Hachenburg im Westerwald

Baumeister

Aufgabe der Baumeister, die vom Stadtrat ausgewählt wurden,[Anm. 1] war es, auf die Einhaltung der Stadtgerechtigkeit zu achten.
Städtische Baumeister werden erstmals 1421 erwähnt.[Anm. 2] Ihre Pflichten im Rahmen des Gemarkungsschutzes[Anm. 3] und der Viehwirtschaft[Anm. 4] werden immer wieder aufgezählt. Im 16. Jahrhundert hatten die Baumeister auch Aufgaben im Finanzwesen[Anm. 5], beaufsichtigten Arbeiten an der Stadtmauer,[Anm. 6] kümmerten sich weiterhin um die Viehwirtschaft[Anm. 7] und übernahmen Tätigkeiten in der Holzverwaltung. Während des "großen Sterbens" 1612/13 ließen die Baumeister Holz schneiden, daraus Särge zimmern und verkauften diese an die Bürgerschaft.[Anm. 8] Die Baumeister des 17. Jahrhunderts[Anm. 9] kümmerten sich wie in der Zeit davor noch um die beiden Herden der Stadt[Anm. 10] und zu dieser Zeit auch um die illegale Einfuhr von Spirituosen[Anm. 11] Im 18. Jahrhundert waren die Baumeister[Anm. 12] für den Forst zuständig,[Anm. 13] verantworteten die Fleischbeschau[Anm. 14] und gehörten 1728 zu den Aufsichtspersonen im Rahmen der Brandbekämpfung. Im Rahmen dieser Ordnung mussten die Baumeister mit ihren Schlüsseln die Häusern öffnen, in denen Leitern, Haken und Eimer aufbewahrt wurden, und sollten Laternen herbeischaffen. Dann sollen sie zum Brandherd gehen und die Bevölkerung dirigieren. Die Feuerleitern sollen von den Baumeistern alle Zeit in gutem Zustand erhalten und uff der halle verwahrt werden. Die Baumeister haben dafür zu sorgen, dass die Feuerhaken in der Schaar verwahrt sind und die Ledereimer in der Schaar verwahrt bleiben[Anm. 15]. Am 7. März 1749 wurde von Baumeistern und Spritzenmeister die große Spritze ausprobiert.[Anm. 16].
1729/1730 betätigte sich Baumeister Meurer sogar als "Stadtschreiber" und schrieb die "Stadt-Ordonantz" ab.[Anm. 17] Im April 1730 führten die Baumeister Aufsicht im städtischen Brauhaus.[Anm. 18]
Eine der Hauptaufgaben der Baumeister war es, sich um öffentliche Bauten in der Stadt zu kümmern[Anm. 19] und den Straßenbau.[Anm. 20]
Mit dem Ende der selbständigen Grafschaft Sayn 1799 verschwand auch das Amt der Baumeister.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Stadtregiment vom 1.5.1470 (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 fol. 3ff.) Vgl. Söhngen S. 429ff. den Baumeistereid; Gensicke, Geschichte S. 47. Zurück
  2. LHAKo Best. 620 Nr. 2506 = Brommer, Inventar S. 7 Nr. 22. Zurück
  3. 1489 mussten die Baumeister die Schützen nach dem Schützenfest zu einem Essen einladen, wofür sie von Bürgermeister Konz Steuffenburg Geld aus der Stadtkasse erhielten (Hachenburger Schützen einst und jetzt S. 15; Söhngen S. 342). Zurück
  4. Am 2. Juni 1507 war der Baumeister zugegen, als die Hammel auf der Weide zum Schlachten gekennzeichnet wurde (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 22f.). Zurück
  5. In der Stadtordnung von ca. 1570 kam dem Baumeister die Aufsichtspflicht über die städtische Zollkiste zu (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 24ff.). Zurück
  6. Früher oblag die Bauaufsicht dem städtischen Schultheißen. 1591/92 beaufsichtigte der Stadtbaumeister Jost Frautzen wichtige Arbeiten an der Stadtmauer (Söhngen S. 60). Als 1594/95 die Niederpforte repariert wurde, stellten die Baumeister Jost Frautz und Velten Meister Arndt von Streithausen dafür an, die Pforte zu beschlagen (Söhngen S. 64). Zurück
  7. 1591/92 besichtigten die Baumeister Johann Heitsch und Jakob Geilrodter im Herbst die "Eckern", in die die Schweine zur Mast getrieben wurden. Sie waren auch an der Einstellung der Hirten beteiligt (Söhngen S. 61). 1607 waren die Baumeister immer noch mit dabei, wenn die Schlachthammel auf der Weide mit dem Eisen gekennzeichnet wurden (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 22ff. = Söhngen S. 199). Zurück
  8. Söhngen S. 70. Zurück
  9. Am 5.4.1660 werden die beiden Baumeister Joh. Freudenberger und Hans Wilhelm Rölich genannt (HHStAW Abt 360 Hachenburg Nr.3). Zurück
  10. 1664 legten die dazu bestimmten Baumeister Hans Gerhardt Kohl und Johannes Freudenberg mit Hilfe einiger Bürger fest, wo genau die Hirten der beiden Herden hüten sollten (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 fol. 157f.). Zurück
  11. Am 23.7.1694 gebot die gräfliche gemeinschaftliche Kanzlei dem Bürgermeister und den Baumeistern solche Händler anzuzeigen, die trotz Verbot Fruchtbranntwein in der Stadt einführten (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.3). Zurück
  12. 1734/325 waren Elben und Rheining Baumeister (Söhngen S. 130). Am 30.10.1779 pachteten der Baumeister Zeppenfeld und Herr Kramer die Tränke für jährlich 3 Gulden 6 Kreuzer (Söhngen S. 169). 1792 waren Kil. Bierbrauer und Friedrich Müller Stadtbaumeister (Söhngen S. 181). 1793 wurden Wiederstein und Freundenberg Baumeister (Söhngen S. 182). 1799 waren Rudolph und Bierbrauer Baumeister. Rudolph besorgte die Kriegssachen (Söhngen S. 190). Zurück
  13. Wenn den Bürgern das jährliche Brennholz angewiesen wurde, ging der Bürgermeister mit dem Oberförster und den beiden Baumeistern in den Wald zur Besichtigung (Söhngen S. 150 zum Jahr  1759). Sie durften Holz ohne Zustimmung des Bürgermeisters und des Stadtrates nicht verkaufen (Baumeistereid HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 39). Zurück
  14. 1720 sind die Baumeister für die Fleischschau bei den Metzgern verantwortlich (Söhngen S. 3410f.). Zurück
  15. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 46ff. Zurück
  16. Söhngen S. 140f. Zurück
  17. Dafür erhielt er am 30.8.1729 eine Sondervergütung (Söhngen S. 129). Zurück
  18. Sie waren für die Kontrolle der gebrauten Biermenge sowie für die Bewachung der Anlage verantwortlich (HHStAW  Abt. 340 Nr. 1188t.). Zurück
  19. Im Jahr 1740/41 hatte der Baumeister im Rahmen der Reparatur am Stadtbrunnen die Aufsicht beim Verlegen der Röhren. Als der Brunnen fertig war, wurde er von den Baumeistern und dem Kanzleidirektor besichtigt (Söhngen S. 135). Im Auftrag des Stadtmagistrats sollte der "geschworene Stadtzimmermann" Besichtigungen der Stadtgebäude vornehmen und notwendigen Holzreparaturen (Stämme, Bretter) schätzen (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 59). Zurück
  20. Als 1753/54 der "Neue Weg" nach Altstadt angelegt wurden, hatten die Baumeister die Bauaufsicht (Söhngen S. 144). Zurück