Zornheim in Rheinhessen

Die Dorfplätze in Zornheim

Zornheimer Ortsplan mit rot eingezeichneten Dorfplätzen.
Lageplan der Zornheimer Plätze (Grundlage TK 6115)[Bild: Gottfried Kneib]

1. Der Lindenplatz

Der Lindenplatz bildete schon im frühen Mittelalter das Zentrum von Zornheim. Das Dorf war zum Schutz vor militärischen Feinden, aber auch vor wilden Tieren, von einem Befestigungsring mit Graben und Wall eingeschlossen. In das Dorfinnere gelangte man ursprünglich nur durch zwei Eingänge: die Oberpforte und die Unterpforte. Beide Pforten verband eine s-förmig geschwungene Achse, an der die ältesten und größten Hofgüter der Gemeinde lagen.

Spätmittelalterlicher Ortsplan von Zornheim mit eingezeichneter s-förmiger Achse zwischen den Dorfeingängen
Zornheim im Spätmittelalter[Bild: Gottfried Kneib]

Bewusst wählte man den im Zentrum gelegenen Wendepunkt der S-Kurve zum Gerichtsplatz des Dorfes. Hier versammelte sich die Dorfbevölkerung zu allen wichtigen Gemeinschaftsveranstaltungen. Hier tagte auch das Ortsgericht, das damals noch nach germanischem Brauch im Freien unter einem Lindenbaum abgehalten wurde.

Erst im Spätmittelalter verlegte man es in ein Gebäude. In Zornheim erbaute man dieses an der Südseite des Lindenplatzes, wo sich heute der Mareuil-le-Port-Platz befindet. Es wird erstmalig in einer Urkunde des Jahres 1333 mit der Bezeichnung „Dinghaus“ erwähnt, was so viel wie „Haus des Gerichts“ bedeutet. Spätere Urkunden nennen es auch „Klafhaus“, das heißt „Haus, in dem viel und laut geredet wird“. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde es – wie das gesamte Dorf – niedergebrannt und Anfang des 18. Jahrhunderts in der damaligen Bauweise neu errichtet.

Lindenplatz mit altem Rathaus im Jahr 1955
Lindenplatz mit altem Rathaus im Jahr 1955[Bild: Norbert Kneib]

An der gegenüberliegenden Nordseite grenzte der Lindenplatz an den Kirchenbezirk, dessen Mittelpunkt die Pfarrkirche bildete. Sie war vom Friedhof mit einer starken Außenmauer umgeben. Beide gegenüberliegenden Institutionen wurden als gegenseitige Ergänzungen empfunden, wobei im Rathaus die weltlichen Belange der Bürger geregelt und in der Kirche ihre geistlichen Bedürfnisse befriedigt wurden.

Urkundlich wird der Lindenplatz erstmalig im Jahre 1329 anlässlich des Wechsels der Dorfherrschaft erwähnt. Damals kaufte das Mainzer Reichklarakloster von den Herren von Hohenfels, den bisherigen Ortsherren, die Gerichtsbarkeit über das Dorf. Wie lange die in der Urkunde erwähnte Dorflinde auf dem Zornheimer Lindenplatz stand, lässt sich nicht ausmachen. Vielleicht wurde sie wie in vielen anderen rheinhessischen Dörfern infolge der Französischen Revolution in der ersten Begeisterung über die Abschaffung der bisherigen Feudallasten als Symbol des beseitigten mittelalterlichen Herrschaftssystems gefällt.

Wie überall in Deutschland gründeten nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 auch die Zornheimer Kriegsteilnehmer einen „Kriegerverein“. Das erste große Vereinsziel war die Errichtung eines Ehrenmals. Dieses Vorhaben erfuhr in der Gemeinde eine breite Unterstützung. Als Standort für den nach einem Entwurf von Casper Winterhelt aus Miltenberg gefertigten Obelisken aus rotem Sandstein wählte man den zentralen Lindenplatz. Die Inschrift lautet: „Gott war mit uns, Ihm sei die Ehre“ und „Zur Erinnerung an den Feldzug 1870-71“. Auf beiden Seiten waren die Namen der 18 Zornheimer Veteranen, eingemeißelt. Diese hatten alle unverletzt den Krieg überstanden.

Postkarte von 1918 mit Kriegerdenkmal zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
Postkarte des Kriegerdenkmals von 1918[Bild: Postkarte von 1818]
Planzeichnung des Kriegerdenkmals zur Erinnerung an den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71
Planzeichnung des Kriegerdenkmals[Bild: Zornheimer Gemeindearchiv]

Ende des Ersten Weltkrieges waren ca. 500 französische Soldaten in Zornheim einquartiert. Am französischen Nationalfeiertag warfen sie den bronzenen Adler von der Spitze des Kriegerdenkmals. Beim Versuch, die Trikolore auf dem Denkmal zu hissen, stürzte ein Alpenjäger durch das Brechen der Fahnenstange ab, fiel in das Einfriedungsgitter und verstarb an den Verletzungen. Die Trümmer des Adlers nahmen die Soldaten als Siegestrophäe mit in ihre Heimat.

"Heldengedenkfeier" zur Erinnerung an deutsche Soldaten im Dritten Reich.
Heldengedenkfeier im Dritten Reich[Bild: Privatarchiv]

Nach Beendigung der Besatzungszeit des Rheinlandes im Jahre 1930 setzte man an die Stelle des herabgestürzten Adlers ein Steinkreuz. Die „Heldengedenkfeiern“ wurden wieder eingesetzt und kamen während des Dritten Reiches zu hohem Ansehen. In der Nachkriegszeit spielte das Mahnmal keine politische Rolle mehr. Nachdem das Gitter entfernt war, wurde sein Umfeld sogar ein willkommener Platz für die Klickerspiele der Kinder. Ende der 50er Jahre verlegte man das Kriegerdenkmal auf den Friedhof. Aus der Heldengedenkstätte im Dorfmittelpunkt wurde ein Ort der Mahnung auf dem Friedhof.

Seit alters bot der Lindenplatz den geeigneten Raum für die Feier der Zornheimer Kerb am letzten Sonntag im August. Zur Freude der Kinder wurde auf dem Lindenplatz ein Karussell aufgebaut. Zum ersten Mal ist ein solches für das Jahr 1894 belegbar. Zu dem Karussell gesellten sich im Laufe der Zeit eine Schiffschaukel, Los- und Wurfbuden sowie Stände mit Süßwaren. Ein weiterer Kerbebrauch ist das Errichten eines Kerbebaumes auf dem Lindenplatz.

Im Jahre 1905 erwarb die Gemeinde das Gehöft am Lindenplatz Nr. 1 und wandelte es in einen „Bullenstall“ um. In ihm wurden die „Faselochsen“ gehalten, die für die Besamung der Zornheimer Kühe sorgten. Der für die Pflege zuständige „Faselwärter“ erhielt als Teil der Entlohnung die Nutznießung der gemeindeeigenen „Ochsenäcker“. Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Vorhaltung von Faselochsen wegen der rückläufigen Milchviehhaltung und der Möglichkeit der künstlichen Befruchtung nicht mehr notwendig war, stand das Gehöft für eine neue Nutzung zur Verfügung.

Zunächst holte man die Obstsammelstelle, welche bisher in der beengten Hofreite der Schweizertalstraße Nr. 17 untergebracht war, an den zentralen Platz im Dorfmittelpunkt. Aber bereits Ende der 60er Jahre wurde der ehemalige Bullenstall den im Obstbau gestiegenen Anforderungen nicht mehr gerecht, sodass man die Sammelstelle 1969 in eine Halle an der Nieder-Olmer Straße verlegte.

Umgehend meldete die Freiwillige Feuerwehr ihr Interesse an dem wieder leer stehenden Gehöft, da sie damals eine adäquate Unterbringungsmöglichkeit für ihre ständig wachsenden Gerätschaften suchte. In Eigenleistung wurde das Gehöft abgerissen und durch eine Gerätehalle ersetzt, die 1971 im Rahmen der 1200-Jahrfeier Zornheims ihrer Bestimmung übergeben wurde.

Bereits zwei Jahrzehnte später wurde eine Erweiterung wegen Platzmangels notwendig. Es entstand in den Jahren 1993/94 das heutige Gebäude, in dem im Erdgeschoss vier Fahrzeugstellplätze und im Obergeschoss ein Schulungsraum mit Küche und Sanitäranlage untergebracht sind. An der Stirnseite wurde ein von dem Zornheimer Künstler Willi Zimmermann entworfenes Relief mit dem heiligen Florian angebracht.

Die bisher beschriebenen Veränderungen des Platzes beschränkten sich auf die Umgestaltung der öffentlichen Fläche, ohne bestehende Gebäude umzugestalten oder gar zu beseitigen. Dies änderte sich bei der Schaffung einer zentralen Begegnungsstätte im Ortskern, welche der gestiegenen Bevölkerungszahl und den hierdurch gewachsenen Anforderungen Rechnung tragen sollte. Hierfür reichte die Fläche des alten Lindenplatzes nicht mehr aus.

Bereits für die Errichtung der benachbarten Mehrzweckhalle mussten in den 70er Jahren zwei Gehöfte abgerissen werden und hinterließen an den zum Lindenplatz grenzenden Gebäuden Zwischenflächen mit Hinterhofcharakter. Es bot sich an, mit deren Beseitigung eine Neugestaltung des Lindenplatzes zu verbinden.

Im Jahre 2006 schuf man anstelle des Gehöftes Am Lindenplatz 2 eine Freifläche, welche in Erinnerung an die früher im Dorfgraben wachsenden Ulmen den Namen Ulmenplatz erhielt. Diese diente als Parkgelegenheit für Pkws, konnte aber ebenso für Open-Air-Veranstaltungen und als Standort von Festzelten genutzt werden.

An der Schnittstelle von Ulmen- und Lindenplatz folgte 2009 durch den ehrenamtlichen Einsatz der Ortsvereine der Bau des Ulmenplatzhauses, eines Multifunktionsgebäudes mit Küche, Kühlzellen, Sanitäreinrichtungen und Lager- sowie Besprechungsräumen.

Um die Voraussetzung einer großzügigen Gesamtlösung für das neue Dorfzentrum zu schaffen, erwarb die Gemeinde vier weitere Gehöfte (am Lindenplatz 4, 5 und 6, sowie Obere Pfortenstr. 2) und ließ alle darauf stehenden Gebäude niederreißen. Gleichzeitig entwickelte ein 2011 ins Leben gerufener Arbeitskreis Planungsvorschläge und Anregungen, auf welche die ausführenden Architekten zurückgreifen konnten.


Das 2015 neu gestaltete Dorfzentrum im Katasterplan von 1900 farblich markiert.
Das neu gestaltete Dorfzentrum von 2015 im Katasterplan von 1900.[Bild: Gottfried Kneib]

Da der Höhenunterschied zwischen Gemeindehalle und der Anbindung zum Mareuil-le-Port-Platz einen Höhenunterschied von ca. drei Metern beträgt, war es notwendig nutzbare ebenen Flächen zu schaffen und den Lindenplatz in einen oberen und unteren Bereich aufzuteilen. Beide Platzteile wurden mit Treppen verbunden, sind aber durch die umliegenden Straßen auch barrierefrei zu erreichen.

Zwei neue Bauelemente auf der oberen Ebene verdecken teilweise die lang gestreckte eintönige Wand der Gemeindehalle und rücken diese geschickt in den Hintergrund. Das eine Bauelement, ein Vereinshaus mit Backofen, kann als überdachte Bühne, Getränkeausschank oder Aufenthaltsraum genutzt werden. Das zweite besteht aus einem großen Pultdach und gewährt als Terrassenüberdachung Schutz für eine gastronomische Außenbewirtung.

Bei der Gestaltung des davor liegenden oberen Platzteils war wichtig, die 1990 gemeinsam mit der Partnergemeinde in Großrudestedt (Thüringen) gepflanzte Linde zu erhalten und mit weiteren Pflanzen Blickfänge und Raumteiler zu schaffen. Die Freifläche eignet sich nach der Umgestaltung für Veranstaltungen und Versammlungen aller Art. Schließlich bot sie auch den idealen Standort für den von der Familie Peter Eugen Eckes gestifteten und vom Speyerer Bildhauer Franz Müller-Steinfurth gestalteten Drei-Grazien-Brunnen, der seit der Einweihung des fertiggestellten Platzes im April 2015 mit seinen Wasserspielen die Attraktivität des neu geschaffenen Dorfzentrums steigert.


Der umgestaltete Lindenplatz mit Drei-Grazien-Brunnen bei der Einweihungsfeier 2015.
Einweihung des umgestalteten Lindenplatzes 2015[Bild: Alexander Sell]

Da die Bildmotive des Brunnens einen starken Bezug zum Wein und Weinbau haben, wurde auf der Verbindungsfläche zwischen unterer und oberer Platzebene ein kleiner urbaner Weinberg angelegt.

Im unteren Bereich schuf man einige Parkplätze. Diese werden zur Oberen Pfortenstraße hin von großen Spalierlinden abgegrenzt, welche exakt an der ehemaligen Straßenflucht gepflanzt wurden, um die ursprünglichen Standorte der ehemaligen Gehöfte festzuhalten.

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2. Der Röhrbrunnenplatz

In Nachbarschaft zur Pfarrkirche befindet sich der Röhrbrunnenplatz. Hier waren die wichtigsten Handwerksbetriebe für die Dorfgemeinschaft angesiedelt. Da sie sich im Gemeindebesitz befanden, besaßen sie Monopolstellung und wurden vom Schöffengericht besetzt. Erst kurz vor der Französischen Revolution gingen sie in Privatbesitz über.

Karte des Röhrbrunnenplatz im 18. Jh. mit beschrifteten Handwerksbetrieben der Dorfgemeinde.
Röhrbrunnenplatz im 18. Jh.[Bild: Gottfried Kneib]

Direkt neben der Pfarrkirche (heute: Restaurant „Zornheimer Weinstuben“) stand die Schmiede. Daneben folgte eine Bäckerei und an der Nordseite des Platzes das Haus des Gemeindehirten. Alle drei Einrichtungen wurden 1782 - kurz vor der Französischen Revolution - an Privatleute versteigert. Zugleich verlegte man damals aus Feuerschutzgründen die Schmiede von der Kirche weg in das Hirtenhaus, das seit der Einführung der Viehhaltung mit Stallfütterung seinen ursprünglichen Zweck verloren hatte. Im Hof der Bäckerei befand sich eine unterirdische Brunnenstube mit einer Gewölbedecke. An deren Stirnseite floss das Trinkwasser aus einem Rohr in ein Steinbassin. Nach der Verlegung der örtlichen Wasserleitung im Jahre 1902 wurde die Brunnenstube nicht mehr benötigt und 1920 an den Bäcker veräußert. Dieser ließ den Eingang vermauern. Das Gehöft des Bäckers wurde mit der Brunnenstube beseitigt, als man 1979 einen Zugang zu dem erweiterten Friedhof schaffen wollte.

Wohnhaus des Bäckers (links) u. vermauerter Eingang zur Brunnenstube (rechts in der Mauer)
Wohnhaus des Bäckers (links) u. vermauerter Eingang zur Brunnenstube (rechts in der Mauer)[Bild: Gottfried Kneib]

In der Mitte des Röhrbrunnenplatzes befanden sich ein Trinkbrunnen und eine Weede (Löschteich). Beide wurden seit der Schließung der Brunnenstube von einer Quelle an der Hahnheimer Straße gespeist, deren Wasser man unterirdisch unter der Oberen Pfortenstraße an der Kirche vorbeileitete. Das überschüssige Wasser lief durch die Weedflossgasse in den Kappesborter Graben. Nach Beseitigung der Weede im Jahre 1898 legte man ein unterirdisches Wasserbecken als Reservoir für die Feuerwehr an. Der Trinkborn wurde 2009 anlässlich der Neugestaltung des Platzes durch einen neuen Röhrbrunnen ersetzt.

ehem. Trinkborn[Bild: Firma Weiland]
Röhrbrunnen von 2009
Röhrbrunnen von 2009[Bild: Gottfried Kneib]

Am Übergang des Platzes zum Lindenplatz hin, errichtete man in den Jahren 1937/38 an der östlichen Sockelwand der Pfarrkirche ein monumentales Denkmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges. Mit der Ausführung wurde Carl Hoffmann aus Mainz beauftragt.

Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Kriegerdenkmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Machtdemonstration der Nationalsozialisten bei der Einweihung des Kriegerdenkmals 1938.
Machtdemonstration der Nationalsozialisten bei der Einweihung des Kriegerdenkmals 1938.

Die Einweihung nutzten die Nationalsozialisten zu einer Machtdemonstration. Auf ihren Antrag hin erhielt der Platz vor dem Denkmal damals den Namen Platz der SA.

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3. Der Platz an der Weede

An der ursprünglichen Hauptachse zwischen Ober- und Unterpforte plante man bei der Anlage der Gehöfte eine Verbreiterung ein, um darin eine sogenannte Weede anlegen zu können. Es dürfte kein Zufall sein, dass vier Mainzer Klöster die privilegierte Lage um diesen Löschteich als Standorte für ihre Gutshöfe auswählten.

Platz an der Weede im 18. Jahrhundert[Bild: Gottfried Kneib]

Die Weede, welche früher auch „die Schwemm“ genannt wurde, diente hauptsächlich als Wasserbecken für die Brandbekämpfung, wurde aber auch als Viehtränke genutzt. Sie hatte den Grundriss eines Trapezes. Die Einfassung aus Sandsteinplatten war auf der hinteren Seite mit einer fast 1 m hohen Mauer gegen das ansteigende Gelände geschützt. Das Wasser bedeckte eine Fläche von nahezu 100 m2. Unterirdische Dolen leiteten das überschüssige Wasser ab.

Im Jahre 1898 beschloss der Gemeinderat, die Weede zu beseitigen. Die Einfassungssteine wurden versteigert und die leerstehende Grube mit Erde ausgefüllt.

Seit 2013 dient der Platz als Parkplatz. Eine farbliche Kennzeichnung des Pflasters lässt noch Lage, Größe und Form der ehemaligen Weede erkennen.

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4. Der Mozartplatz

Bereits in der ersten Phase der Dorferweiterung Anfang der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts begnügte man sich nicht mit der Schaffung der unbedingt notwendigen Infrastruktur, sondern belebte den Mozartplatz mit einem Brunnen, dessen Gestaltung dem einheimischen Künstler Willi Zimmermann übertragen wurde.

Springbrunnenanlage mit Traubenfigur auf dem Mozartplatz.
Mozartplatz im Jahre 1971[Bild: Rudi Klos]

Dieser schuf in einer Springbrunnenanlage eine Traubenfigur. Inzwischen wurden die wasserführenden Teile durch Blumenbeete ersetzt.

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5. Der Mareuil-le-Port-Platz

An der Stelle des heutigen Mareuil-le-Port-Platzes stand seit dem Mittelalter das Rathaus der Gemeinde. Es wird erstmalig in einer Urkunde des Jahres 1333 mit der Bezeichnung „Dinghaus“ erwähnt, was so viel wie „Haus des Gerichts“ bedeutet. Spätere Urkunden nennen es auch „Klafhaus“, das heißt „Haus, in dem viel und laut geredet wird“.

Nach der Zerstörung des Gebäudes im Pfälzischen Erbfolgekrieg entstand um das Jahr 1730 ein Neubau, dessen Erdgeschoss aus Kalksteinen aus der Zornheimer Gemarkung und dessen Obergeschoss in Fachwerkbauweise errichtet wurde. Bekrönt war es von einem Krüppelwalmdach. Neben dem Sitzungssaal und dem Verwaltungszimmer des Bürgermeisters beherbergte es zeitweise auch einen Schulraum, eine Milchsammelstelle und einen Feuerwehrgeräteraum.

Wegen Baufälligkeit musste das Gebäude im Jahre 1968 abgerissen werden und gibt seitdem den Blick frei auf das 1729 erbaute Wohnhaus des ehemaligen Gutshauses der Mainzer Domherren. Seit 1862 war in ihm über ein Jahrhundert lang eine Bäckerei untergebracht. Die benachbarte Scheune des Hofgutes diente ursprünglich als Zehntscheune und wurde 1835 in eine Schule mit Lehrerwohnung umgebaut. Das Gebäude wurde mit dem alten Rathaus abgerissen und durch ein neues Rathaus ersetzt, in dem von 1968 bis 1991 die Gemeindeverwaltung untergebracht war.

Mareuil-le-Port-Platz mit dem Rathaus von 1968-1991 und dem ehem. Gutshof der Mainzer Domherren.[Bild: Gottfried Kneib]

Im Jahre 1984 folgte die Umgestaltung der entstandenen Baulücke. Da in diesem Jahr eine Partnerschaft mit der in der Champagne gelegenen Gemeinde Mareuil-le-Port begründet wurde, nannte man den neuen Platz Mareuil-le-Port-Platz. Zwanzig Jahre später wurde er neugestaltet und bildet seitdem die Verbindung vom Lindenplatz zum 1991 eingeweihten Gemeindehof.

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(Gottfried Kneib)

Nachweise

Verfasser: Gottfried Kneib

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Weiterführende Literatur:

  • Gemeinde Zornheim (Hg.): 1200 Jahre Zornheim: 771 - 1971. Beiträge aus der Geschichte der Gemeinde, Zornheim 1971.
  • Kneib, Gottfried: Zornheim. Geschichte eines rheinhessischen Dorfes. Zornheim 2016.
  • Weitere Literatur

Aktualisiert am: 11.05.2021