Saulheim in Rheinhessen

Mittelalterliche Ortsbefestigung von Nieder-Saulheim

Luftbildaufnahme von Saulheim[Bild: Alfons Rath]

Der Ort war im Mittelalter von einem Dorfgraben, einem mit Effen (Rüster, Ulmen) und einer undurchdringlichen Dornenhecke (Gebück) als Schutzwall vor möglichen Eindringlingen wie sogenannten "Buschkleppern" umgeben und geschützt.

Außerdem gab es ab dem Spätmittelalter vier Dorfpforten:

  • Osterpforte im Osten der Gemeinde: Das befestigte Bauwerk wurde bereits im 14. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Die Anlage war mit Schießscharten und dickem Mauerwerk versehen. Die Pforte wurde schließlich geschleift, Überreste davon standen noch am Anfang des 20. Jahrhunderts.
  • Pertelpforte im Nordwesten der Gemeinde: Die ebenfalls befestigte Pforte stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Erklärung für das Wort Pertel lautet: "off de Perdel", steht für "Perch" Viehstall und "Dell" Senke, Tälchen. Vor der Pforte befand sich nämlich die Viehweide des Dorfes. Bis 1632 war "Hans Jonason Pförtner off de Pertelport", so lautet ein Archiveintrag aus dem 17. Jahrhundert. Er hatte die Aufgabe, die Pforte abends zu schließen und den Torschlüssel beim "Schultheißen" (Bürgermeister) abzugeben. Fundamente der Pforte wurden bei Kanalarbeiten 1929 zwischen Hintergasse und Pertelgasse gefunden.
  • Weedenpforte: Die ebenfalls im 15. Jahrhundert erwähnte Pforte war ein steinernes Tor im Süden Nieder-Saulheims. Vor der Pforte befand sich ein Holzsteg über den Mühlbach, der im Angriffsfall eingezogen werden konnte. Die Pforte war links und rechts durch den Mühlgraben mit undurchdringlichem Gebück und den Sumpf begrenzt.  Am Anfang des 19. Jahrhunderts wurde dort für den Steg eine Steinbrücke gebaut, die den Verkehr über den Mühlbach erheblich erleichterte. Die Brücke fiel allerdings der Begradigung des Bachlaufes in den 1960er Jahren zum Opfer.
  • Neupforte: Das dornige und dichte Gebück um den Ort wurde 1820 geöffnet, um eine weitere Pforte, die Neupforte, in Richtung Westen zu bauen. Den Bauern wurde so der Weg auf das Feld und in die Weinberge entscheidend erleichtert.

Nieder-Saulheim hatte seit Mitte des 13. Jahrhunderts außerdem eine stattliche Turmburg "torm" aufzuweisen, in den sich die Einwohner des Ortes in Notzeiten flüchten konnten.

Die Vergangenheit ist in den vergangenen Jahrhunderten wie im Flug vergangen, an die historische Ortsbefestigung von Nieder-Saulheim erinnern aber heute die Straßen "An der Osterpforte", "Neupforte" und die Ulmenstraße. Auch die vier Pforten spiegeln sich in den Flurbezeichnuungen, 1901 dokumentiert, wieder:

  • An der Wedenpforte
  • Neupforte
  • Vor/An der Pertelspforte
  • Vor der Osterpforte

Die weiteren Flurbezeichungen "An den Effen" und "An der unteren Effen" komplettieren das Arrangement rund um die mittelalterliche Ortsbefestigung von Nieder-Saulheim.

Nachweise

Verfasser: Wolfgang Höpp

Verwendete Literatur:

Erstellt am: 04.10.2022