Hachenburg im Westerwald

Apotheke in Hachenburg

Hachenburger Apotheker im 16. und 17. Jahrhundert

Ein Heinrich Seibert, der gelegentlich auch nur Heinrich Apotheker genannt wird und anscheinend aus Hachenburg stammte, wirkte von 1596 bis 1617 als Apotheker in Hachenburg.[Anm. 1] Er wurde von der Herrschaft angeworben und bezahlt.
Die direkten Nachfolger Heinrich Seiberts sind unbekannt.
Im Jahr 1668 wurde Johann Philipp Hertlin (Hartlin) mit der Auflage als Apotheker bestellt, eine Apotheke zu eröffnen. Als Amtsapotheker war er von allen bürgerlichen Lasten befreit.[Anm. 2] In der Amtsapotheke, die damals wohl schon am Markt stand, gab es nicht nur Arzneimittel. Als man 1696 die Fenster des Schlosses in Bleiweiß streichen wollte, kaufte man das Blei, damals Bestandteil so mancher Salbe, beim Apotheker. Hertlin genoss 1680/81 als Bürgermeister hohes Ansehen und war noch 1697 als Apotheker in Hachenburg tätig. Sein Apothekerlehrling Enspeler, der aus Hachenburg stammte, aber nach seiner Ausbildung als Hofapotheker in Neuwied arbeitete, übergab der reformierten Gemeinde seiner Heimatstadt Hachenburg 1729 eine fromme Stiftung.[Anm. 3]

Apotheker Schumacher 1733-1748

Seit dem 31. Dezember 1733 wird Apotheker Schumacher als bestellter Apotheker in Hachenburg genannt. Am 1. Dezember 1735 unterschrieb Burggraf Georg Friedrich seine Konzession, unter der Voraussetzung, dass er die Apotheke auf eigene Kosten führe. Mit dem Privileg von 1735 durfte er sich nunmehr Hof- und Landapotheker nennen. Sein Arbeitgeber stellte gewisse Anforderungen an ihn, die er nicht immer erfüllen wollte. Am 1. Mai 1738 wurde beklagt, er habe sich angemaßt, in Anwesenheit des Landphysikus Dr. Schrey Patienten Medikamente zu verordnen. Dies dürfe er schließlich nur, wenn Dr. Schrey krank oder verhindert sei.
Die Apotheken im Land wurden in regelmäßigen Zeitabständen von Fachleuten einer fachlichen, hygienischen und organisatorischen Prüfung unterzogen. Die damals geltenden Bestimmungen waren gar nicht so weit von denen entfernt, die wir auch heute noch kennen. Eine solche Visitation erfolgte am 25.8.1739 in der Hachenburger Apotheke des Johann Henrich Schuhmacher. Die beiden Prüfer, Kanzleirat Loewe und Dr. Schrey, stellten fest, dass die Apotheke gut geführt sei, die Medikamente in der Apotheke und in der Materialkammer gut verwahrt und in ausreichender Menge vorhanden waren. Bei einer erneuten Visitation am 17. Juli 1748 bemängelten die beiden Ärzte Wirths und Forst teilweise verdorbene Medikamente, vor allem aber die fehlerhafte und missverständliche Kennzeichnung.[Anm. 4]

Johann Henrich Burchard (Burchhardt, Burkhard) 1765 -1796

Im Jahr 1769 warfen Patienten dem Hofapotheker Johann Heinrich Burchhard vor,[Anm. 5] Medikamente überteuert angeboten zu haben. Das deshalb in Auftrag gegebene Gutachten der medizinischen Fakultät in Tübingen mochte den Vorwurf nicht stützen.[Anm. 6] Auch eine Visitation am 15. Dezember 1773 erbrachte keine Beanstandungen.[Anm. 7] Allerdings gab es schon damals Verteilungskämpfe im Medizinalwesen. Am 3. Mai 1774 bat Burchard als Hof-, Stadt- und Landapotheker zunächst um die Bestätigung seiner Privilegien. Gleichzeitig wollte er aber den Chirurgen verbieten lassen, Arznei- und Verbandsstoffe herzustellen.[Anm. 8]
Als der Apotheker Burchard[Anm. 9] im August 1796 verstarb, wurde ein Gutachten hinsichtlich der Monopolstellung der Hachenburger Apothekerstelle angefertigt. Man argumentierte, Burchard habe kein eigentliches Monopol im merkantilistischen Sinn gehabt, sondern bei seiner Anstellung lediglich eine Zusicherung bekommen, dass niemandem sonst der Verkauf von Medizinalwaren erlaubt sei. Diese Zusage galt also nur für seine Person. Die Regierung war demnach nicht geneigt, die Apotheke an die Erben des Verstorbenen weiterzugeben. Gleichzeitig wurde erwogen, auch den Ärzten den Betrieb einer Apotheke zu erlauben.[Anm. 10]

Apotheken im 19. Jahrhundert

Als Nachfolger Buchards wurde am 30. August 1796 der Apothekergeselle Friedrich Ludwig Otto Wilkens von der Herrschaft eingestellt. Er geriet aber schon wenig später wegen einer Medikation in Streit mit dem langjährigen Arzt und Landphysikus Dr. Vogler.[Anm. 11] Noch im Jahr 1796 soll Johann Friedrich Freudenberg, Schwiegersohn des verstorbenen Burchard, die burchardsche Apotheke übernommen haben.
Nach dem Ende der selbständigen Grafschaft Sayn 1799 waren verschiedene Apotheker in Hachenburg tätig. Bekannt sind 1799 Johann Christoph Weißmann aus Weikersheim, 1803 Friedrich Stammel aus Porte-Dauphin, 1804 Herr Holzapfel aus Rottenburg am Neckar, 1805 Konrad Heinrich Kraemer aus Rauschenberg, 1808 Herr Rupprecht aus Nürnberg, 1813 Herr Grosman aus Biedenkopf und schließlich 1815 der cand. pharm. Vogler jun.[Anm. 12] Die Amtsapotheke Clemens Thon, die im Einwohnerverzeichnis von 1931 genannt wird, soll der Anzeige nach im Jahr 1796 privilegiert worden sein.

Apotheke Vogler 1799-1831

Nach dem Streit mit Apotheker Wilkens hatte Burggraf Johann August am 18. Oktober. 1796 dem Arzt Dr. Vogler gestattet, eine zweite Apotheke in Hachenburg zu eröffnen. Zu gravierend war der langjährige Streit,[Anm. 13] den Vogler mit dem Apotheker führte, da beide Medikamente herstellten.[Anm. 14]
Beim Regierungswechsel 1799 wurde die Apotheke am 19. August 1799 durch Fürstin Isabella von Nassau im Beisein ihres Ehemanns Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau dem Hof-, Stadt- und Landarzt Dr. Vogler bestätigt. Sie beruhe, so hieß es, auf einem Privilegium, das Burggraf August von Kirchberg noch am 18. Februar 1799 erlassen hatte.
Doch da es nicht anging, dass die Apotheke von einem Medizinalbeamten geführt wurde, musste Dr. Vogler seine Apotheke verkaufen. Sie wurde am 14. März 1818 von einem Verwandten des Medizinalrates, dem Apotheker Johann Henrich Carl Vogler, übernommen, er dann am 20. Juli 1818 zum Apotheker des Medizinalbezirks Hachenburg mit dem Titel eines Medizinalrats ernannt wurde.[Anm. 15] Als Amtsapotheker bekam er kein Gehalt, sondern rechnete nach festen Gebühren ab.[Anm. 16] Nach dem Tod des Apothekers Vogler am 9. März 1831, verkauften seine Erben die Apotheke an den Kandidaten der Pharmazie Georg Mergler aus Lorch.

Apotheke Georg Mergler 1831-1898

Mergler war bis dahin Provisor der Apotheke in Idstein gewesen. Nachdem er die Prüfung als Apotheker bestanden hatte, wurde er am 27. Juli 1831 zum Amtsapotheker ernannt.[Anm. 17] Im Jahr 1869 folgte ihm sein Sohn Wilhelm Mergler in der Stelle nach,[Anm. 18] der noch im Jahr 1900 als Apotheker bezeugt ist.[Anm. 19] Weiterhin wurden in regelmäßigen Zeitabständen die Apotheken einer Kontrolle unterzogen.[Anm. 20]
Im Jahr 1848 soll zusätzlich zur Amts-Apotheke am Alten Markt die Einhorn- und die Victoria-Apotheke eröffnet worden sein.[Anm. 21] Über ihre Geschichte ist bisher nichts weiter bekannt.

Amtsapotheke

Die Amtsapotheke (später nur noch Apotheke genannt) befand sich viele Jahre im Haus an der Ecke Perlengasse/Alter Markt. Die Apotheke wurde dort Anfang/Mitte der 1960-er Jahre aufgegeben. Das Haus bzw. seine Besitzerin waren "ins Gerede" gekommen. Angeblich wurde dort "fröhliche" Feste gefeierte.[Anm. 22]
Damals wurde die neue Amtapotheke in der Wilhelmstraße 2 am Neumarkt eröffnet. Das Haus "Amtsapotheke Dr. Bellersheim" gehörte 1989 Marianne von Saint-George. Der Schriftzug der Familie befindet sich heute noch über dem Haupteingang.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Er starb 1621 bzw. kurz zuvor (Gensicke, Geschichte S. 53). Zurück
  2. Gensicke, Geschichte S. 53. Zurück
  3. Gensicke, Geschichte S. 53; Söhngen S. 133. Zurück
  4. Alles HHStAW Abt. 342 Nr. 449. Zurück
  5. Er scheint eine Apotheke im "Weißen Ross" am Markt bzw. im benachbarten "Haus Bohle" unterhalten zu haben. Zurück
  6. HHStAW Abt. 342 Nr. 448 vom 17.3.1769. Zurück
  7. HHStAW Abt. 342 Nr. 449. Zurück
  8. HHStAW Abt. 342 Nr. 446. Zurück
  9. Als man 1775 die Hachenburger Stadtkirche neu erbaute, stiftete Apotheker Burchard 26 Taler und 60 Kreuzer zu den Baukosten (Söhngen S. 269.) Zurück
  10. HHStAW Abt. 340 Akten 4520 fol. 4-6. Zurück
  11. HHStAW Abt. 342 Nr. 443 vom 29.9.1796. Zurück
  12. Alles HHStAW Abt. 342 Nr. 443. Zurück
  13. Schon am 18.11.1782 wird der Streit zwischen dem Apotheker und Dr. Vogler bekannt (HHStAW Abt. 342 Nr. 448). Zurück
  14. HHStAW Abt. 342 Nr. 444. Zurück
  15. Er musste, um die Anstellung in Hachenburg zu bekommen, erst eine staatliche Prüfung ablegen (HHStAW Abt. 210 Nr. 3569). Zurück
  16. HHStAW Abt. 405 Nr. 3138. Zurück
  17. HHStAW Abt. 210 Nr. 3569. Zurück
  18. Mit Erbvertrag vom 24. November 1869 (HHSTW Abt. 405 Nr. 3138). Zurück
  19. HHStAW Abt. 405 Nr. 3138. Zurück
  20. Diese teilweise sehr detaillierten Visitationsprotokolle, die eine Fundgrube für Medizinhistoriker darstellen, sind aus den Jahren 1871, 1873, 1894, 1897 und 1900 erhalten (HHStAW Abt. 405 Nr. 3138). Zurück
  21. Pfeifer, Apothekenverhältnisse S. 83; Gensicke, Geschichte S. 53; Hachenburg und seine nähere Umgebung 1908. Zurück
  22. Befragung Henning Schneider (StAH N-03) Zurück