Hachenburg im Westerwald

Walkmühle – Knochenmühle – Schneidemühle am Rothenbach unterhalb Hachenburg

Eine Walkmühle stand schon 1343 am Rothenbach.[Anm. 1] Damals legte man im ersten Zunftbrief der Weber fest, dass man sich in der molen nicht gegenseitig behindern sollte. Diese Walkmühle, die sich nicht in der Hachenburger Stadtgemarkung, sondern in der Altstädter Gemarkung befand, kam von Hermann Eschmann an Johann von Heimbach und seine Ehefrau Katharina,[Anm. 2] deren gleichnamiger Sohn[Anm. 3] sie im Jahr 1444 an den Hachenburger Bürger Jakob Ferber verkaufte. Da die Mühle außerhalb der Stadtgemarkung stand, bestätigte das zuständige Landgericht vor der Hohen Pforte diesen Kauf.[Anm. 4]
Im Jahr 1617 wurde ein Weiher angestaut, der an wasserarmen Tagen genutzt werden konnte. Als Johan Wilhelm Grün den Brenderhof erwarb, veränderte er den Wasserlauf zu dem dortigen Weiher. Dagegen legten die Hachenburger Wollweber 1696 Beschwerde ein. Die Kanzlei forderte Grün auf, die Missstände zu beheben. Als dieser nicht darauf reagierte, griffen die Wollweber zur Selbsthilfe. Dafür wurden sie von der Kanzlei bestraft.[Anm. 5]
Die Walkmühle am Rothenbach musste 1760 repariert werden, da während des Siebenjährigen Krieges französische Truppen sie beschädigt hatten. Im gleich Jahr wird sie nochmals genannt, als sich die Wollweberzunft über Schäden an der Walkmühle und an einem Tuchrahmen beklagte, der vor der Mühle stand.[Anm. 6]
Nach der Auflösung der Wollenweberzunft wurde der Betrieb der Walkmühle eingestellt.
Die Reste der Mühle und die Wasserrechte gingen an Heinrich Daniel Klein aus Hachenburg über. Am 10. Januar 1823 erteilte die herzoglich-nassauische Landesregierung in Wiesbaden Klein die Konzession, eine Knochenmehlfabrik anlegen zu dürfen.[Anm. 7] Seine Erben verkauften das Anwesen 1853 an Heinrich Schütz, Müller in der Nistermühle. Dieser betrieb sie als Knochenmühle weiter. Nachdem Knochenmehl nicht mehr gefragt war, baute Schütz die Mühle nach 1866 in eine Mahl- und Schneidemühle um. Seine Witwe veräußerte die "Altstädter Mühle" an Jacob Brenner, der eine Holzhandlung und Zimmerei dort einrichtete. Neben dem Mühlengebäude standen früher die Gebäude einer Färberei, die um 1830 dem Johann Philipp Lorsbach gehörten. Die Familie Brenner kaufte dieses Anwesen hinzu, das bis nach dem 2. Weltkrieg in ihrem Besitz blieb. Heute dient das Mühlengebäude als Wohnhaus, der alte Mühlengraben ist als aufgeschütteter Damm noch zu erkennen.[Anm. 8]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Söhngen S. 10. Nach Trautmann, Hachenburger Mühlen wechselte sie damals bereits zum 3. Mal den Besitzer. Zurück
  2. Söhngen S. 320. Zurück
  3. Am 7.11.1393 wird die Walkmühle des Johann von Heimbach und seiner Ehefrau Ymel in Altstadt genannt (Brommer, Inventar S. 5 Nr. 12). Zurück
  4. Söhngen S. 320. Vgl. Escher-Apsner/Hirschmann Bd. 2, S. 241; Vom Leben S. 115. Zurück
  5. HHStAW Abt. 340 Nr. 4751 zum 13.6.1696. Zurück
  6. Söhngen S. 385. Zurück
  7. HHStAW Abt. 222 Nr. 522. Zurück
  8. Henninger, Herzogtum (1853) S. 716. Zurück