Goldhausen im Westerwald

Zur Geschichte von Ruppach und Goldhausen

[Bild: Liga Due CC BY-SA 4.0]

Wie andere »hausen-Orte« im Westerwald auch, könnte Goldhausen zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert entstanden sein.[Anm. 1] Genannt wird der Ort als Golthusen erstmals in einer Urkunde des Jahres 1294. Die Ursprünge des Ortes Ruppach lassen sich nicht näher eingrenzen. Er taucht im Jahr 1314 zum ersten Mal in der schriftlichen Überlieferung auf. Der Limburger Burgmann Werner vermachte am 1. Juli 1314 in seinem Testament Einkünfte in Höhe von 3 ½ Schilling Geld in Rupach den Chorherren des Stiftes St. Georg in Limburg.[Anm. 2] Im Jahr 1347 wird Ropach erneut erwähnt.[Anm. 3]

Durch die Gemarkungen von Ruppach und Goldhausen verlief eine Grenze, die Bedeutung im herrschaftlichen und kirchlichen Bereich hatte: »Ruppach diesseits der Bach« im Bereich des Hubengericht Potenhain (Grundherrschaft Hundsangen) war mit »Ruppach jenseits des Bachs« in der Grundherrschaft Meudt eng verzahnt.[Anm. 4]

Teile des Hubengerichts kamen im Jahr 1097 an das Stift Limburg. Es wurde aber nicht den dortigen Vögten des Stiftes unterstellt, sodass es wohl 1097 bereits in der Hand der späteren Herren von Merenberg war. Später oblagen die Rechte im Hubengericht lange Jahre den Herren von Nassau-Saarbrücken als Herren von Merenberg. Graf Wilhelm von Nassau-Saarbrücken belehnte im Jahr 1412 den Heinrich von Nassau mit einem Anteil am Hubengericht zu Potenhain und Ruppach.[Anm. 5] Im Jahr 1430 bestätigte Emmerich von Nassau, dass Philipp Graf zu Nassau und Saarbrücken ihn u.a. mit einem Teil des Hubengerichts zu Potenhain und Ruppach belehnt habe.[Anm. 6] Dieses Lehensverhältnis dauerte bis in das 16. Jahrhundert fort.[Anm. 7] 1446 belehnte Philipp Graf zu Nassau-Saarbrücken den Henne von Reifenberg u.a. mit dem halben Hubengericht zu Potenhain (Potenhane) und Ruppach (Rupach) sowie mit Anteilen am Zehnten zu Potenhain.[Anm. 8]

Als Hubenschultheißen in Ruppach sind nur einige wenige Namen bekannt. Im 16. Jahrhundert wird ein Henn Eln genannt, 1596 ein Johan Elen und 1652 ein Caspar Müller.[Anm. 9]

Trotz aller Versuche der Grafen von Diez, das Hubengericht Potenhain-Ruppach auszuschalten, hat es noch bis ins 17. Jahrhundert für Potenhain und Ruppach fortgedauert.[Anm. 10]

Zehntrechte in Ruppach

Zahlreichen Herren hatten in Ruppach und Goldhausen Anteile an den Zehnteinnahmen. So leitete die Grundherrschaft Hundsangen ihren Einfluss in Ruppach maßgeblich von Rechten am Zehnten ab. Auch die Waldboten von Waldmannshausen sind früh im Besitz von Zehntrechten zu Ruppach.[Anm. 11] Vom Zehnten auf der Hundsanger Seite verpfändeten die Waldboten von Vallendar 1347 und die von Ahlbach 1360 ihre Zehntanteile an die von Wildhagen. Seit 1367 werden Zehntrechte zu Pottenhain und Ruppach der Grafen von Nassau-Saarbrücken genannt, die sie an die Herren von Reifenberg verlehnt hatten.[Anm. 12] 1398 erhielt der Edelknecht Friedrich Waldbote von Pfaffendorf von Graf Eberhard von Katzenelnbogen einige Mannlehen, darunter die Lehen, die Ludwig Waldbote von Waldmannshausen von Graf Eberhard zu Lehen hatte, nämlich seinen Teil des Zehnten zu Ruppach.[Anm. 13] Im Jahr 1480 belehnte Heinrich Landgraf zu Hessen den Rulman Waldbote von Pfaffendorf u.a. mit den Zehnten zu Ruppach zu Mannlehen.[Anm. 14] Im Jahr 1497 zogen die von Nassau, 1525 die von Steinebach und 1525 bis 1564 die von Reifenberg Zehnten ein, 1786 auch die Grafen von Walderdorff. Auf der Meudter Seite fiel der Zehnte zu Ruppach 1525 je zur Hälfte den Frei von Dehrn und den von Reifenberg zu, 1786 allein den Freiherren von Esch.[Anm. 15] Im Jahr 1624 bestätigte Johann Henrich von Diez für seinen Sohn Philipp Jacob von Diez dem Erzbischof Philipp Christoph zu Trier die Belehnung mit den einst von Philipp Waltbote von Pfaffendorf innegehabten, nun, nach dem Tod des Melchior Waltbote von Pfaffendorff aber heimgefallenen Lehen, darunter u.a. der Zehnte zu Ruppach (Rupach).[Anm. 16]

Die Waldboten von Bassenheim, ein Stamm der Waldboten von Waldmannshausen, hatten geringen Besitz zu Goldhausen.[Anm. 17] Das Spital Montabaur besaß im Jahr 1525 einen Hof in Goldhausen. Vom Althof und Mittelhof bezog im Jahr 1525 der Pfarrer zu Meudt einen Teil seiner Einkünfte.[Anm. 18] Im Jahr 1786 wurde ein Teil des Zehnten zu Goldhausen der Pastorei Meudt übergeben.[Anm. 19] Gefälle in Ruppach besaß im 14. Jahrhundert das Kloster Seligenstadt und 1600 das Kloster Arnstein.[Anm. 20] Gefälle in Goldhausen fielen 1564 den Frei von Dehrn und den von Reifenberg zu. Seit 1600[Anm. 21] bis Ende des 18. Jahrhunderts verfügte die Abtei Arnstein über Grundzinsen in Montabaur und umliegenden Orten, darunter auch in Goldhausen und Ruppach.[Anm. 22]

Zur weiteren Geschichte von Ruppach und Goldhausen

Im Jahr 1476 werden Klagen des Ritters Heinrich von Nassau bekannt, der sich über Brandschäden zu Ruppach beschwerte, die die Grafen von Sayn verursacht hatten.[Anm. 23] Näheres zu diesem Brand ist leider nicht bekannt.

Im Jahr 1525 gab es in Goldhausen drei Höfe. Ein Hof gehörte zum Spital Montabaur, die beiden anderen Höfe waren dem Pfarrer von Meudt abgabepflichtig. Zur gleichen Zeit bestanden ebenfalls drei Höfe in Ruppach.[Anm. 24]

Bis zum Jahr 1564 gehörten Ruppach und Goldhausen zum Herrschaftsbereich der Grafen von Diez, Mit der Teilung der Grafschaft im Diezer Vertrag von 1564 kam das Kirchspiel Hundsangen an das Kurfürstentum Trier. Ruppach und Goldhausen waren nun bis zum Jahr 1802 Teil des trierischen Amtes Montabaur.[Anm. 25]

Mit der Auflösung des Trierer Kurstaates 1802 im Zuge der Politik des französischen Kaisers Napoleon, gehörte das Gebiet um Ruppach zunächst zur Herrschaft Nassau-Weilburg und wurde dann 1806 in das Herzogtum Nassau eingegliedert. Ruppach und Goldhausen wurden dem Amt Wallmerod zugeteilt. Das Amt war 1809 unter dem Namen Amt Meudt durch Abtrennung der vier nordöstlichen Gerichte vom kurtrierischen Amt Montabaur gebildet worden. Als der Sitz des Amts 1831 nach Wallmerod verlegt wurde, erhielt es den Namen Amt Wallmerod.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Anlage eines Steinbruchs u.a. auch in Goldhausen ins Auge gefasst.[Anm. 26]

Nach dem verlorenen Krieg von 1866 wurde Nassau durch das Königreich Preußen annektiert. Ruppach und Goldhausen wurden Teil der preußischen Provinz Hessen-Nassau.

Seit 1900 wuchsen die beiden Orte Ruppach und Goldhausen zusammen. Die Bereiche Kirche, Schule und Vereinsleben entwickelten sich fortan gemeinsam.

1932 wurden die Gemeinden Ruppach und Goldhausen vom Kreis Westerburg zum Unterwesterwaldkreis gezogen.[Anm. 27]

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges (1939-1945) wurden Ruppach und Goldhausen Teil des Landes Rheinland-Pfalz. Seit dem 7. Juni 1969 bilden die beiden Orte die Gemeinde Ruppach-Goldhausen. Mit der Gebiets- und Verwaltungsreform des Jahres 1974 wurde aus dem Unterwesterwaldkreis und dem Oberwesterwaldkreis der Westerwaldkreis gebildet, zu die Gemeinde Ruppach-Goldhausen seitdem gehörte.

Wüstung Altenfeld

Der Ort Altenfeld wird 1273 erstmals erwähnt. Im Gericht Meudt der Grafen von Diez wird die »Altenfelder Zech« 1525, 1564 und 1684 erwähnt.[Anm. 28] Der Ort selbst dürfte aber kurz nach 1564 von seinen Bewohnern verlassen worden sein. Seine Gemarkung ging in der von Ruppach auf.[Anm. 29]

Tongruben

Anfang des 19. Jahrhunderts werden erste Anträge auf Erteilung von Schürfscheinen auf Tonerde in den Gemarkungen von Niederahr, Goldhausen und Ruppach gestellt.[Anm. 30] Entsprechende Betriebe sind noch heute in und bei Ruppach-Goldhausen zu finden. Zu Beginn des Tonbergbaus wurde der Ton im Tagebau mit Hacke und Spaten gewonnen. Später wurde der Ton unter Tage durch Schachtanlagen gefördert. Ein solcher Förderturm steht heute noch, der den Namen Zukunft trägt. Heute wird der Ton wieder im Tagebau gefördert.

Nachweise

Verfasser: Stefan Grathoff

Erstellungsdatum: 10.01.2021

Literatur:

Anmerkungen:

  1. Gensicke, Landesgeschichte S. 12. Zurück
  2. HHStA Wiesbaden Best. 40 Nr. U 71. Zurück
  3. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  4. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  5. Gensicke, Landesgeschichte S. 96f. Zurück
  6. HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Nassau 1430 Juni 30. Zurück
  7. HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. Nassau 6. Zurück
  8. HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Reifenberg 1446 August 17; vgl. ebd. Nr. U von Reifenberg 37 zum Jahr 1488. Zurück
  9. Gensicke, Landesgeschichte S. 503. Zurück
  10. Gensicke, Landesgeschichte S. 97. Zurück
  11. Gensicke, Landesgeschichte S. 166 und S. 193. Zurück
  12. HHStA Wiesbaden Best. 121 Reifenberg 5-9. Vgl. ebd. Best. 3001 Nr. 16 fol. 328 zu 1412. Zurück
  13. HHStA Wiesbaden Best. Urk. 54 Nr. 633; Vgl. ebd. Best. Urk 54 Br. 801 von 1403. Zurück
  14. HHStA Wiesbaden Best. 170 I Nr. U 1831. Vgl. zu den Lehen der Waldboten von Pfaffendorf in Ruppach ebd. Nr. U 2066 zum Jahr 1489; Vgl. ebd. U 2433 zum Jahr 1501; Vgl. ebd. U 2972 zum Jahr 1516; Vgl. ebd. Nr. U 3738 zum Jahr 1542. Zurück
  15. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  16. HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Diez 1624 September 2 c. Zurück
  17. Gensicke, Landesgeschichte S. 219. Zurück
  18. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  19. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  20. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  21. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  22. HHStA Wiesbaden Best. 11 Nr. IVb 100a zur Zeit zwischen 1784 und 1802. Zurück
  23. HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. 1255 x, Zurück
  24. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  25. Gensicke, Landesgeschichte S. 250 und S. 447. Zurück
  26. HHStA Wiesbaden Best. 255/5 Nr. 36 zu der Zeit zwischen 1836 und 1859. Zurück
  27. Gensicke, Landesgeschichte S. 491. Zurück
  28. Gensicke, Landesgeschichte S. 457. Zurück
  29. Gensicke, Kirchspiele S. 319. Zurück
  30. HHStA Wiesbaden Best. 243 Nr. 686 zum Zeitraum 1818 bis 1823. Zurück