Flonheim in Rheinhessen

Ehemalige Synagoge

Die erste urkundliche Erwähnung jüdischer Einwohner in Flonheim datiert in das Jahr 1507. Um 1804 wohnten 50, 1851 mehr als 150 Personen jüdischen Glaubens in dem Ort. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ging die Zahl rasch zurück und 1933 lebten noch 12 jüdische Familien in Flonheim.[Anm. 1] Der letzte Vorsitzende der jüdischen Gemeinde war Julius Braun, der 1937 aufgrund des Drucks durch das NS-Regime mit seiner Frau in die USA auswanderte. Im September 1942 wurden neun Einwohner Flonheims aufgrund ihres jüdischen Glaubens durch die Nationalsozialisten deportiert.[Anm. 2]

In Flonheim wurde um 1786 eine Synagoge in der Langgasse, Ecke Drehergasse erbaut. Es handelte sich um einen Putzbau mit Rundbogengliederung und Krüppelwalmdach.[Anm. 3] Der Bau war ein Gemeinschaftsbau der jüdischen Gemeinden von Uffhofen, Bornheim, Erbes-Büdesheim, Wendelsheim und Flonheim. 1927 wurde das Gebäude renoviert und wiedereingeweiht. 1936 wurde die Inneneinrichtung durch Brandstiftung vollständig vernichtet, die Torarollen wurden gestohlen. Aufgrund der engen Bebauung blieb das Gebäude in den Novemberpogromen von Brandstiftungen verschont. Einige Jahre nach dem Krieg erwarb ein Nachbar den leerstehenden Bau und nutzte ihn als Scheune und Faßlager. 1979 wurde das Gebäude abgerissen. Die Denkmalpflege wurde erst auf die ehemalige Synagoge aufmerksam, als die Abrissgenehmigung schon erteilt war.[Anm. 4] Als einziger Rest des Gebäudes ist das Portal der Synagoge erhalten, das heute in die Hofmauer des Grundstückes Langgasse 14 integriert ist.[Anm. 5]

Das Gebäude war auf drei Seiten freistehend und wurde über die Südseite durch einen schmucklosen Eingang betreten. In dem langestrecken Vorraum befand sich das rituelle Waschbecken zum Reinigen der Hände. Eine schmale Stiege führte auf den Dachboden, auf dem die Frauen oberhalb des Vorraums an den Gottesdiensten teilnahmen. In den Betsaal führte ein reich profiliertes Rechteckportal mit kassettierter Eichenholztür. Über der Tür befand sich der Schlussstein mit dem Baudatum, der wahrscheinlich während den Novemberpogromen mit Hammerschlägen zerstört wurde.[Anm. 6]

Die Synagoge von Flonheim war ein charakteristischer Vertreter einer schlichten barocken Landsynagoge.[Anm. 7]

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang-Untergang-Neubeginn. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1971, S. 180-181.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland. Bearb. v. Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff. Mainz 2005.
  • Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.1: Kreis Alzey-Worms. Bearb. v. Michael Huyer und Dieter Krienke. Worms 2013.

Erstellt am: 30.05.2017

Anmerkungen:

  1. Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland. Bearb. v. Stefan Fischbach und Ingrid Westerhoff. Mainz 2005, S. 150. Zurück
  2. Arnsberg, Paul: Die jüdischen Gemeinden in Hessen. Anfang-Untergang-Neubeginn. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1971, S. 180-181. Zurück
  3. Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 20.1: Kreis Alzey-Worms. Bearb. v. Michael Huyer und Dieter Krienke. Worms 2013, S. 168. Zurück
  4. Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland, S. 150-151. Zurück
  5. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, S. 168. Zurück
  6. Synagogen Rheinland-Pfalz - Saarland, S. 151-152. Zurück
  7. Ebenda. Zurück