Waldalgesheim am Mittelrhein

0.Historische Häuser

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 18.08.2025

1.1.Denkmalzone Ernst-Esch-Straße 1–11 und 2–10, Gartenstraße 3–17 (ungerade Nummern), Provinzialstraße 26–32 (gerade Nummern)

Denkmalzone Ernst-Esch-Straße 1–11 und 2–10, Gartenstraße 3–17 (ungerade Nummern), Provinzialstraße 26–32 (gerade Nummern)
Einmündung der Ernst-Esch-Straße in die Provinzialstraße mit repräsentativen Kopfbauten (Provinzialstraße 28 und 30)[Bild: Dirk Zosel [CC BY-SA 4.0]]

Die zusammenhängende Siedlung mit kleinbäuerlichen Hofanwesen in der Ernst-Esch-Straße und der Gartenstraße bildet eine Denkmalzone in Waldalgesheim. Die Gebäude wurden zwischen 1916 und 1920 nach den Plänen des Architekturbüros Markwort und Seibert aus Darmstadt errichtet. Nachdem ein großer Teil des historischen Ortskerns von Waldalgesheim Anfang des 20. Jahrhunderts aufgrund von Bergschäden aufgegeben werden musste, wurde unter Bergwerksdirektor Ernst Esch eine bäuerliche Siedlung als Ersatz errichtet. Stilistisch folgt die Siedlung dem barockisierenden, bzw. neuklassizistisch geprägten Heimatstil. Dadurch steht sie in enger Verbindung zu den Gebäuden der Grube Dr. Geier, die etwa zeitgleich errichtet und vom gleichen Architekturbüro geplant wurden.

Die Hofanwesen sind als Hakenhöfe oder Dreiflügelanlagen mit querliegenden Scheunen errichtet. Die Höfe besitzen trauf- oder giebelständige Wohnhäuser, die als eineinhalb- bis zweigeschossige Putzbauten konzipiert sind. Sie verfügen über biberschwanzgedeckte Dächer und haben teilweise dreiecksgiebelbekrönte Zwerchhäuser. Die Fenster im Erdgeschoss verfügen meist über profilierte, geschweifte Verdachungen.

Die Hauptachse der Siedlung bildet die Ernst-Esch-Straße, die die Provinzialstraße mit der Gartenstraße verbindet. Die Einmündung der Ernst-Esch-Straße in die Provinzialstraße wird durch zwei Kopfbauten (Provinzialstraße 28 und 30) mit Walmdächern und polygonalen Erkern, eingerahmt. Am nördlichen Ende der Ernst-Esch-Straße befindet sich als Blickfang ein Heiligenhäuschen in romantisierenden Formen aus dem Jahr 1924.

Die Siedlung bildet eine einheitliche bauliche Gesamtanlage, im Stil der neueren „Darmstädter Schule“, und ist ein seltenes Beispiel für eine landwirtschaftlich geprägte Siedlung aus dem frühen 20. Jahrhundert. [Anm. 1]

1.2.Hochstraße 16A

Volutenstein, bez. 1753, als Spolie an der Hochstraße Nr. 16a.
Volutenstein, bez. 1753, als Spolie an der Hochstraße Nr. 16a.[Bild: Alfons Tewes [CC BY-SA 4.0]]

Im modern überformten Wohnhaus des 18. Jahrhunderts der Hochstraße 16A befindet sich in der straßenseitigen Giebelwand ein profilierter, barocker Volutenstein mit den Initialen AC und der Jahreszahl 1753. Bei diesem Stein handelt es sich um eine Spolie, dem Überrest eines älteren Bauwerks, der beim Bau eines neuen Gebäudes wiederverwendet wird. Der Volutenstein ist ein seltenes erhaltenes barockes Schmuckelement in Waldalgesheim und erinnert an den untergegangenen historischen Dorfkern des Ortes. [Anm. 2]

1.3.(Bei) Hochstraße 36

Historischer Laufbrunnen aus dem Jahr 1890 bei der Hochstraße 36, dem Standort des alten Dorfweihers.
Historischer Laufbrunnen aus dem Jahr 1890 bei der Hochstraße 36, dem Standort des alten Dorfweihers.[Bild: Dirk Zosel [CC BY-SA 4.0]]

Bei der Hochstraße 36 befindet sich ein alter Laufbrunnen aus dem Jahr 1890 am Standort des alten Dorfweihers. Er wurde nach den Plänen des Architekten Hoch aus Frankfurt am Main errichtet und bis zur Einführung der allgemeinen Wasserversorgung in Waldalgesheim 1913 genutzt. Der Laufbrunnen besteht aus einem Wasserbehälter aus Basaltlavaplatten mit profiliertem Sockel und Deckplatte. Davor befindet sich ein gusseisernes Becken, mit gotisierendem Fries. In der vorderen Seite des Trogs befindet sich ein Relief des Meeresgottes Neptun mit vier Pferden sowie die Jahreszahl 1882. [Anm. 3]

1.4.Neustraße 1 und 2 (ehem. evangelische und katholische Pfarrhäuser)

Die ehem. Pfarrhäuser von Waldalgesheim wurden 1841 flankieren die Einmündung der Neustraße in die Provinzialstraße und bildeten einen eindrucksvollen Zugang zum historischen, heute aufgrund von Bergschäden weitgehend aufgegebenen, Ortskern.
Die ehem. Pfarrhäuser von Waldalgesheim wurden 1841 flankieren die Einmündung der Neustraße in die Provinzialstraße und bildeten einen eindrucksvollen Zugang zum historischen, heute aufgrund von Bergschäden weitgehend aufgegebenen, Ortskern.[Bild: Dirk Zosel [CC BY-SA 4.0]]

An der Einmündung der Neustraße von der Provinzialstraße liegen zwei stattliche, beinahe identische ehemalige Pfarrhäuser der evangelischen (Nr. 1) und katholischen (Nr. 2) Kirchengemeinden in spätklassizistischen Formen von 1841. Die Gebäude sind als Putzbauten unter giebelständigen, flachen Satteldächern errichtet und besitzen Risalite in der Mittelachse mit runden Fenstern im Dreiecksgiebel. Die Pfarrhäuser weisen darüber hinaus einfach profilierte Sandsteingliederungen auf, wobei die einzelnen Stockwerke durch Gesimsverdachungen betont werden. In den straßenseitigen Giebeln zur Neustraße befinden sich Drillingsfenster. Die Hauseingänge befinden sich in der Mitte der hofseitigen Wand und verfügen über zweiflügelige Türen. Der Innenausbau sowie die tonnengewölbten Keller sind noch weitgehend im bauzeitlichen Zustand. Am evangelischen Pfarrhaus (Nr. 1) wurde um 1900 eine südliche Laube angebaut. Zur Provinzialstraße verfügen die beiden Anwesen über großzügige Vorgärten, die mit schmiedeeisernen Zäunen eingefriedet sind.

Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts ausgebaute Neustraße wird durch die beiden stattlichen Häuser torartig flankiert. Die beiden ehemaligen Pfarrhäuser bildeten damit einen eindrucksvollen Zugang zum alten, heute aufgrund von Bergschäden weitgehend aufgegebenen, Ortskern von Waldalgesheim. [Anm. 4]

Verwendete Literatur:

  • Krienke, Dieter: Ortsgemeinde Waldalgesheim. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Bd. 18.1 Kreis Mainz-Bingen. Worms 2007, S. 616–622.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz: Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Kreis Mainz-Bingen. Stand Mai 2025. Online verfügbar unter: https://gdke.rlp.de/fileadmin/gdke/Service/Mainz-Bingen_2025_05-12.pdf (aufgerufen am: 18.08.2025).

Anmerkungen:

  1. Vgl. Krienke 2007, S. 618; Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP 2025, S. 106. Zurück
  2. Vgl. Krienke 2007, S. 618; Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP 2025, S. 106. Zurück
  3. Vgl. Krienke 2007, S. 618; Generaldirektion Kulturelles Erbe RLP 2025, S. 106. Zurück
  4. Vgl. Krienke 2007, S. 617, 620. Zurück