Badenheim in Rheinhessen

Ehemalige Ortsbefestigung in Badenheim

Luftbild von Badenheim[Bild: Alfons Rath]

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit dienten eine Wall-Graben-Anlage entlang des Appelbachs und im weiteren Verlauf eine dichte Hecke als Befestigung des Dorfes, wie die Flur- und Gemarkungskarte aus dem Jahre 1832 zeigt. Nach der Karte zu urteilen, übernahm im Osten des Ortes der Appelbach mit dem daneben liegenden Graben oder Wall die Dorfbegrenzung und im Westen gab es die Hecke, die man sich als dichte, undurchdringliche Bepflanzung, also ein sogenanntes "Gebück" mit Weißdorn und mit allem was mit Dornen wächst, vorstellen muss. Wie in Rheinhessen üblich, war ein Scheuenkranz nach außen nur mit den notwendigsten Öffnungen ausgestattet, um ungebetene "Besucher" aller Art abzuhalten. Richard Auernheimer, der sich auch mit der Geschichte Badenheims im 19. Jahrhundert aus Anlass der Festschrift über Isaak Maus, dem wohl berühmtesten Sohn des Ortes, intensiv befasst hat, bemerkt zur Flur- und Gemarkungskarte: "Die ovale Grundform der Befestigung lässt eine hohe Funktionalität in der Aufgabe erkennen, den Zugang zum Dorf möglichst einfach zu kontrollieren". 

Flur- und Gemarkungskarte von 1832.[Bild: Landesarchiv Speyer (vermittelt durch Richard Auernheimer)]

Badenheim hatte früher zwei Ortszugänge (Pforten), die sicher nachts abschließbar waren. Ob es vielleicht auch die sogenannten "Torknechte" wie in Gau-Bickelheim gab, ist nicht belegt.

Das Untere Tor (die nördliche Pforte) in Richtung Pfaffen-Schwabenheim, stand in Höhe der Häuser Hauptstraße Nummer 45 und 49. Direkt bei der Hausnummer 45 führt heute noch ein Feldweg auf der Trasse der Ortsbefestigung in Richtung Appelbach. Auf der anderen Seite des Tores bei der Hausnummer 48 folgte der noch sichtbare, aber nicht mehr zugängliche Weg der historischen Ortsbefestigung.

Das Obere Tor im Süden von Badenheim in Richtung Wöllstein befand sich am Zusammentreffen der Hauptstraße mit der vorbeiführenden Landstraße von Sprendlingen nach Pleitersheim und Volxheim, dem Kreuznacher Weg. Wahrscheinlich im Laufe des 18. Jahrhundert wurden beide Tore niedergelegt, die in der besagten Flur- und Gemarkungskarte aus dem Jahre von 1832 bereits fehlen. Das muss aber nach 1712 passiert sein, denn es wird von einem berittenen Zweibrücker Boten berichtet, der offensichtlich am zu dem Zeitpunkt noch vorhanden Oberen Tor einen schweren Unfall hatte.

Von der historischen Ortsbefestigung Badenheims ist heute außer der Linienführung der alten Baugrenzen nichts mehr vorhanden. Einzig und allein weist noch die Flurbezeichnung "Hinter der Hecke" darauf hin. Die Straße "Am Scheunenkranz" im westlichen Teil des Ortskerns folgt in etwa der ehemaligen Linienführung der mittelalterlichen Wall-Graben-Anlage. 

Richard Auernheimer bemerkt zum Thema historische Ortsbefestigungen: "Die Befestigung der Dörfer in Rheinhessen ist nach meiner Meinung eine Folge der vielen Grundherrschaften, die gewohnt waren, sich gegenseitig aus wirtschaftlichen, historischen und auch religiösen Gründen abzugrenzen. Außerdem entspricht die Dorfbefestigung einer inneren Sicherheit der Dörfer.
In Weingegenden ist jeder und jeder willkommen, aber eine Hofreite ohne Außenmauer konnte man sich nicht vorstellen. Deshalb auch die Ähnlichkeit mit einer Burg. Das Torhaus der Gebäude war der sichtbare Ausdruck. Die Dorfbefestigung die Folge."
[Anm. 1]  

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Erstellt am: 17.12.2021

Anmerkungen:

  1. Der Autor hat für die Recherche zum Artikel sowohl mündlich als auch schriftlich mit dem Badenheimer Richard Auernheimer korrespondiert. Dieses Zitat stammt aus der intensiven schriftlichen Korrespondenz. Zurück