Hachenburg im Westerwald

Hachenburger Rezepte

Hachenburger Ischel

Jedes Jahr zur Kirmeszeit findet das "Ischel-Essen" statt. Das Essen hat eine lange Tradition und Geschichte. In den Jahren 1635 und 1636 herrschten im Hachenburger Land Krieg und Hunger. Von überall her kamen die Menschen, um sich hinter den Mauern der Stadt in Sicherheit zu bringen. So fanden Flüchtlinge aus Hattert, Berod, Bellershof und von anderen Orten in Hachenburg Unterschlupf. Das Landvolk kam mit seiner sämtlichen Habe und dem Vieh in die Stadt. Schnell waren sämtliche Vorräte aufgebraucht, sodass eine große Hungersnot in der Stadt herrschte. In diesem Jahr soll es besonders viele Igel gegeben haben, die dann in den Kochtöpfen der darbenden Menschen landeten. Nach Hachenburger Mundart sind Igel "Ischel". Zum Gedenken an diese Jahre der Not wurde fortan alljährlich zur Kirmeszeit (und am Katharinenmarkt) der "Hachenburger Ischel" zubereitet.[Anm. 1]

Zutaten für 10 Personen:
1 ¾ - 2 kg Hackfleisch (2/3 Rind- und 1/3 Schweinefleisch); 4-5 dicke Zwiebeln; Pfeffer; Salz; Wasser. (Für 10 Personen)

Das Hackfleisch muss mit vier sehr fein geschnittenen Zwiebeln, Gewürzen, und einem Schuss Wasser gut durchgeknetet werden.
Etwa 200 g schwere Hackfleischbälle formen und in der Pfanne kräftig von beiden Seiten anbraten, dabei stets begießen. Im vorgeheizten Backofen auf 180 Grad ca. 15 Minuten mit zwei kleingeschnittenen Zwiebeln nachgaren. Die im eigenen Saft gedünsteten Zwiebeln werden zusammen mit dem Hachenburger Ischel serviert. Dazu wird ein kühles Hachenburger Bier getrunken.
Und nicht vergessen: Eier und Brötchen (oder gar Paniermehl) bleiben den schnöden Frikadellen vorbehalten – allemol! Der "Hachenbörger" kann deshalb nicht als "kleiner Ischel" durchgehen, denn er  besteht aus Brötchen, Frikadelle und einem Salatblatt.[Anm. 2]

Der Sechsouerns

Bauhandwerker arbeiteten früher im Tageslohn und bei den Kunden in voller Kost. Wer ein Haus baute, musste seine Arbeiter gut verpflegen. War das Essen in Ordnung, fiel auch die Qualität der Arbeit zufriedenstellend aus. Notgedrungen nahm man es hin, wenn das Essen zu spät serviert wurde oder nicht üppig genug ausfiel. Eins durfte damals aber nicht fehlen. Um 18 Uhr musste der Sechsouerns ausgeschenkt werden. Das geschah nach einem bestimmten Ritus, der älteste Handlanger war der Mundschenk. Das erste Gläschen bekam der Meister, und dann wurde streng nach der dem Alter die Reihe gehalten. Meistens bekam der Lehrling nichts. Auch in anderen Berufen, etwa bei den Holzfällern, war der Sechsouerns üblich.
Es gab verschiedene Geschmäcker, man trank Klooren, woanders Kümmel, der mit Rum oder Doppelkümmel oder Pfefferminz vermischt wurde.
Wer den Sechsouerns nicht servierte, konnte nicht erwarten, dass die Arbeiter zufrieden arbeiteten und schon mal Überstunden machten.[Anm. 3]

Hachenburger Detsch

Zutaten: 10-12 dicke Kartoffeln, 2 Eier, 1 dicke Zwiebel, ½ Pfund durchwachsener Speck, 3 Esslöffel Haferflocken, Paniermehl, Butter oder Schmalz, Salz und Muskatnuss.

Und so wird's gemacht: Kartoffeln reiben, auf ein Haarsieb schütten und austropfen lassen. Die Zwiebeln ebenfalls reiben, mit dem kleingeschnittenen Speck und den Haferflocken vermengen, dann mit Salz und mit etwas Muskat würzen. Tiegel oder Auflaufform mit Butter oder Schmalz einfetten, Bodenfläche und Wände leicht mit Paniermehl bestäuben. Den Teig einfüllen und im vorgeheizten Bachofen bei ca. 200 Grad 1 -1 ½ Stunden garen.

Neujorsch

Neujorsch werden zum 1. Januar gebacken. Benötigt werden Hefeteig, ¾ Liter Milch, ½ Weizenmehl und ½ Roggenmehl, 1 Tütchen Aniskörner. Der Teig wird ausgerollt, mit einer Kaffeetasse ausgestochen und auf einem Blech im Backofen bei 250 Grad gepackt. Das Ganze wird mit Zuckerwasser abgepinselt.

Westerwälder Hering

Neben der Schwarzwaldforelle und dem Oberpfälzer Karpfen wird nun bald auch der Westerwälder Hering (Clupea harengus westerwaldensis) als regionale Spezialität in Deutschland anerkannt. Die Schutzgemeinschaft "Westerwälder Hering" e.V. soll ihren Sitz in Hachenburg nehmen. Der Westerwälder Hering hat seine Laichgründe in den stehenden Gewässern der Westerwälder Seenplatte, die im 17. Jahrhundert eigens zur Fischzucht angelegt wurden. Vor allem über die Flüsse Wied und die Sayn unternimmt er weite Wanderungen zum Rhein und seinen Nebenflüssen, so erreicht er das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz. Clupea harengus westerwaldensis ist der einzige Hering, der auch im Süßwasser vorkommt. Er ist ausdauernd, kältetolerant und neigt zur Schwarmbildung. Zusammen mit heimischen Weinen genossen, gilt er unter Kennern als Leckerbissen.[Anm. 4]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind bis auf weiteres nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Birk Rezepte S. 73 und 109. Zurück
  2. WWZ vom 25.9.1998. Zurück
  3. Heuzeroth, Sechsouerns. Zurück
  4. Sportangelverein Limburg 1909 e.V., unter: www.sav-limburg.de vom 13.2.2009. Zurück