Waldalgesheim am Mittelrhein

0.Evangelische Pfarrkirche

Verfasser: Jonathan Bugert M.A.

Erstellt am: 18.08.2025

Die evangelische Kirche Waldalgesheim wurde 1937/38 errichtet.
Die evangelische Kirche Waldalgesheim wurde 1937/38 errichtet.[Bild: Rudolf Stricker [Attribution]]

Die evangelische Kirche in Waldalgesheim ist ein geosteter, verputzter Saalbau mit dreiseitigem Schluss. Die Kirche wurde 1937/38 nach den Plänen von Otto Schönhagen (1885–1954) errichtet, dem Leiter des Provinzialkirchlichen Bauamtes des Rheinlandes. Die alte Dorfkirche musste zuvor aufgrund von Bergschäden aufgegeben werden. Die heutige Kirche befindet sich an der Ecke Kreuzstraße und Kirchstraße mitten im Ortsgebiet von Waldalgesheim.

2.1.Vorgängerbauten und Reformation

Die früheste Kirche von Waldalgesheim wurde erstmals 1150 erwähnt, als Erzbischof Heinrich von Mainz (um 1080–1153) bestätigte, dass der Binger Stiftspropst Anselm unter anderem den Zehnt der Gemeinde Waldalgesheim den Stiftsherren des Binger St. Martinsstifts wieder übergeben hatte. Waldalgesheim war zu diesem Zeitpunkt eine Filialgemeinde des Binger St. Martinsstifts. [Anm. 1] Einer Erzählung nach soll sich im Chor der alten Kirche eine Steininschrift befunden haben, nach der die Kirche 796 durch die Heilige Berta von Bingen gestiftet und dem Heiligen Dionysius geweiht worden sein soll. Belege für diese Stiftung sind jedoch nicht überliefert. [Anm. 2]

Historisches Luftbild von Waldalgesheim, 1931, mit der alten Kirche. Im Hintergrund auf dem Hügel die Grube Amalienhöhe/Dr. Geier.
Historisches Luftbild von Waldalgesheim, 1931, mit dem historischen Ortskern und den alten Kirchen[Bild: Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland [CC BY-SA 4.0]]

Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde die Reformation in Waldalgesheim eingeführt. Aufgrund der aufgeteilten Ortsherrschaft entwickelte sich der Ort schon bald zu einer gemischtkonfessionellen Gemeinde. Die Dorfkirche wurde daher spätestens ab 1697 offiziell als Simultankirche von beiden Konfessionen genutzt. Diese Regelung blieb bestehen, als 1791 anstelle der baufälligen Kirche ein Neubau errichtet wurde. Im Jahr 1870 beschloss schließlich die katholische Gemeinde den Bau einer eigenen Kirche, woraufhin die alte Kirche in den alleinigen Besitz der evangelischen Gemeinde überging. [Anm. 3]

In der Folge wurde die alte Dorfkirche 1875/76 umfassend renoviert und anstelle des Dachreiters ein Turm errichtet. Dabei wurde das Geläut von zwei auf drei Glocken erweitert. Im Zuge des Ersten Weltkriegs wurden zwei der drei Bronzeglocken für die Metallbedürfnisse der Kriegswirtschaft beschlagnahmt und eingeschmolzen. Nach Kriegsende wurden 1920 und 1921 neue Stahlglocken angeschafft. [Anm. 4]

2.1.Bau der neuen evangelischen Kirche

Karte der Bergschäden in Waldalgesheim auf einer Infotafel mit der Bebauung von 1908.. Die Rot markierten Häuser mussten aufgrund von Bergschäden aufgegeben werden. Die schwarz markierten Häuser sind die verbliebenen Häuser.
Karte der Bergschäden in Waldalgesheim auf einer Infotafel mit der Bebauung von 1908.. Die Rot markierten Häuser mussten aufgrund von Bergschäden aufgegeben werden. Die schwarz markierten Häuser sind die verbliebenen Häuser.[Bild: Marion Halft [CC BY-SA 3.0]]

Anfang der 1930er Jahre nahmen die Bergbauschäden im historischen Ortskern von Waldalgesheim immer weiter zu. So war auch die evangelische Kirche schwer beschädigt. Die Mannesmann AG, Mehrheitseigentümer der Grube Amalienhöhe/Dr. Geier, war zu einer Ausgleichszahlung verpflichtet und zahlte am 11. Januar 1937 nach längerer Verhandlung insgesamt 61.000 RM, die in einen Neubau investiert wurden. Die alte Kirche wurde schließlich abgerissen und ist heute noch durch verwitterte Grundmauern im 2003 eingerichteten Naturschutzgebiet des ehemaligen Bergwerksgeländes erkennbar.

Als Standort der neuen Kirche wurde zunächst ein Bauplatz an der Hauptstraße geplant. Aufgrund weiterer Bergschäden im Ortskern musste jedoch ein neues Gelände gefunden werden, woraufhin der heutige Standort, Ecke Kreuz- und Kirchstraße, ausgewählt wurde.
Zwischen 1937 und 1938 wurde an dieser Stelle die neue evangelische Kirche mit barockisierenden Elementen nach den Plänen Otto Schönhagens (1885–1954) gebaut. Es entstand ein nach Osten ausgerichteter, verputzter Saalbau mit Kirchenschiff, Turm mit spitzem Helm und offener Vorhalle. Der weiträumige Innenraum verfügt über eine Holzdecke mit Verzierungen des Kunstmalers Fritz Schönhagen (1888–1964). Aus der alten Kirche wurden der neuromanische, steinerne Altartisch, die Kanzel sowie die Kirchenbänke übernommen. Zudem wurde der Wetterhahn vom Turm der alten Kirche auf den neuen Turm übertragen. Am 27. März 1938 konnte die neue evangelische Kirche feierlich eingeweiht werden. [Anm. 5]

In der Vorhalle wurden zwei Denkmaltafeln für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges aus Waldalgesheim aus der Vorgängerkirche aufgestellt. Diese bilden mit einem neuen Buntglasfenster ein zusammenhängendes Denkmal. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Gedenktafeln um die Opfer dieses Krieges erweitert. [Anm. 6]

2.2.Die Kirche bis heute

In den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges wurde die evangelische Kirche durch deutschen Artilleriebeschuss beschädigt. In der Nachkriegszeit waren daher besonders am Außenputz und dem Dach Renovierungsarbeiten notwendig. Seitdem wurde die evangelische Kirche wiederholt renoviert und modernisiert. Im Jahr 1953 wurde der Glockenstuhl erneuert und eine elektrische Läuteanlage eingebaut. Zwischen 1977 und 1981 wurde eine neue Orgel mit 15 Registern von der Windesheimer Firma Oberlinger gebaut. Dabei wurden einige historische Pfeifen und Register der alten Orgel aus dem Vorgängerbau wiederverwendet. Im Jahr 2011 wurde die neue Orgel um drei weitere Register erweitert. [Anm. 7]

Die evangelische Kirche Waldalgesheim gehört heute zur Kirchengemeinde Münster-Sarmsheim-Waldalgesheim, der auch die Gemeinden Münster-Sarmsheim, Dorsheim, Genheim, Laubenheim (Nahe) und Rümmelsheim zugehören.

Verwendete Literatur:

Anmerkungen:

  1. Vgl. BW RggEbMz 28 Nr. 119. In: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe , URL: http://www.ingrossaturbuecher.de/id/source/14259 (aufgerufen am: 18.08.2025). Zurück
  2. Vgl. Hochgesand 1983, S. 31, S. 63. Zurück
  3. Vgl. Hochgesand 1983, S. 63–68; Krienke 2007, S. 618; 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 1. S. 7–9. Zurück
  4. Vgl. Krienke 2007, S. 618; Hochgesand 2008, S. 71; 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 1. S. 7–9. Zurück
  5. Vgl. 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 1 (März 2013), S. 9–11; 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 2 (Juni 2013), S. 3–7; Krienke 2007, S. 618. Zurück
  6. Vgl. 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 3 (September 2013), S. 6; 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 4 (Dezember 2013), S. 3; Krienke 2007, S. 618. Zurück
  7. Vgl. 75 Jahre evangelische Kirche Waldalgesheim. Teil 4 (Dezember 2013), S. 3–7. Zurück