Hachenburg im Westerwald

Schlachten bei Altenkirchen und Kircheib im Juni 1796

Im Juni 1796 errichtete die französische Rheinarmee unter General Jean-Baptiste Kléber auf einem Bergsporn bei Buchholz ihr Westerwälder Hauptquartier. Von diesem strategisch günstigen Punkt aus rückte die französische Armee seit dem 4. Juni zu Feldzügen aus.
Das Hauptkorps der Truppen des Oberbefehlshabers der Kaiserlichen, Erzherzog Karl von Österreich, hatte zwischen Dierdorf, Altenkirchen und Hachenburg Stellung bezogen. General Kleber drängte die kaiserlichen Truppen über Weyerbusch nach Altenkirchen und Kroppach zurück. Im Verlauf dieser Operation kam es am 4. Juni 1796 bei Altenkirchen zu einer Schlacht.[Anm. 1] Die französische Armee unter General Jean-Baptiste Kléber siegte. Das saynische Schloss und die Stadt Altenkirchen wurden besetzt.
Der gesamte Wagenpark der Kaiserlichen wurde über Hachenburg und Freilingen bzw. Rennerod zurückgeschafft. Nur ein Teil der hessen-darmstädtischen Brigade wurde mit dem Auftrag zurückgelassen, dem von Weyerbusch über Hilgenroth heranrückenden feindlichen Heer, das zwischen der Nister und dem Wiedbach durchzubrechen drohte, den Weg zu versperren. Das erste Bataillon des darmstädtische Leibregiments marschiert deshalb über Giesenhausen in die sog. "Schafstallhecke", einem Walddistrikt bei Altenkirchen. Kaum hatten die Darmstädter ihre Stellung bezogen, griff die französische Reiterei an und besetzte Giesenhausen. Die Verteidiger der "Schafsstallhecke" mussten weichen. Bis auf 20 Schritte kamen die Franzosen heran. Die Darmstädter gingen mit gefälltem Bajonett vor. Es kam zum Handgemenge, das ebenfalls zu Ungunsten der Kaiserlichen ausging. Sie zogen sich über Altstadt, Freilingen und Steinebach auf die Lahnlinie zurück.[Anm. 2]
Bei diesem ersten Vormarsch der Franzosen dürften die Hachenburger das Blitzen und das Donnern der Kanonen über Altenkirchen gehört haben. Darüber hinaus mussten sie die zurückflutenden kaiserlichen bzw. vorrückenden französischen Truppenverbände erdulden. Nähere Einzelheiten hierzu sind allerdings bisher nicht bekannt.
Am 15. Juni unterlagen die Franzosen jedoch bei Wetzlar und zogen sich wieder in ihr Lager zurück. Für die nächsten Tage war der Rückzug nach Düsseldorf geplant. Die Folgen der Schlacht bei Kircheib (Uckerath) waren auch in Hachenburg zu spüren. Am 19. Juni 1796 griffen österreichische Truppen, das französische Lager bei Buchholz mit Kavallerie und Infanterie an, wurden jedoch zurückgeschlagen und von den Franzosen bis Kircheib verfolgt. Das Dorf, obwohl gut verteidigt, wurde von den Franzosen eingenommen, dann von einer Anhöhe aus von den Österreichern so heftig mit Artillerie beschossen, dass die Franzosen nach einem sich anschließenden längerem Infanteriekampf um die österreichischen Stellungen auf der Höhe zurückgeschlagen wurden. Die Franzosen hatten 1.500 Tote, die Österreicher 400 getötete Soldaten zu beklagen. 14.000 Österreicher hatten die überlegende Armee der Franzosen mit 24.000 Soldaten geschlagen. Der französischen Aufklärung waren schwere Fehler unterlaufen: einerseits gab sie die Zahl der Gegner mit 44.000 Soldaten an, andererseits entging ihr, dass die Österreicher ihre Artillerie auf der Höhe über Kircheib stationiert hatten.

Nach den Kämpfen begannen die Franzosen ihren großräumigen Rückzug. Kléber überschritt am 20. Juni bei Siegburg die Sieg und traf am folgenden Tag in Düsseldorf ein. Hinter dieser lapidaren Rückzugsmeldung, lässt sich nur erahnen, welche verheerenden Begleitumstände gerade ein Rückzug geschlagener Truppen für das Land haben mag.[Anm. 3]

Anmerkungen:

  1. Vgl. Jürgen Reusch: Die Schlacht bei Altenkirchen am 4. Juni 1796, in: Krieg im Westerwald, S. 43-47. Zurück
  2. Hachenburg und seine nähere Umgebung 1908, S. 34. Zurück
  3. Söhngen S. 395 ff.; Gensicke S. 19. Zurück