuldete sich die Gemeinde Lohrheim bei einem Hans Wolf Weinrich zu Limburg mit 4000 Gulden. Die Gemeinde musste das Darlehen aufnehmen, um von ihnen geforderte Kriegsgelder zu zahlen. Nach dem Ende des Krieges lebten in Lohrheim nur noch 29 Menschen, 1588 waren es noch 122 gewesen.[Anm. 8]

Im Jahr 1717 wurde in Preußen die Schulpflicht eingeführt. Lohrheim hatte 1729 und von 1754 bis 1781 eigene Lehrer. Von 1781 bis 1801 besuchten die Kinder die Kirchspielschule Oberneisen, wie sie es zuvor schon getan hatten.[Anm. 9]

Das 19. Jahrhundert

Im Jahr 1800 hatte Lohrheim 194 Einwohner. Ab 1802 gehörten diese nicht mehr zum Stift St. Alban, da dieses unter Napoleon förmlich aufgehoben wurde. Von 1806 bis 1866 war Lohrheim Teil des Amtes Diez im neu gebildeten Herzogtum Nassau. In diesem wurde 1808 die Leibeigenschaft aufgehoben, woran der Freiherr von und zum Stein sowie der Marschall von Bieberstein beteiligt waren. Bis 1818 stieg die Einwohnerzahl von Lohrheim auf 234. Ein Jahr später richtete man im Backhaus einen Raum für den Schuldienst ein, nachdem die Schule in Oberneisen zu klein geworden war. Bis 1824 stieg die Einwohnerzahl auf 263, sank jedoch 1827 auf 226 Personen. Drei Jahre später zählte der Ort wieder 283 Einwohner. Bei etwa gleichbleibender Bevölkerungszahl baute man 1835 eine Schule im Dorf, auch eine Lehrerwohnung wurde eingerichtet. 1847 lebten 337 Menschen in Lohrheim. Der Lehrer wurde in den Ruhestand versetzt und mit einer Rente von 80 Gulden ausgestattet. 1848 kam es zur Revolution im Nassauer Land. Vor der Revolution lag die Verwaltung der Gemeinden in den Händen der als Hilfsbeamte des Grafen eingesetzten Schultheißen. Ab 1848 wurden die eingesetzten Schultheißen durch gewählte Bürgermeister abgelöst. Der ein Jahr später gewählte Bürgermeister von Lohrheim hatte das Amt bis in das Jahr 1899 und somit ganze 50 Jahre inne. Er plante die Einrichtung einer Wasserleitung für das Dorf, scheiterte jedoch am Widerstand der meisten Einwohner. Umsetzen konnte er die Begradigung des durch das Dorf führenden Baches und die Anlegung zweier Brandweiher. 1866 waren einige Bürger von Lohrheim auf Seiten Österreichs am Krieg zwischen Österreich und Preußen beteiligt. Ab Dezember 1868 gehörte Lohrheim zur preußischen Provinz Hessen-Nassau. Zwei Jahre später mussten 7 Männer des Dorfes im Deutsch-Französischen Krieg kämpfen. Nach dem Sieg Preußens kehrten alle wieder zurück.[Anm. 10]

Das 20. Jahrhundert

Das Jahr 1914 war sowohl von dörflichen als auch von weltpolitischen Veränderungen geprägt. In Lohrheim wurde die Wasserversorgung durch den Bau einer Quellwasserleitung verbessert. Das Dorf wurde zudem an die Stromversorgung angeschlossen, elektrische Beleuchtung war nun möglich. Im selben Jahr begann der Erste Weltkrieg. 60 Männer des Dorfes wurden zur Armee eingezogen, 17 von ihnen starben bis Kriegsende 1918. Das Ende des Krieges bedeutete auch das Ende der Monarchie. Während die Region von der amerikanischen und französischen Armee besetzt wurde, lag Lohrheim in einer neutralen Zone, dem sogenannten Freistaat Flaschenhals. Dieser war wirtschaftlich und politisch vom Umland abgeschnitten, was die Einwohner vor große Herausforderungen stellte. Im Jahr 1928 wurde erneut an der Wasserversorgung des Ortes gearbeitet und die Baumaßnahmen noch im gleichen Jahr abgeschlossen. Ein Friedhof wurde 1930 angelegt. Über die Zeit des Nationalsozialismus wird in der Dorfchronik berichtet, dass 35 Kriegsteilnehmer aus Lohrheim im Zweiten Weltkrieg starben. Nach Kriegsende 1945 war der Ort zunächst unter amerikanischer, dann unter französischer Besatzung. Ein Jahr später wurde Lohrheim Teil des neu gebildeten Unter-Lahnkreis im neuen Regierungsbezirk Montabaur, der im ebenfalls neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz lag.[Anm. 11]

Einwohnerzahlen von Lohrheim

Jahr Einwohner
1526 30 Haushalte
1542 32 Haushalte
1545 31 Türkensteuerpflichtige
1562 Dienstgeld 29
1564 29 Hausgesesse
1578 17 Feuerstätten
1588 27 Haushalte, 122 Menschen
1612 22 Dienste
1643 29
1645 7 Hausgesesse
1647 11 Hausgesesse, 39 Menschen
1654 15 Hausgesesse
1684 14 Häuser
1716 22 Haushalte, 114 Menschen
1750 38 Häuser, 140 Menschen
1778 43 Häuser, 45 Familien
1800 194 Menschen[Anm. 12]

Nachweise

Autor: Konstantin Arnold

Verwendete Literatur:

Gensicke, Hellmuth: Das Kirchspiel Oberneisen. Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsschreibung 89 (1978).

Gensicke, Hellmuth: Die von Lohrheim und die Donner von Lohrheim. Zur Geschichte des nassauischen Adels. Nassauische Annalen 81 (1970).

Schwenk, Erich; Seelbach, Doris; Seelbach, Werner: Chronik des Dorfes Lohrheim 790 bis 1946. Lohrheim 2015.

Stolz, Christian: Historisches Grabenreißen im Wassereinzugsgebiet der Aar zwischen Wiesbaden und Limburg. Mainz 2005.

Erstellt am 02.07.2020

Anmerkungen:

  1. Stolz, Christian: Historisches Grabenreißen im Wassereinzugsgebiet der Aar zwischen Wiesbaden und Limburg. Mainz 2005. S.211. Zurück
  2. Schwenk, Erich; Seelbach, Doris; Seelbach, Werner: Chronik des Dorfes Lohrheim 790 bis 1946. Lohrheim 2015. S.3-5. Zitiert wird aus der von den Autoren zur Verfügung gestellten Word-Datei, die Seitenzahlen stammen aus diesem Dokument. Zurück
  3. Gensicke, Hellmuth: Das Kirchspiel Oberneisen. Nassauische Annalen. Jahrbuch des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsschreibung 89 (1978), S. 235. Zurück
  4. Gensicke, Hellmuth:Die von Lohrheim und die Donner von Lohrheim. Zur Geschichte des nassauischen Adels. Nassauische Annalen 81 (1970), S. 242–254. Zurück
  5. Gensicke, Hellmuth:Die von Lohrheim und die Donner von Lohrheim. Zur Geschichte des nassauischen Adels. Nassauische Annalen 81 (1970), S. 242–254. Zurück
  6. Gensicke 1978, S. 236. Zurück
  7. Ebd., S. 235f. Zurück
  8. Schwenk / Seelbach,. S.17f. Zurück
  9. Gensicke 1978, S. 235. Zurück
  10. Schwenk / Seelbach, S.22-27. Zurück
  11. Ebd., S.27-29. Zurück
  12. Gensicke 1978,S. 238. Zurück