Quirnbach im Westerwald

Zur Geschichte von Quirnbach

Dorfmitte von Quirnbach[Bild: El tommo CC0]

Der Ort »Quirenbach« wird erstmals 1462 bei einer Aufzählung der Lehen, welche die Herren von Heddesdorf vom Stift St. Florin in Koblenz zu Lehen hatten, in einer Schriftquelle erwähnt.[Anm. 1] Der Ort dürfte aber wesentlich älter sein. Wie andere »-bach-Orte« im Westerwald auch, dürfte Quirnbach spätestens vor 600 gegründet worden sein. Der Ortsname könnte mit dem althochdeutschen Wort »quierna« für »wassergetriebene Mühle« zusammenhängen, und demnach »Mühlbach« bedeuten. Der Ortsname wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte von Quirenbach über Querenbach zu Quirnbach.

Innerhalb der Gemarkung Quirnbach bildete der Kleine Saynbach eine Grenze. Der Gemarkungsteil südlich des Kleinen Saynbaches gehörte wohl zu dem 959 beschriebenen Zehntbezirk von Humbach-Montabaur des Stifts St. Florin in Koblenz.[Anm. 2] Im Jahr 1311 lag Quirnbach im Kirchspiel Helferskirchen innerhalb des Amtsbereichs Montabaur. 1463 war Quirnbach wie Nordhofen, Vielbach und Mogendorf Bestandteil der Grundherrschaft Helfenstein.[Anm. 3]

Dietrich IV. Herr von Runkel (1409-1460) heiratetet Anastasia von Isenburg-Wied (ca. 1403-1429), Erbtochter des Johannes II. von der Isenburg-Wied (ca. 1382-1454). Über sie erbte er 1454 den isenburg-wiedischen Anteil an Burg und Herrschaft Isenburg, sowie an Grenzhausen, Alsbach und der Herrschaft Arenfels. Die betreffenden Teile der Herrschaft Runkel und der Herrschaft Isenburg-Wied wurden damit vereinigt. Darunter befand sich auch das Kirchspiel Nordhofen, zu dem Quirnbach damals gehörte.[Anm. 4] Später war Quirnbach bis zum Jahr 1760 Teil des Kirchspiels Nordhofen in der Grafschaft Wied-Neuwied und wurde zwischen 1760 und 1806 dem Amt Grenzhausen zugewiesen.
Unterhalb der Ortsherrschaft der Grafen von Wied verfügten auch etliche andere Geschlechter über Rechte im Ort und in der Gemarkung Quirnbach. Die Adligen von Staffel nannten in Quirnbach einen Hof ihr Eigen, der 1467 an die vom Freiherren Stein zu Nassau fiel. Im Jahr 1527 verfügten Johann Graf zu Wied, Herr zu Runkel und Isenburg sowie Johann Graf zu Sayn, Herr zu Homburg über Leibeigene in Quirnbach.[Anm. 5]

Bei den politischen Umwälzungen nach der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen und der damit einhergehenden Änderungen wurde Quirnbach ab 1806 dem Amt Selters im Herzogtum Nassau eingegliedert. Seit 1867 war Quirnbach Teil des preußischen, ab 1945 des rheinland-pfälzischen Unterwesterwaldkreises.[Anm. 6]

Die Zehntverhältnisse im Dorf spiegeln die Tatsache wider, dass mehrere Herren Rechte in Quirnbach hatten. So erklärten die Einwohner des Dorfes anlässlich eines Streites um Zehntrechte, dass im Jahr 1618 ein Ritter Reichwin ihnen vor über 300 Jahren den Zehnten in und um das Dorf geschenkt habe.[Anm. 7] Über Zehntrechte verfügten auch die Grafen von Wied,[Anm. 8] Der Hauptteil des Zehnten südlich des Kleinen Saynbaches stand bis 1802 dem Stift St. Florin in Koblenz zu. Nördlich des Baches sind 1772 die Freiherren vom Stein zu Nassau als Zehnherren belegt. Auch die Herren von Heddesdorf, die Zehntantaile vom Stift St. Florin zu Lehen trugen, haben zumindest zeitweise über Zehntanteile in Quirnbach verfügt.[Anm. 9] Am 1. Oktober 1772 wurde der Zehntbezirk des Stiftes St. Florin begangen und neu abgesteint.[Anm. 10] der sog. »Dreiherrenstein«[Anm. 11], der die Hoheitszeichen von Kurtrier, Sayn-Hachenburg und Wied-Neuwied trug, erinnerte lange an die alte Landesgrenzen.[Anm. 12]

Seit 1815 war J. W. Sauer Schultheiß in Quirnbach. Das Schultheißenamt, seit 1848 das Bürgermeisteramt, blieb durch drei Generationen in seiner Familie, bis August Sauer 1922 sein Amt aus Altersgründen niederlegte. Er hatte 37 Jahre lang seinen Dienst versehen.[Anm. 13]

Eine Mühle, die dem Ort seinerzeit seinen Namen gab, ist noch 1822 bezeugt. Sie wurde damals als »Stelzsche Mühle« bezeichnet.[Anm. 14]

Im Jahr 1906 ging der erste Telefonanschluss ans Netz, am 2. August wurde Quirnbach an das Elektrizitätsnetz angeschlossen. Im Jahr 1922 war der Bau der Wasserleitung vollendet.

Ob schon in früheren Zeiten Kinder in Quirnbach unterrichtet wurden, ist nicht überliefert. Am 6. Dezember 1821 wurde aber die seit 1760 bestehende Schule verkauft und am 9. März 1928 mit dem Neubau der noch erhaltenen Schule begonnen. 1964 besuchten die Kinder die neu in Betrieb genommene Volksschule in Quirnbach.[Anm. 15]

Am 26. März 1868 wurde der Friedhof in Quirnbach eingeweiht. Bis dahin hatten die Quirnbacher ihre Verstorbenen an der Kirche in Nordhofen begraben.

Der 2. Weltkrieg war auch in Quirnbach zu spüren. Im nahen Ebernhahn kam es am 11. März 1945 zu einem verheerenden Bombenabwurf durch die Alliierten.[Anm. 16] Durch Panzerbeschuss brannte die Scheune der Familie Hummerich aus.[Anm. 17]

Im Jahr 1949 wurde eine Dreschhalle errichte. Diese wurde 1978 zur Hammelberg-Halle umgebaut. 1958 erfolgte der Bau des Dorfgemeinschaftshauses.

Seit 1972 ist Quirnbach Teil der Verbandsgemeinde Selters und des Westerwaldkreises.

Nachweise

Verfasser: Stefan Grathoff

Literatur:

Erstellt am: 18.11.2020

Anmerkungen:

  1. HHStA Wiesbaden Best. 121 Heddesdorf 1-2. Zurück
  2. Markovic, Verbandsgemeinde S. 100f. Zurück
  3. Gensicke, Landesgeschichte S. 157 und 179/180. Zurück
  4. Vogel, Beschreibung des Herzogtums Nassau S. 256 und 686. Dies betraf ebenso die Kirchspiele Grenzhausen, Rückeroth und den Bann Selters. Zurück
  5. HHStA Wiesbaden Best. 11 U 787; ebd. Best. 340 Nr. U 12735; ebd. Best. 2 Nr. 1001. Zurück
  6. HHStA Wiesbaden Best. 360/430. Zurück
  7. HHStA Wiesbaden Best. 171 W 1486; Markovic, Verbandsgemeinde S. 100. Zurück
  8. HHStA Wiesbaden Best. 241 Nr. 947. Zurück
  9. HHStA Wiesbaden Best. 121. Zurück
  10. HHStA Wiesbaden Best. 338 Nr. VIII b 14. Zurück
  11. An ihn erinnert noch heute der Weg »Zum Dreifürstenstein« im nahen Niederdorf Zurück
  12. Markovic, Verbandsgemeinde S. 100f. Zurück
  13. Markovic, Verbandsgemeinde S. 100. Zurück
  14. HHStA Wiesbaden Best. 211 Nr. 14781. Zurück
  15. Markovic, Verbandsgemeinde S. 100. Vgl. HHStA Wiesbaden Best. 211 Nr. 14319 und ebd. Best. 405, Nr. 28824. Zurück
  16. Greifendorf, Kriegsschauplatz S. 68. Zurück
  17. Markovic, Verbandsgemeinde S. 101. Zurück