Mainz in Rheinhessen

Der Mainzer Eisenhandel

Eisenturm[Bild: Martin Bahmann]

Der Eisenhandel spielte sich vor dem Eisenturm ab. Eisen war im Mittelalter ein wichtiges Handelsgut und wurde zur Herstellung von Rüstungen und Schwertern sowie mannigfaltigen Gerätschaften benötigt.

Das im Hafen ankommende Eisen musste gegen Entrichtung einer Gebühr auf der Eisenwaage gewogen werden. Die Waage stand im Kaufhaus, wurde aber im Bedarfsfall im Hafen aufgestellt. An der Eisenwaage war ein geschworener Eisenwieger [mehr...] beschäftigt. Aus ihrem Eid, den sie den Kaufhausherren leisten mussten, erfährt man Näheres über ihre Tätigkeit.

Zunächst sollte der Wieger Einheimischen wie  Auswärtigen jeweils 120 Pfund Eisen pro Waagegang wiegen. Sollte eine Waagelast schwerer sein, musste er überzählige Pfunde mit einem spitzen Hammer unten an die wiedt markieren (Streiche anbringen). Machte die Waagelast weniger als 120 Pfund aus, sollte er in gleicher Weise für jedes Pfund je einen Streich, diesmal aber oberhalb der wiedt anbringen. Dem Verkäufer soll in jedem Fall nur die abgewogene Menge berechnet werden.

Das Wiegeergebnis musste der Eisenwieger zusammen mit den Namen des Käufers und des Verkäufers den Hausmeistern im Kaufhaus mitteilen, damit diese dafür sorgen konnten, die dem Mainzer Erzbischof ("meinem gnädigsten Herrn") zustehenden Gebühren zu berechnen. Der Eisenwieger war verpflichtet, Nachforschungen über den Eigentümer anzustellen, wenn er sah, dass eine Partie Eisen in die Stadt transportiert wurde. Dies hatte er den Hausmeistern dann mitzuteilen.

Der Eisenwieger sollte besonders zwischen Mittwoch und Freitag, mehr als an anderen Tagen, am Rhein auf Schiffe achten, die Eisen brachten und dann fragen, wem die Ladung zustehe und solches den Hausmeistern melden.

Der Wieger war verpflichtet, die Eisenwaage nach Gebrauch wieder in das Kaufhaus zu bringen. Sollte es bereits Nacht oder das Kaufhaus geschlossen sein, musste er die Waage sofort abliefern, wenn das Kaufhaus wieder geöffnet wurde.

Im Mainzer Kaufhaus bzw. auf dem Eisenmarkt vor dem Eisenturm wurden mehrere Eisensorten gehandelt. Man unterschied Werkeisen (werckysen) und Stabeisen (schien radeysen). Man handelte mit Schareisen (scharen) und mit Stahl (stal).

Eisen, das im Transitverkehr (vberslag) nach Mainz kam, wurde nicht gewogen, es wurde aber eine Überschlagsgebühr fällig.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Aktualisiert am: 9.12.2014