Mainz in Rheinhessen

Das Mainzer Weißfrauenkloster

Weissfrauenkloster. Aquarell Franz Graf von Kesselstadt.

Das Weißfrauenkloster stand am Tiermarkt, dem heutigen Schillerplatz. Gemäß der Stiftungsurkunde des Klosters Mitte des 13. Jahrhunderts durch den Mainzer Bürger Eberzo sollten nur Frauen aufgenommen werden, die darin ein "unordentliches Leben" bereuen und abbüßen wollten. Diese Frauen bekannten sich zum Orden der hl. Maria Magdalena. Sie erhielten aufgrund ihrer weißen Leinenkleidung den Namen "Weiße Frauen". Der Name blieb bestehen, auch nachdem die Frauen zwischen 1291 und 1295 zum Zisterzienserorden übergetreten waren und nun graue Kleidung trugen. Das Kloster führte den Namen Neumünster, wie überhaupt die Benennungen Neumünster, Weiße Frauen, Maria Magdalena-Kloster und selbst Kloster der Reuerinnen in späterer Zeit abwechselnd vorkommen.
Die ursprünglich kleine Kirche erhielt 1408 einen größeren Chorbau und unter Äbtissin Ottilie Rosenberger 1475 einen dazu passenden Kirchenbau. In der Kirche standen fünf Altäre (Christus-, Marien-, Katharinen-, Peters- und Allerheiligenaltar). Äbtissin Anna Elisabeth ließ 1718 den sog. Fremdenbau am Markt ausführen.
Als das Kloster 1802 aufgehoben wurde, lebten noch 13 Weiße Frauen und vier ehemalige Mitglieder des Altenmünsterklosters im Kloster. 1803 wurden die Kirche und die Klostergebäude mit Ausnahme des Schlafhauses der Nonnen und des Fremdenbaus an den französischen General Lauer versteigert. Kirche und Klostergebäude dienten fortan als Militärhospital, das Schlafhaus wurde Kaserne und im Fremdenbau wurde der Speise- und Unterhaltungssaal der österreichischen Offiziere eingerichtet. Seit 1866 befanden sich dort Offizierswohnungen.
Die Kirche wurde im April 1812 abgerissen. Die Gebäude des Klosters am Schillerplatz sind heute fast völlig verschwunden. Lediglich der "Fremdenbau" des Klosters am Schillerplatz 7 (heute IHK) hat die Zeiten überdauert. Eine Tafel am Gebäude gibt folgende Information: "Fremdenbau des Weissfrauenklosters; Teil des ehem. Klosters der Zisterzienserinnen; 1718 erbaut." (Freundliche Mitteilung von Jan Willenberg-Sebastian) 

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
  • Dumont, Franz, u.a.(Hrsg.): Mainz – Die Geschichte der Stadt. Mainz 1999.
  • Gillessen, Günther(Hrsg.): Wenn Steine reden könnten. Mainzer Gebäude und ihre Geschichten. Mainz 1991.

Aktualisiert am: 30.092014