Hachenburg im Westerwald

Vom Hof Derschen zum Grünschen Hof in Hachenburg

Das Hofgut Derschen (Dersse) lag am "Distelberg" (Derschenberg, Destelsberg) im Bereich der heutigen Hachenburger Brauerei/Einmündung Rheinstraße.[Anm. 1] Es wurde wohl um 1300 von den Herren von Derschen als Lehen der Grafen von Sayn errichtet. Die Herren von Derschen werden seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in Hachenburger Quellen nicht mehr genannt. Sie scheinen das Land verlassen zu haben, ihr Hofgut dürfte an die Grafen von Sayn zurückgefallen sein.

Der Hof im Besitz der Familie von Heimbach

Im Jahr 1418 besaß Johann von Heimbach den Hof und das Land unterhalb des Hofes Dersse als saynsches Lehen. Johann verfügte bereits 1393 in Altstadt[Anm. 2] und 1404 in Hachenburg über Besitzungen.
1449 verschrieben Peter von Heimbach, Sohn des Johann, und seine Frau Agnes, den halben Hof Dersse ihren beiden Töchtern als Leibrente, da sie beide in ein Kloster eingetreten waren.[Anm. 3] Peter von Heimbach war 1449 noch an einem Hammer und einer Hütte in Weidenau beteiligt. Peters Söhne Ludwig und Johann von Heimbach waren vor 1475 mit der Hofstatt belehnt, auf der aber Heine von Luckenbach wohnte. Dann verkauften die von Heimbach ihren Hachenburger Besitz und zogen nach Köln, wo das Geschlecht noch im späten 16. Jahrhundert nachweisbar ist.[Anm. 4]

Andere Besitzer

Den Hof in der Derssen zu Hachenburg besaß 1520 Adam von Schelt genannt Lotter, der schon 1517 in Hachenburg wohnte. Seine Witwe Elisabeth Roiß von Werschau gab den Hof 1522 dem Grafen Johann von Sayn V. (reg. 1506-1529) zurück.[Anm. 5] Graf Johann überließ das damals als Wedumhof bezeichnete Gut der Bartholomäuskirche mit der Maßgabe, davon den Altaristen des Johannesaltars zu unterhalten. Der letzte Altarist, Wilhelm Steinebach, Sohn des Altenkirchener Schultheißen, ließ den Hof mit eigenen Mitteln wieder aufbauen. Zeitweise scheint er damals als Wilhelms-Hof bezeichnet worden zu sein.[Anm. 6] Graf Adolf (reg. 1560-1568) räumte ihm nach der Einführung der Reformation 1560 lebenslängliches Nutzungsrecht am Hof ein und erließ ihm auf Lebenszeit alle herrschaftlichen Abgaben. Damit entging der Hof dem damaligen Schicksal zahlreicher katholischer Güter, die einfach verkauft wurden. Doch auch der Graf wollte einen Vorteil aus dieser Abmachung ziehen. Denn nach dem Tod Wilhelms wurde versucht, das jetzt wieder als Wedumhof bezeichnet Gut, das als neu errichtet angesehen wurde, zu herrschaftlichen Abgaben heranzuziehen.[Anm. 7]

Ehemaliger Brenderhof

Der herrschaftliche Schultheiß Heinrich Brender, Sohn des saynschen Kanzlers Jakob Brender, erwarb im Jahr 1568 zusammen mit seiner Ehefrau Else den gräflich-saynischen Wedumhof. Ein Zerwürfnis mit dem Grafen Hermann (reg. 1568-1578) zwang Henrich Brender zum Verlassen der Grafschaft, wobei er seinen Hof, der nach seiner Familie Brenderhof genannt wurde, mit allen Besitzungen dem Erzstift Trier zu Lehen (Unterverlehnung) auftrug. Dabei handelte es sich aber um eine sog. Scheinbelehnung, die einzig zum Ziel hatte, den Besitz vor dem »Heimfall« an den Lehensherrn zu bewahren. Der Hof blieb tatsächlich im Eigentum Brenders, doch erst 1588/89 erhielt Heinrich Brender seine Güter offiziell von Graf Heinrich IV. (reg. 1579-1605) zurück. Der Brenderhof war, obwohl er außerhalb des Stadtbereiches stand, ein freier "Bürgersaß", d.h. der Inhaber brauchte den Grafen keine Herren- und Frondienste zu leisten, zu denen die anderen Amtsbewohner verpflichtet waren.[Anm. 8] 1594 ist Heinrich Brender immer noch als Inhaber des Brenderhofes genannt,[Anm. 9] danach schweigen die Quellen für geraume Zeit. Im Jahr 1681 soll Friedrich Langenbach das Anwesen erworben haben.[Anm. 10]

Grünscher Hof

Im Jahr 1694 ging der ehemalige Derscher Hof an Johann Wilhelm Grün aus Grävenwiesbach über. Er und seine Nachkommen standen in gräflichen Diensten. Der gräfliche Kanzleidirektor Detmar Heinrich Grün, der später geadelt wurde, war der Vater von Albertine von Grün (1749-1792). Albertine, das "Westerwälder Fräulein", lebte zwischen 1779 und 1789 auf dem Grünschen Hof, von 1791 bis zu ihrem Tod im Jahr 1792 aber im Stadthaus der Familie Grün, im sog. Beustschen Haus.
Auf dem Grünschen Hof wurde am 13. Februar 1807 der Oberreichsanwalt von Seckendorf geboren. Sein Vater war Mitglied der letzten saynschen bzw. nassauischen "Abwicklungsregierung", die 1807 Hachenburg verließ. Die Erben Grün verkauften 1831 den Hof.
Seit 1861 gehört das alte Hofgut zu den Verwaltungsgebäuden der Hachenburger Brauerei Schneider. Eine kleine Gedenktafel weist auf die Geschichte des Hauses hin. Die ältesten heute noch stehenden Mauern des ehemaligen Grünschen Hofes stammen aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert.[Anm. 11]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

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