Sessenhausen im Westerwald

Zur Geschichte von Sessenhausen im Westerwald

Sessenhausen von oben[Bild: Wolkenkratzer CC BY-SA 4.0]

Sessenhausen ist wohl, wie andere -hausen-Orte im Westerwald auch, in der Zeit zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert entstanden. Als Keimzelle des späteren Dorfes kann man eine Siedlung annehmen, die von einem »Sasso« gegründet bzw. geleitet wurde.[Anm. 1]

Erstmals genannt wird Sessenhausen in den Jahren 1227/28, als die beiden Niederadligen Conrad und Dietrich sich nach ihrem Herkunftsort Sasinhusin benannten.[Anm. 2] Der ursprüngliche Ortsname Sasinhusin wandelte sich im Laufe der Zeit, über Sassenhusen (1486), Sachsenhausen (1689) und Sassenhausen (1754 ), bis schließlich 1758 der Ortsname in der heutigen Form vorkommt.[Anm. 3]

In den Jahren 1304/1310 wird eine ehemalige Fernstraße erwähnt, die von Bendorf über Engers bzw. Vallendar nach Stromberg, dann weiter über Nauort, Alsbach, Deesen und Sessenhausen nach Herschbach führte.[Anm. 4]

Sessenhausen gehörte ursprünglich zum Herrschaftsbereich der Trierer Erzbischöfe und wurde von diesen als Lehen an die Herren von Isenburg-Grenzau gegeben. Diese bezogen im Jahr 1287 als Zehnteinkünfte in Sessenhausen.[Anm. 5]
Bei der Teilung der Herrschaft Grenzau 1304/1310 blieb Sessenhausen bei der Herrschaft Grenzau, lag aber genau auf der Trennungslinie, die Isenburg-Grenzau von Isenburg-Arenfels schied.[Anm. 6]
Bei einer weiteren Teilung der Herrschaft Grenzau kam Sessenhausen mit dem Zehnten zu dem Teil, der von Salentin V. von Isenburg (1368-1419) regiert wurde. Dieser hatte durch seine Heirat mit Adelheid von Isenburg-Arenfels den größten Teil des Arenfelser Erbes an sich gebracht.[Anm. 7]

In Sessenhausen verfügten mehrere Herren über Rechte. So hatte die Grafschaft Sayn Leibeigene, die in Sessenhausen wohnten.[Anm. 8] Vor allem hatte Sayn Zehntrechte in Sessenhausen erworben. Am 6. August 1416 bestätigte Salentin Herr zu Isenburg-Grenzau, dass er von seinem Neffen, dem Grafen Gerhard I. zu Sayn (1378-1419) drei Teile des großen und kleinen Zehnten zu Sessenhausen im Kirchspiel Marienrachdorf als Mannlehen empfangen hat. Weiter wurde mitgeteilt, dass ein weiterer Zehntanteil in der Hand des Johann von Heimbach war.[Anm. 9] Bereits in den Jahren 1377 und 1472 und auch später 1536, 1600 und 1654 sind saynische Zehntrechte in Sessenhausen belegt,[Anm. 10] die immer wieder einmal Anlass zu Streitigkeiten zwischen den beiden Grafenhäusern boten.

Nachdem 1439 die mittlere Grenzauer Linie erlosch, fielen deren Besitzungen an die jüngere Linie der Herrschaft Isenburg-Grenzau.[Anm. 11] Im Jahr 1664 starb diese Linie aus und Sessenhausen fiel als heimgefallenes Lehen an Kurtrier zurück. Bis zuletzt hatten die Isenburger einen Teil des Zehnten in Sessenhausen bezogen.[Anm. 12]

Das Dorf gehörte zunächst zum Kirchensprengel Nordhofen und wurde 1444 dem isenburgischen Kirchspiel und Gericht Marienrachdorf zugeordnet.[Anm. 13] Als Mitte des 16. Jahrhunderts das isenburgische Amt Grenzau eingerichtet wurde, wurde Sessenhausen wohl diesem Amt zugeteilt, zumindest wurden zwischen 1552 und 1554 die isenburgischen Zehnten im Ort  von diesem Amt vereinnahmt.[Anm. 14]
Unter kurtrierischer Herrschaft kam Sessenhausen 1664 zum Bezirk des Amtes Herschbach. 16 Lehen zu Sessenhausen gehörten zum Finanzbereich dieses Amtes.[Anm. 15]

Nach dem Ende des Trierer Kurstaates 1802 im Zuge der Besetzung der Rheinlande durch französische Truppen und den politischen Umwälzungen unter Napoleon Bonaparte, wurde Sessenhausen im Jahr 1806 dem Herzogtum Nassau (1806-1866) zugeteilt und gehörte ab 1817 zum Amtsbezirk Selters. Nach der Annexion Hessen durch das Königreich Preussen, kamen das Kirchspiel Marienrachdorf und damit auch Sessenhausen im Jahr 1866 an das Königreich Preußen. Sessenhausen wurde Teil des 1867 neugebildeten Unterwesterwaldkreises (seit 1974 Westerwaldkreis), der 1947 Teil des neuen Bundeslandes Rheinland-Pfalz wurde.
Im Jahr 1972 bildete man die Verbandsgemeinde Selters. Seitdem ist Sessenhausen ein Ort dieses Verbundes.[Anm. 16]

Die Sessenhausener betrieben überwiegend Landwirtschaft, verdienten aber auch - oft im Nebenberuf - als Wirte, Krämer, Maurer, Schneider, Schuhmacher und Steinhauer ihr Geld. Um 1500 und 1630 wurde eine Mühle und 1628 eine Ölmühle betrieben.[Anm. 17]

Mitten im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wohnten 1637 nur noch 2 Familien im Ort. Erst nach dem Krieg nahm die Bevölkerung wieder zu. 1785 gab es 44 Häuser, 1787 lebten 356 Personen im Ort. Im Jahr 1826 wurden 352 Einwohner in 76 Familien gezählt. Mitte des 19. Jahrhunderts setzte aufgrund der schlechten Wirtschaftslage und der häufigen Versorgungsschwierigkeiten in vielen Ländern des Reiches ein große Auswanderungswelle ein. Solche Auswander gab es auch im Herzogtum Nassau. Häufiges Reiseziel war Amerika. Auch zahlreiche Anwohner von Sessenhausen machten sich im Jahr 1852 auf den Weg, um ein besseres Auskommen in der Fremde zu finden. Gleichwohl lebten 1866 wieder 579 Menschen im Ort, 1982 betrug die Einwohnerzahl 613, die in 252 Haushaltungen lebten.[Anm. 18]

Am Abend des 10. Januar 1805 fing in Sessenhausen die Scheune des Georg Michel Feuer. Die Flammen sprangen auf das Wohnhaus über. Als der Brand gelöscht werden konnte, waren die Scheune und der obere (hölzerne) Teil des Wohnhauses völlig zerstört.[Anm. 19]

Im 19. Jahrhundert und teilweise auch noch in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren zahlreiche Sessenhausener Einwohner alljährlich als sog. Landgänger auf Wanderschaft, um in anderen Regionen des Reiches Handelsware zu verkaufen. In Tragekörben boten sie u.a. keramisches Geschirr aus dem Kannenbäckerland sowie Strohhüte feil.[Anm. 20] Den Landgängern wurde im Ortswappen ein bleibendes Denkmal gesetzt.

In den Jahren 1839/40 wurde eine Schule mit Baumschule und Ökonomiegebäude errichtet. Die alte Schule wurde 1958 geschlossen. Im Jahr 1960 konnte eine neue Schule eingeweiht werden.[Anm. 21]

Nachweise

Verfasser: Stefan Grathoff

Literatur:

Erstellt am: 06.12.2020

Anmerkungen:

  1. Gensicke, Landesgeschichte S. 13 und 15. Zurück
  2. Markovic, Verbandsgemeinde S. 126. Zurück
  3. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff. Zurück
  4. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff.; Gensicke, Landesgeschichte S. 25f. Zurück
  5. Gensicke, Landesgeschichte S. 293. Zurück
  6. Gensicke, Landesgeschichte S. 294. Zurück
  7. Gensicke, Landesgeschichte S. 304. Zurück
  8. HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. U 12565 b zum Jahr 1514. Zurück
  9. HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. U 10338 a. Im Jahr 1520 verkaufte Peter von Heimbach Zehntanteile in Sessenhausen an den Ritter Godert von Irmtraut (HHStA Wiesbaden Best. 121 Nr. U von Irmtraut 1520 Juli 22. Zurück
  10. HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. U 10236 a, Nr. U 11562, Nr. U 12650 a, Nr. 4949 und Nr. 508 b. LHA Koblenz Best. 149 Urkunde Nr. 79 zum Jahr 1536. Zurück
  11. Aus dem Jahr 1536 ist ein Weistum der Gerechtsame der Herren von Isenburg zu Sessenhausen überliefert (HHStA Wiesbaden Best. 114 Nr. U 16 Abschrift des 18. Jahrhunderts). Zurück
  12. HHStA Wiesbaden Best. 340 Nr. 5009; Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff.; Gensicke, Landesgeschichte S. 396. Zurück
  13. Gensicke, Landesgeschichte S. 454f. Zurück
  14. Gensicke, Landesgeschichte S. 390. Zurück
  15. Gensicke, Landesgeschichte S. 394. Zurück
  16. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff. Zurück
  17. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff. Zurück
  18. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff. Zurück
  19. HHStA Wiesbaden Best. 151 Nr. 1540. Zurück
  20. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff. Zurück
  21. Markovic, Verbandsgemeinde S. 125ff. Zurück