Hachenburg im Westerwald

Die Glocken in der katholischen Kirche zu Hachenburg

Bis zum Bau des Kirchturmes über der ehemaligen Klosterpforte im Jahr 1906 hing eine Glocke im Dachreiter auf deem Langhaus.
Nach dem Bau des Kirchtumres fanden sich im Jahr 1908 Stifter für vier Glocken, die bei der Gießerei Otto in Hemelingen gefertigt wurden. Sie waren auf die Glocken der evangelischen Kirche (es, g, b) abgestimmt (des, es, f und as). Die Glocken wurden von der Pfarrgemeinde, dem St. Josefsverein, dem Marienverein und dem Aloysiusverein finanziert. Entsprechend erhielten die Glocken auch ihre Namen.
Im selben Jahr 1908 wurde auch die Uhr des Kirchturms installiert.
Weil sie künstlerisch wertvoll waren, blieben die Glocken im 1. Weltkrieg hängen, während die der evangelischen Kirche in den Schmelzofen wanderten.
Den 2. Weltkrieg dagegen überstanden die Glocken nicht. 1942 wurden zwei Glocken der katholischen Kirche demontiert und nach Korb transportiert, wo sie noch ein halbes Jahr auf dem Bahnhof herumstanden, bis sie dann ihre letzte Reise antraten.[Anm. 1]
1942 weilte der Uhrmachermeister Ludwig Bonn zur Kur in Hachenburg. Unter fast konspirativ anmutenden Umständen wurde mit Unterstützung des Bürgermeisters Volkmann und unter tätiger Mithilfe der Firma Schrupp-Müller, die wegen der rüstungsbedingten Metallknappheit notwendigen Eisenscheine besorgte, konnten am 29. August 1942 zwei neue Glocken bei einer Firma in Sachsen schriftlich bestellt werden. Das Glockenmetall sollte eine Mark pro Kilogramm kosten.
Als die Glocken dann kamen, wurden sie bei Nacht und Nebel in die Kirche transportiert, geweiht und noch am gleichen Tag im Turm installiert. Als die Gestapo davon erfuhr, leitete sie drei Wochen später Ermittlungen im Pfarrhaus ein, und belegte die beiden Hauptverantwortlichen Pfarrer Meister und Uhrmachermeister Ludwig Bonn mit einer Strafe in Höhe von 150 Mark. Das änderte aber nichts daran, dass die Glocken unverrückbar im Turm hingen.
Am 16.3.1967 wurden diese beiden Glocken von 1942 demontiert und nach Hommelsberg in die dortige Kapelle geschafft.
Die vier neuen Bronzeglocken, die in der Spezialgießerei Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher (Westfalen) gegossen wurden, sind in den Tönen des', es', F' und as' gestimmt.
Die große Glocke wiegt 2.080 kg und trägt Aufschrift "Gloria Dei". Die 2. wiegt 1.450 kg und hat die Aufschrift "Im Kreuz ist Heil". Sie dient als  Sterbeglocke und hat deshalb auch den beziehungsreichen Namen. Die dritte Glocke wiegt 1.000 kg  und hat die Aufschrift "Ave Maria". Die letzte Glocke wiegt 560 kg. Auf ihr wurde "Heiliger Josef, beschütze uns!" eingraviert. Diese vier Glocken wurden elektrisch geläutet und nicht wie bisher mittels eines Glockenseils.
Eingebuat und geweiht wurden die neuen Glocken im März 1967.[Anm. 2] Sie erklangen erstmals in der Osternacht, am 26. März 1967. Im selben Jahr wurde auch der Einbau einer elektrischen Uhr geplant, wegen fehlender Geldmittel aber verschoben.[Anm. 3]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Glücklicherweise ist das Geläute wenigstens auf einer Schallplatte festgehalten. Zurück
  2. Nach anderer Ansicht wurden sie erst im April montiert, hätten dann aber an Ostern nicht läuten können. Zurück
  3. Becker, katholische Pfarrei S. 115; WWZ vom 16.3.1967. Zurück