Hachenburg im Westerwald

Finanzielle Probleme der Stadt Hachenburg in Krisenzeiten

Die Finanzen der Stadt Hachenburg während des Dreißigjährigen Krieges

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) waren die Finanzen der Stadt so zerrüttet, dass die Stadtoberen mehrfach gezwungen waren, Geld aufzunehmen. So lieh sich die Stadt 1622 bei Johan Wilfeldt aus Bacherach 300 Taler. 1623 borgte sich die Stadt 1.500 Gulden, Koblenzer Währung, bei dem Ehrenbreitsteiner (Philippsthaler) Bürger Jakob Bierbreuer. Mit diesem Geld war sie in der Lage, die Kosten der Einquartierung fremder Soldaten zu bestreiten. Doch das Geld gab es nicht umsonst. Die Stadt musste 6 Prozent Zinsen für das geliehene Kapital aufbringen.[Anm. 1]
Bei einem Bankier Pannaquit in Koblenz waren zur gleichen Zeit 1.200, bei einem reichen Bauern namens Zeiler in Haard 300 Taler aufgenommen worden.[Anm. 2]
Im Jahr 1625 hatten sich die Schulden der Stadt auf 43.000 Gulden (Rädergulden) aufgetürmt, nicht eingerechnet das, was noch letztlich bei den Franzosen ufgegangen.[Anm. 3] In "normalen" Jahren betrugen die Ausgaben der Stadt jährlich etwa 250-300 Gulden. 1632 beliefen sich ihre Ausgaben auf 7.200 Reichstaler,[Anm. 4] ohne dass auf der Einnahmeseite eine Steigerung vermerkt werden konnte. Ganz im Gegenteil: Die Einnahmen sanken im verheerenden Krieg dramatisch.
Der gleichfalls "geldklamme" Graf auf der Burg nahm Privatpersonen in Anspruch, um sich Geld zu leihen. So borgte er sich, wie früher schon die Stadt, Geld bei Jakob Bierbreuwer in Ehrenbreitstein und bei Johann Schampanjer, Bürger und Handelsmann in Koblenz. Als Sicherheit verpfändete der Graf nicht eigene Einkünfte, sondern er gab einfach städtische Einkünfte preis. Bürgermeister Henrich Kopf und der Stadtrat waren ahnungslos. Sie bemerkten das schamlose Vorgehen des Grafen erst, als Schampanjer sein Geld von der Stadt zurückforderte. Daraufhin legten die Stadtoberen am 30. März 1628 und am 30. Mai 1628 heftigen Protest gegen das gräfliche Vorgehen ein,[Anm. 5] Hachenburg war wegen der umfangreichen Sachleistungen, die im Rahmen der Holsteinischen Einquartierung von ihr gefordert wurden kaum in der Lage, die fälligen Zinsen aufzubringen. Umso weniger konnte die Stadt auf irgendwelche Einkünfte verzichten. Die Unterhandlungen mit Schampanjer zogen sich bis nach Ende des Krieges 1648 hin.[Anm. 6]
Am 9. September 1643 beschwerte sich die Stadt bei Bischof Franz Wilhelm von Osnabrück (er hatte 1636 die Stadtherrschaft übernommen) über verschiedene Punkte, vor allem über die finanziellen Lasten der Stadt, die angesichts der gewaltigen Kriegsanleihen der ehemaligen Bürgermeister Dencker und Röpper dramatisch seien.[Anm. 7] Man habe sich - so die Stadt weiter - Geld borgen müssen (sog. Ottensteinische Schuldforderung), um die städtischen Verbindlichkeiten begleichen zu können. Der Bischof machte es sich in seinem Antwortschreiben vom 19. September 1643 einfach: die Anleihen seien nun einmal notwendig gewesen. Er riet der Stadt, doch einfach die Steuern zu erhöhen.
Aus der Stadtrechnung vom 1. Mai 1675 erfährt man, dass verschiedene Kapitalien, die während des "Großen Krieges" aufgenommen worden waren, immer noch nicht zurückgezahlt waren. So schuldete die Stadt Arnt Röpper noch Gelder, die mit 5 Prozent verzinst waren. Die Zinslast der Stadt betrug mehr als 163 Gulden. Am 30. Juni 1674 wurde das 1623 bei Schampanjer in Philippsthal (Ehrenbreitstein) geliehene Kapital mit 600 Gulden zurückgezahlt. Bürgermeister, Schultheiß und Stadtknecht brachten das Geld persönlich an den Rhein.[Anm. 8]

Stadtfinanzen im 18. Jahrhundert

Obwohl die Stadt gemäß ihrer Freiheitsbriefe außerhalb des Stadtgeschehens (Markt, Bußgelder, Wetten, Strafgelder) von landesherrlichen Geldforderungen befreit war, tauchen zwischen 1706/07 und 1769 Militärgelder (Milizgelder), zwischen 1729/30 und 1767/68 Kreisgelder und in der gleichen Zeit auch Kammergerichtsgelder regelmäßig in den Stadtrechnungen auf. Diese Steuern mussten an die Herrschaft abgeführt werden.[Anm. 9] Seit 1772 wurden mehrfach Kontributionsgelder gefordert. Zwischen 1781 und 1798 sind Zahlungen an die herrschaftliche Kommissariatskasse in den Stadtrechnungen erwähnt,[Anm. 10] womit nicht näher spezifizierte Kriegskosten mitfinanziert wurden.
Während das bei den Gemeinden einkassierte Militärgeld der Verteidigung des Landes dienen sollte, ist das Kreisgeld als eine Gebühr für die Infrastruktur des Landes zu verstehen. Kammergerichtsgelder waren eine Abgabe, mit der das Reichskammergericht – damals in Wetzlar – finanziert werden sollte.
Gemäß den Freiheitsbriefen war die Stadt von Landsteuern und landesherrlichen Schatzungen befreit. Davon ausgenommen waren die Türkensteuer und Reichssteuern. So wird es Mitte des 17. Jahrhunderts im "Enchridium" verbrieft.[Anm. 11]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Brommer, Inventar S. 65 Nr. 163 vom 24. Juni 1623. Zurück
  2. Rötich, Geschichte Hachenburg o.S. Zurück
  3. Hachenburg war von März bis Mai 1625 von französischen Soldaten besetzt (Söhngen S. 76). Zurück
  4. Rötich, Geschichte Hachenburg o.S. Zurück
  5. Söhngen S. 80; HHStAW Abt. 340 zum 20./30. Mai 1628. Zurück
  6. Söhngen S. 80. Zurück
  7. 1642 hatte sich die Witwe des verstorbenen Bürgermeisters Dencker an die Regierung "der Herrschaft Hachenburg" gewandt, um ihren Mann gegen den Vorwurf, die Stadt leichtfertig in Schulden gestürzt zu haben, in Schutz zu nehmen. Er habe nur ausgeführt, was der Rat angeordnet habe (Söhngen S.90). Nach der Stadtrechnung des Bürgermeisters Hans Urban Grün (Rechnungsjahr 1643/44) waren Zinsen an Jakob Bierbrauer in Philippsthal (Ehrenbreitstein) zu zahlen (Söhngen S. 87). Zurück
  8. HHStAW 369 Hachenburg Nr. 3; Söhngen S. 105. Zurück
  9. Söhngen S. 129ff. Zurück
  10. Mit Ausnahme des Jahres 1792. Zurück
  11. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 1-21. Zurück