Hachenburg im Westerwald

Johann Heinrich Helt (1625/1630-1650)

Johann Henrich Helt (geb. vor 1600) war der erste bekannte Stadtschreiber Hachenburgs. Erstmals genannt wird er im Jahr 1625/26, als er einige Schriftstücke für den Grafen anfertigte.[Anm. 1] Ob er damals schon offizieller Stadtschreiber war, ist nicht sicher, da in diesem Jahr auch Christian Optichtius für die Stadt als Schreiber tätig war. Erst 1630 ist Johann Henrich Helt sicher als Hachenburger Stadtschreiber bezeugt.[Anm. 2]
Der Stadtschreiber wurde vom Bürgermeister und Rat der Stadt angestellt, erledigte für die Stadt sämtliche Briefschaften und dokumentierte Schatzungs- und Steuerlisten.[Anm. 3] Er wurde von der Stadt bezahlt, verfügte aber auch über Nebeneinnahmen. So schrieb er nebenbei auch Kirchen- und Almosenrechnungen.[Anm. 4]
Er fungierte gleichzeitig als Stadtarchivar.[Anm. 5] Johann Henrich Helt war zudem der erste, der versuchte, eine Stadtchronik als Handbuch zu schreiben. Er gab seinen Aufzeichnungen den Titel: Enchridium oder Richtige Registratur über die Stadt Hachenburg Recht und Gerechtigkeit, nebst  richtiger Annotation unterschiedlicher denckwürdiger Geschichten und begebenheidten, der lieben posterität zu guter Nachricht mit allem fleiß, theilß auß der Statt Hachenburg richtigen original Documenten gezogen, theilß selbsten observirt und dießes richtig zu beschreiben angefangen vonn Johann Henrich Helten, zur Zeidt Stattschreibern zu Hachenburg, den 24ten Junij Anno 1633.
Da die Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) auch Hachenburg heimsuchten, war Helt bemüht, sämtliche Nachrichten aus alten Urkunden zu sammeln, um sie für die Nachwelt zu erhalten. Offensichtlich glaubte man die Originale, die in der Schöffenkiste im Rathaus am Alten Markt aufbewahrt wurden bzw. in einem Archivraum lagerten, bedroht. Leider haben Helts Aufzeichnungen über die damaligen Ereignisse in Hachenburg, auf die er in Dokumenten des Öfteren verweist, die Zeiten nicht überdauert. Johann Henrich Helt starb zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt im Jahr 1650.
Helt hatte das Enchridium (Encheridion) nicht beenden können. Einer seiner Nachfolger setzte das Buch fort, aber nicht in Helts Sinne. Er schrieb 1679, dass er nur das, was für die Hachenburger Freiheiten wichtig sei, eingetragen habe. Alles andere wolle er in einer separaten Chronik zusammenstellen und der Hachenburger Stadtschreiberei anvertrauen. Auch diese Chronik muss, wenn sie je geschrieben wurde, heute als verloren gelten. Auf den hinteren Seiten des erhaltenen Enchridiums sind nur noch belanglose Streitereien vermerkt, die Hachenburg mit der Obrigkeit oder benachbarten Gemeinden hatte. Stadtschreiber Engelbert Heydhaußen hat das Buch am 17. September 1706 mit dem Satz beendet: "Dieses Buch dient nur einem Bürgermeister oder Rat, der es täglich zur Hand nehmen müsse, weshalb es Enchridium-Stammbuch genannt sei."[Anm. 6]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Söhngen S. 78. Zurück
  2. Er ist am 24.4.1630 Viceprator und Stadtschreiber (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 104), ebenso 1631/32 (Söhngen S. 81). Zurück
  3. 1751/52 wurde der Zoll an Markttagen vom Stadtschultheißen und Stadtschreiber erhoben (Söhngen S. 141). Zurück
  4. Söhngen S. 64f. zu 1594/95. Zurück
  5. Der Stadtschreibereid (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 42); vgl. Gensicke, Geschichte S. 47. Zurück
  6. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9; Söhngen S. 81f. Zurück